Kapitel 28

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Auf der Rückfahrt lief im Auto leise Musik, welche mich beruhigte und ablenkte. Ich machte mir viel zu viele Gedanken darüber, was passieren konnte. Vermutlich würde aber nichts passieren. Ich belog meine Mutter und zog meine zwei besten Freundinnen mit hinein. Nur damit ich bei meinem Lehrer bleiben konnte und meiner Mutter nichts erklären musste. Bei dem Gedanken verkrampfte sich mein Magen und das schlechte Gewissen überfiel mich, wie eine schwarze Welle.
War es egoistisch von mir meine Mutter zu belügen und meine besten Freunde auszunutzen?

Ich spürte wie Daniel seine Hand auf mein Knie legte.
"Es wird schon alles gut. Olivia und Abigail werden dir sicherlich gleich zurück schreiben und du wirst sehen, dass sie dich unterstützen werden. Ihr seid nicht ohne Grund Freunde. Ihr könnt aufeinander zählen."

Es war süß, dass er versuchte mich aufzumuntern und zu beruhigen. Aber ich wusste, ich konnte mich erst etwas entspannen, wenn Liv und Abby mir geschrieben hatten. Selbst dann würde der Griff um meine Kehle nicht nachlassen.

Ich sah Daniel von der Seite an, um mich etwas abzulenken. Mal wieder fragte ich mich, wie das alles passieren konnte. Wie er sich in mich verlieben konnte? Wie es so weit kam? Aber mir fiel einfach keine logische Antwort ein. Was fand er an mir gut? Was brachte ihn dazu für mich seinen Job auf's Spiel zu setzen?
Erneut überkam mich die schwarze Welle des schlechten Gewissens.

Das vibrieren meines Handys unterbrach meine Gedanken. Blitzschnell sah ich auf das Display und meine Muskeln entspannten sich etwas. Abby und Liv hatten mir geschrieben. Sie deckten mich, aber wollten wissen mit wem ich wirklich unterwegs war. Ich tippte eine schnelle Antwort ein, dass ich es ihnen am Montag erzählte und bedankte mich bei ihnen. Jetzt konnte ich etwas besser durchatmen, aber dann kam der nächste Schlag.
Wie sollte ich ihnen von Daniel und mir erzählen ohne, dass sie uns verurteilten? Wie sollte ich ihnen von unserem Lehrer und mir erzählen?

"Du hattest Recht." Ich sah rüber zu Daniel und schluckte.
"Liv und Abby verraten mich nicht. Dafür wollen sie aber wissen mit wem ich wirklich unterwegs bin."

"Vertraust du ihnen?" fragte Daniel nach längerer Zeit und sah mich fragend an.

"Klar. Ich kenne sie schon seit dem Kindergarten. Wir würden alles für einander machen." verwirrt musterte ich ihn. Was meinte er damit?

"Wenn du ihnen vertraust, kannst du ihnen die Wahrheit sagen. Ich will nicht, dass du deine besten Freunde andauernd belügen musst wegen mir." er starrte weiter konzentriert auf die Straße.

"Aber-" versuchte ich ihn davon abzubringen.
Ja, ich vertraue meinen Freunden, aber es ging hier um seinen Job!

"Nein, Rose." Daniel unterbrach mich und machte eine ausladende Geste mit der Hand.
"Erzähl es ihnen ruhig. Wenn ich könnte, würde ich es der ganzen Welt erzählen."

Ungläubig sah ich ihn an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein?
"Wirklich?"

"Du vertraust ihnen und ich vertraue dir. Also ist es Okay für mich." Daniel sah mit einem warmen Lächeln kurz zu mir rüber. In seinen Augen spiegelte sich aber Nervosität.

Ich wusste, dass es nicht leicht für ihn war und war um so dankbarer dafür. Er eroberte immer mehr mein Herz, was ihm eigentlich schon gehörte seit ich ihn das erste Mal im Schulhaus gesehen hatte. Ich hatte mein Herz an ihn verloren. Liv und Abby hatten Recht. Ich war in Daniel verliebt.
Aber würde das reichen? Reichte es aus jemanden zu lieben, wenn man wusste, dass man den Kampf bereits verloren hatte, ohne überhaupt gekämpft zu haben?

Es war bereits mitten in der Nacht, als wir bei Daniel zu Hause ankamen. Ich war müde und ausgelaugt. Es hatte so viel Spaß gemacht mit Daniel zu reden, zu lachen und mit ihm rumzualbern. Jetzt war dieser schöne Tag auch schon zu Ende.
Hand in Hand machten wir uns auf den Weg zu Daniel's Wohnung. Ich musste mich mittlerweile daran gewöhnt haben seine Hand zu halten, aber es brach immer noch dieses überwältigende Kribbeln überall in meinem Körper aus. Das Gefühl von meiner kleinen Hand in seiner großen war einfach so schön.

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