Kapitel 5

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"Scheiße! Wir sind viel zu spät dran!", beschwerte sich Erik und fluchte leise, während wir die Treppe hinaufrannten. "Aber... auch...nur..., weil... du... dich... nicht von... Jaimie... verabschieden... konntest...", brachte ich abgehackt hervor. Brienna warf mir nur einen bösen Blick zu, antwortete aber nicht, weil sie ebenso außer Atem war wie ich. Wir hatten beide nicht die Kondition, um zu reden. Endlich waren wir am oberen Ende der Treppe angekommen und bogen nun in den langen Gang ein, an dessen Ende der Chemiesaal lag.

Durch den Bewegungsmelder gingen die Lichter an, erhellten den Gang in kaltem, grellem Licht, sodass wir sehen konnten, dass die Tür noch offen war. Mr. Benett redete wohl noch mit einem Schüler aus einer anderen Klasse, der wohl noch eine Frage hatte. Gottseidank, er war eindeutig unser Retter. Wir legten also einen letzten Sprint ein, denn leider verabschiedete sich unser Retter jetzt doch von Mr. Benett, weswegen Brienna noch zusätzlich rief: "Halt! Warten Sie!"
Wir waren nur noch einige Meter vom Klassenzimmer entfernt, sodass sowohl Brienna als auch Erik langsamer wurden und unter Mr. Benetts prüfendem Blick ins Klassenzimmer huschten. Anders als ich. Ich war deutlich zu schnell und konnte nicht mehr abbremsen, weswegen ich, auch dank meines nicht sonderlich guten Gleichgewichtssinns, ausrutschte und mich nicht mehr halten konnte. In der einen Sekunde schaute ich noch in Mr. Benetts überraschtes Gesicht, in der nächsten befand ich mich schon auf dem Boden. Vor Mr. Benett. Genauer gesagt vor seinen schwarzen Adidas, die ich nun aus nächster Nähe bewundern. Meine Güte hatte er große Füße.

"Alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?", hörte ich auch schon die angenehm tiefe Stimme meines Lehrers, die mir, wie fast immer, wenn ich sie hörte, eine Gänsehaut bescherte. Sofort stieg mir die Röte ins Gesicht. Natürlich musste ich mich mal wieder blamieren. Wer auch sonst? Am liebsten würde ich einfach liegenbleiben und nie wieder aufstehen. Ich hörte auch schon einige Leute aus meinem Kurs lachen, rappelte mich aber währenddessen wieder auf, versuchte die anderen zu ignorieren und antwortete Mr. Benett, vermied es jedoch ihn anzusehen, konzentrierte mich stattdessen auf den Boden vor seinen Füßen. "Jaja, alles gut, nix passiert", murmelte ich leise und ohne meinen Lehrer auch nur einmal wirklich angesehen zu haben, schob ich mich schnell an ihm vorbei. Das Lachen der anderen, sowie einige spöttische Kommentare wie "Na Taylor, guten Rutsch gehabt?", versuchte ich soweit wie möglich zu ignorieren, als ich in den Raum kam. Schnell ließ ich mich auf meinen Platz in der hintersten Reihe neben Erik fallen, ignorierte ihn aber, ich musste erstmal meine Gedanken sortieren und mein rasendes Herz wieder beruhigen.

Auch Mr. Benett war inzwischen in den Raum gekommen und hatte die Türe geschlossen. Jetzt stand er vor der Klasse, um seinen Unterricht zu beginnen, weshalb wir alle aufstanden. Notgedrungen hob ich meinen Blick, den ich bisher die ganze Zeit über gesenkt hatte, auch wieder und sofort fanden seine stechend grauen Augen meine. Mir stockte der Atem, so intensiv war sein Blick, gottseidank wandte er sich nach einigen Sekunden ab und begrüßte die Klasse.
Danach ließen wir uns wieder auf unseren Plätzen nieder und Mr. Benett begann mit einer Abfrage. Ich war gottseidank heute nicht der Unglückliche, den die Abfrage traf, also legte ich meinen Kopf auf dem Tisch ab. Die Müdigkeit machte mir immer mehr zu schaffen. Schon nach kurzer Zeit konnte ich die Augen nicht mehr offenhalten, konnte nichts mehr dagegen tun, nicht mehr dagegen ankämpfen. Mein Körper holte sich lange benötigten Schlaf zurück.

Langsam reichte es mir wirklich. Warum musste man als Schulklasse immer Exkursionen machen? Und dann auch noch nachts! In einer Woche waren bereits Sommerferien, also warum mussten wir jetzt diesen verdammten Ausflug machen? Und was machten wir auch noch? Besuchten eine verdammte Zeitungsdruckerei. Meine Laune war bereits im Keller und wurde auch nicht besser, als ich sah, dass wir jetzt auch noch eine relativ schmale und ziemlich steile Treppe erklimmen mussten. Weil sie so schmal war, mussten wir nacheinander hochgehen, Erik lief vor mir und Brienna war irgendwo hinter uns, wir hatten sie zwischen den anderen verloren. Wir liefen nun also die Treppe nach oben, wobei ich nicht wirklich auf meine Schritte achtete. Ein großer Fehler, denn ich stolperte über eine Stufe und fiel nach vorne. Zwar konnte ich mich halbwegs abfangen und war so eigentlich wieder sicher, doch zu meinem Entsetzen spürte ich Hände an meinem Körper. Eine Hand lag von hinten an meiner Hüfte, eine andere war an meiner Taille. Mir war klar, dass der Mann, anhand der Größe der Hände war es definitiv ein Mann, mich nur davor bewahren wollte zu stürzen, doch trotzdem wurde ich augenblicklich rot. Und noch roter, falls das überhaupt möglich war, als ich Mr. Benetts Stimme hörte: "Taylor, alles in Ordnung?" Meine Augen weiteten sind geschockt. Scheiße. Ausgerechnet Mr. Benett hielt mich fest?! Schnellstmöglich stand ich auf, sodass er seine Hände wieder von mir löste und nuschelte nur: "Mir geht's gut, danke". Danach ging ich so schnell wie möglich weiter und obwohl die Hände meines Lehrers sich nicht mehr auf meinem Körper befanden, hatte ich das Gefühl, als würden diese Stellen jetzt in Brand stehen. Wieso ich so fühlte? Keine Ahnung.
Ich ging weiter und hoffte, dass niemand etwas mitbekommen hatte, diese Hoffnung wurde allerdings von Brienna zerstört, die lachend zu mir aufschloss, als wir endlich oben waren. "Du Opfer! Bin ich froh, dass mir das nicht passiert ist!", brachte sie lachend heraus. Ich verdrehte nur die Augen.

Because of you....Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz