Kapitel 18

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Die restliche Woche verging ohne besondere Ereignisse. Der Freitag verlief bisher auch relativ ruhig. Der Unterricht war entspannt und gerade stand ich nervös vor meinem Kleiderschrank. So wie letzte Woche auch, wusste ich nicht, was ich anziehen sollte. Das dritte Mal wühlte ich jetzt durch meine Sachen und fand einfach nichts. Frustriert ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte an die Decke.
Mit einer neuen Idee sprang ich aufgeregt wieder auf und rannte zu meinem Schrank. Ich lächelte, als ich endlich den dünnen Stoff in der Hand hielt. Schnell kramte ich noch nach einer schwarzen skinny Jeans und zog mich dann um.

Zufrieden sah ich in den Spiegel. Ich hatte eine hellblaue Bluse mit einem dunkelblauen Muster an, die einen etwas gewagten Ausschnitt und keine Ärmel hatte. Dazu zog ich mir noch meine grauen Chucks an und perfekt war mein Outfit.

Schnell packte ich meine Englischsachen in einen Beutel und ging damit und meinem Handy die Treppe runter. Vor dem Haus sah ich auch schon den bekannten Audi von Mr. Smith parken. Als er mich sah, breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus. Auch in mein Gesicht stahl sich ein aufgeregtes Lächeln.

"Hi" begrüßte ich ihn, als ich vor ihm stand und mein Lächeln wurde ungewollt breiter. Mein Herz hüpfte aufgeregt als ich ihn genauer musterte.

"Da freut sich ja jemand auf die Englischstunde." lachte er.

Ich verdrehte schmunzelnd die Augen und er schüttelte grinsend den Kopf. Wir stiegen in sein Auto ein und fuhren los. Die Fahrt verging angenehm ruhig und jeder hing seinen Gedanken nach.

"Da wären wir." sagte Mr. Smith, als er seine Wohnungstür aufschloss.

Wir betraten seine lichtdurchflutete Wohung und er bat mir etwas zu trinken an. Dankend nahm ich das Wasserglas entgegen und wir gingen in sein Arbeitszimmer.

"Ich würde sagen, wir wiederholen den Stoff von Dienstag und Mittwoch und fangen dann mit etwas Neuen an." schlug Daniel vor.

"Alles klar." nickte ich.

Daniel erklärte mir die nächsten Übungen und ich löste diese problemlos. Danach erklärte er mir eine neue Grammatikform, welche ich nach anfänglichen Schwierigkeiten verstand.

"Mach bitte die dritte Aufgabe im Buch und versuche alles alleine zu machen. Wenn du Hilfe brauchst ist das auch okay."

Wieder nickte ich zustimmend und versuchte mich an der Aufgabe.
Als ich jedoch bei einem Satz nicht weiterkam und etwas länger darüber nachdachte, fragte ich dann doch Mr. Smith.

"Hier bei dem Satz bin ich mir unsicher welche Form ich nehmen soll."

"Welche glaubst du denn passt besser?" fragte er.

"Die Normale?" antwortete ich ihm und ließ meinen Satz mehr wie eine Frage klingen.

Er nickte. "Genau."

Ich bearbeitete noch die restlichen Sätze und als ich fertig war, beendete er die Stunde.

"Willst du noch etwas essen? Das letzte Mal hattest du noch eine Verabredung." Mr. Smith klang etwas unsicher, was ich wirklich sehr süß fand.

Ich lächelte zaghaft. "Wieso nicht."

Wir gingen zusammen in die Küche und Daniel holte ein paar Zutaten aus seinen Schränken hervor.

"Was gibt es denn?" fragte ich neugierig, da ich aus den Zutaten nicht schlau wurde.

Daniel lächelte jedoch nur. "Lass dich überraschen. Du kannst das schonmal schneiden." Er zeigte auf einige Tomaten und Mozarella.

Ich nickte und ging seiner Aufforderung nach. Als ich dann auch ein Messer und ein Schneidebrett gefunden hatte, konnte ich loslegen.

"Wird das Tomate mit Mozarella?" fragte ich.

"Nein. Das kommt dann oben drauf." Er machte gerade eine Soße und ließ nebenbei Nudeln kochen.

Als ich fertig mit Schneiden war, suchte ich Teller und Besteck raus, um schon einmal den Tisch zu decken. Beziehungsweise die Theke.
Daniel holte eine Auflaufform aus einem Schrank und vermengte darin die fertigen Nudeln mit der Soße. Dann gab er noch die Tomaten und den Mozarella drüber und beförderte dies dann in den Ofen.

"Das Essen ist in fünfzehn Minuten fertig." informierte er mich und schaute mich zufrieden an.

"Dann bin ich mal gespannt. Du musst wissen, dass der Freund meiner Mutter Koch ist. Ich bin also ziemlich gutes Essen gewöhnt." sagte ich.

Ich dachte nicht darüber nach was dieser Abend für Konsequenzen hatte. Wir überschritten mit dem Essen eine Grenze. Aber der Moment fühlte sich einfach nicht so an, als wäre er mein Lehrer und ich seine Schülerin. Das Gefühl war einfach nur zu schön, um es genauer beschreiben zu können.

"Gut, dass ich hervorragend kochen kann." Daniel grinste und kam näher auf mich zu.
"Also-" Daniel legte eine Kunstpause ein und musterte mich. "Erzähl mir ein bisschen was über dich."

Fragend sah ich ihn an. "Was wollen Sie denn wissen?"

"Erzähl mir etwas von deiner Familie oder deinen Hobbys. Einfach etwas über dich."

"In Ordnung." sagte ich etwas zögerlich. Ich war leicht verwirrt und überlegte, was ich ihm erzählen konnte.
"Ich habe keine Geschwister und lebe mit meiner Mom und Jacques, dem Freund meiner Mutter, zusammen. Ich lese unglaublich gerne und ohne Musik würde ich einfach nicht überleben. Ich hätte gerne einen Hund, aber meine Mom ist der Meinung, dass ich mir einen anschaffen kann, wenn ich ausgezogen bin. Außerdem liebe ich meine zwei besten Freundinnen über alles und sie sind so was wie Schwestern für mich. Ich würde einfach alles für sie tun."

Daniel sah mich in Gedanken versunken an und musterte mich.
"Also bist du eher der Hundetyp." sagte er schließlich.

"Kann man so sagen."

Der Ofen piepte, Daniel drehte sich um und schaltete ihn aus.
"So, das Essen ist fertig." sagte er, als er die Auflaufform heraus holte.

Ich brachte ihm die Teller und er verteilte das unglaublich lecker aussehende Essen. Wir setzten uns auf die Barhocker und der Duft des Essens stieg mir in die Nase. Erst da bemerkte ich, was für großen Hunger ich eigentlich hatte.

"Lass es dir schmecken." sagte Daniel und belud sich seine Gabel.

"Danke, gleichfalls." auch ich tat mir einige Nudeln auf die Gabel und probierte sie zögerlich. Sobald ich kaute, merkte ich wie lecker es war und aß zufrieden weiter.

"Schmeckt es dir?" fragte Daniel in die angenehme Stille hinein.

Ich konnte nur nicken und versuchen zu lächeln, da ich den Mund zu voll hatte, um ihm eine richtige Antwort zu geben.
Als wir beide unsere Teller leer gegessen hatten, beschlossen wir abzuräumen.

"Ich helfe dir beim Abwaschen." bat ich Daniel meine Hilfe an.

"Du trocknest ab." forderte er und warf mir ein Wischtuch zu. Kichernd fing ich es auf und er begann Wasser in die Spüle zu lassen.

"Was machst du sonst so an Freitagabenden, wenn du nicht bei mir bist?" begann Daniel ein neues Gespräch. Sein Lächeln brachte seine Grübchen zum Vorschein und seine grünen Augen hinter seiner Brille strahlten.

"Meistens machen Liv, Abby und ich einen Mädelsabend. So wie letzte Woche. Deswegen musste ich auch gehen." erklärte ich ihm.

Er begann den ersten Topf abzuwaschen und gab ihn mir.

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Das zweite Kapitel für heute 🤗 Es geht langsam an's Eingemachte 🙈🙊

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