Kapitel 13

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Wie ich erwartet hatte, blieb ich noch lange wach. Aus einem Film auf Netflix wurden zwei, dann drei. Erst als es vier Uhr morgens war, packte mich die Erschöpfung und ich konnte nicht mehr weiterschauen. Mein Wecker war auf acht Uhr gestellt, ich hoffte, dass ich immerhin vier Stunde friedlich schlafen konnte. Natürlich war mir das aber verwehrt, stattdessen wurde ich von Albträumen geplagt, einer nach dem anderen. Die Personen, von denen ich angeschrien wurde, wechselten beständig, von meinen Eltern über Kian, dann doch wieder er. Als ich am nächsten Morgen von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen wurde, war ich einerseits vollkommen erschöpft und fühlte mich, als ob ich gar nicht geschlafen hatte, andererseits war ich heilfroh, den Träumen endlich entkommen zu sein. Einen Moment blieb ich im Bett liegen und versuchte, etwas wacher zu werden. Ich spürte, dass mir der Schlafmangel so sehr zusetzte, dass ich eher hyperaktiv wurde als alles andere. Gähnend stand ich auf, musste mich aber gleich wieder aufs Bett sinken lassen, da mir kurz schwarz vor Augen wurde. Ich stöhnte leise, da ich zusätzlich von Kopfschmerzen erfasst wurde. Gottseidank war das alles schnell wieder vorbei, sodass ich tatsächlich aufstehen konnte und mich zu meinem Fenster begab, wo ich erstmal den Rollladen aufmachte. Sofort tauchte Sonnenschein mein Zimmer in warmes Licht und ich seufzte erleichtert. Wenigstens war das Wetter heute gut, das würde ein Treffen mit Jonah definitiv angenehmer machen. Zu lange konnte ich die Sonne allerdings nicht genießen, ich wollte mich ja möglichst schnell fertig machen, um mich mit Jonah zu treffen. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Unglaublich dass ich mich tatsächlich mit ihm treffen würde. Schnell schnappte ich mir frische Unterwäsche, dann begab ich mich ins Bad, um zu duschen.
 
Als ich eine Viertelstunde später mit geputzten Zähnen und noch leicht nassen Haaren wieder in mein Zimmer ging, wurde ich vor die größte Herausforderung des heutigen Tages gestellt: was sollte ich anziehen? Es musste zum Wetter passen, aber dick genug sein, mich auch bei Wind warm zu halten. Außerdem sollte es nicht zu formal sein, aber auch nicht zu einfach. Ich stand eine ganze Weile vor meinem Kleiderschrank, bevor ich mich dazu entschloss, einfach etwas anzuziehen, in dem ich mich wohlfühlte. Im Endeffekt wurden es eine schwarze Skinnyjeans, ein roter Hoodie und eine Jeansjacke darüber. Ich betrachtete mich im Spiegel und hoffte, dass mein Outfit gut genug für Jonah war. Dann sah ich auf die Uhr und nickte zufrieden. Es war erst viertel vor neun, also hatte ich vermutlich auch noch genug Zeit, etwas zu essen, denn ich hatte ausnahmsweise einmal Hunger. Vermutlich lag es an meiner guten Laune, die mich allgemein aufheiterte und auf meinen Hunger für den Moment schürte. Mit relativ schwungvollem Schritt verließ ich mein Zimmer und begab mich nach unten, um etwas zu essen. In der Küche angekommen verschwand meine gute Laune allerdings innerhalb weniger Sekunden. Mir gegenüber stand Kian, der mich mit emotionslosem Ausdruck im Gesicht anstarrte. „Morgen“, brachte ich leise hervor, doch ich erhielt keine Antwort. Ich seufzte leise, während ich mich an Kian vorbeischob und zum Kühlschrank ging, um mir Milch zu holen. Ich fühlte mich sehr unwohl, weil ich merkte, dass Kian mich bei jeder meiner Bewegungen beobachtete. Am liebsten würde ich wieder abhauen, aber mein Hunger war zu groß dafür. Also versuchte ich einfach, ihn zu ignorieren, auch als ich mich an die Kücheninsel setzte und mein Müsli aß. Erst dann drehte Kian sich um und verschwand aus der Küche. Ich stieß die Luft aus, die ich unbewusst angehalten hatte und begann zu essen. Kian war ein Problem, mit dem ich mich gerade nicht befassen wollte, es gab heute wichtigeres. Interessanteres.
 
Als ich um viertel nach neun endlich an der Haltestelle stand, war meine Nervosität immens. Ich hatte keine Ahnung, was wir machen wollten, ich wusste nicht, ob das heute gut oder schlecht laufen würde, aber ich wusste, dass ich es ausprobieren musste. Wenn ich an Jonah dachte, war ich zwar aufgeregt, aber ich hatte auch das Bedürfnis, ihn näher kennenzulernen, mit ihm zu kuscheln, mich begehrt zu fühlen. Diese Gefühle waren neu, vermutlich auch ausgelöst durch die ganzen Filme, die ich heute Nacht konsumiert hatte. Ich hatte so viele schwule Paare gesehen, ich wollte das selber auch haben. Meine Aufmerksamkeit wurde auf ein mir bekanntes Auto gelenkt, dass direkt vor mir hielt und mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Schnell machte ich die Türe auf und stieg ins Auto ein. Erst, als ich mich vergewissert hatte, dass niemand in der Umgebung war, drehte ich mich zu Jonah.

Because of you....Where stories live. Discover now