Kapitel 33

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PoV Taylor:

Der erste Schultag nach den Sommerferien lief doch irgendwie immer gleich ab. Die Aula der Schule war vollgestopft mit Schülern, die erst den Weg zu ihrem neuen Klassenzimmer finden mussten, die sich überschwänglich umarmten, weil sie sich die Ferien über nicht gesehen hatten und natürlich waren in dem ganzen Gewusel auch noch die neuen Fünftklässler mit ihren Eltern dabei. Die Winzlinge schauten sich mit großen Augen um, denn unsere Schule war definitiv größer als jede der Grundschulen, die die Kids bisher besucht hatten. Ich stand auf der Treppe, die in der Mitte der Aula in den Ersten Stock führte und konnte das ganze Chaos so gut überblicken. Aber dieses Jahr war es einfach anders. Es war das letzte Mal in meinem Leben, dass ich diesen ersten Schultag als Schüler miterleben würde.

Ich war völlig in Gedanken versunken und bekam deshalb den Schock meines Lebens, als ich plötzlich von hinten umarmt wurde. „Hey Taylor", schrie mir Phillipp beinahe ins Ohr, um das Geschrei zu übertönen. Ich drehte mich in seinen Armen um und umarmte nochmal richtig. Ja, wir hatten in den Ferien viel Zeit miteinander verbracht, aber er war nun mal einer meiner besten Freunde und ich hatten ihn – und auch die anderen – sehr vermisst. „Hey Phillipp", begrüßte ich ihn und löste mich wieder von ihm. „Hast du die anderen gesehen?", fragte ich und er nickte freudig. „Ja, wir haben dich gesucht! Wir haben jetzt dann gleich ein Treffen mit der restlichen Stufe im Filmsaal, deshalb haben wir dich gesucht!" Er grinste mich an und bedeutete mir dann, dass ich ihm folgen sollte. Wir schoben uns durch die Massen von Menschen, die sich gottseidank so langsam verteilten. Ich sah auch einige Lehrer, Jonah jedoch nicht. Erst als wir am tiefergelegenen Teil der Aula vorbeikamen, in dem sich jetzt langsam die neuen Fünftklässler sammelten, sah ich ihn. Jonah stand mit drei anderen Lehrern etwas abseits und beobachtete die Kinder. Und ich? Ich schmolz förmlich dahin bei seinem Anblick. Gut wir hatten uns Samstag erst gesehen, aber es war meiner Meinung nach trotzdem viel zu lange her. Er trug ein weißes Hemd, durch das man seinen gut gebauten Körper durchaus erkennen konnte. Außerdem hatte er seine Haare ausnahmsweise mal gestylt, was ihm ebenfalls sehr gut stand. Ich hatte kaum bemerkt, dass ich stehengeblieben war, bis Phillipp plötzlich neben mir auftauchte und mich kurz fragend ansah, bevor er meinem Blick folgte. Sofort bekam ich Panik. Was wenn er etwas ahnen würde? Was wenn Phillipp mich fragen würde? Ich war ein schrecklicher Lügner!

Obwohl ich innerlich beinahe vor Angst starb, versuchte ich, mir nach außen hin nichts anmerken zu lassen und stattdessen auf Phillipps Reaktion zu warten. Der drehte sich wieder zu mir und sah mich ernst an. „Echt heftig, dass die Dr. Stein auf Fünftklässler loslassen, oder? Also ich kann mir bessere Klassenlehrer vorstellen", meinte er und hatte Jonah gar nicht beachtet. Verwirrt sah ich nochmal hin – tatsächlich, da stand Dr. Stein neben Jonah. Den hatte ich gar nicht bemerkt, aber ich beschloss, das Spiel einfach mitzuspielen. Gespielt entsetzt sah ich nochmal zu unserem Biologielehrer und nickte dann zustimmend. „Oh ja. Also ich hatte ja Mrs. Darling und die war schon schlimm genug. Aber Dr. Stein... die armen Kinder", meinte ich uns sah Phillipp grinsend an. Er erwiderte meinen Blick und grinste ebenfalls, doch ich konnte einen Funken Traurigkeit in seinen Augen erkennen. Sofort fiel mir unser Gespräch vor ein paar Monaten wieder ein, in dem er mir seine Verliebtheit gestanden hatte. Schnell brach ich den Blickkontakt, spürte aber trotzdem, dass ich leicht rot wurde. Ich räusperte mich und sah mich anschließend in der Aula um, die sich inzwischen geleert hatte.

„Na komm", meinte ich und setzte mich in Bewegung, „Sonst kommen wir am ersten Schultag zu spät." Mit diesen Worten machten wir uns wieder auf den Weg zum Filmsaal, wo ich meine anderen Freunde auch endlich wiedersah. Brienna und Millie begrüßten mich jeweils überschwänglich, Erik war ein wenig zurückhaltender, aber trotzdem schien er sich zu freuen, mich mal wieder zu sehen. Ich sah mich automatisch um und suchte nach Jaimie. Brienna bemerkte meinen suchenden Blick und seufzte traurig auf. „Ich suche ihn auch die ganze Zeit. Es kommt mir so vor, als würde er jeden Moment herkommen und einen seiner Witze reißen. Ich muss mich ständig erinnern, dass er gerade irgendwo in New York ist und die Stadt erkundet." Ich seufzte und sah in Briennas braune Augen. „Ja, ich auch. Die Vorstellung, dass wir jetzt die Ältesten sein sollen, ist so komisch. Das waren wir nie. Jaimie und Naomi und all die anderen waren immer älter und immer da. Und jetzt sind sie weg. Es fühlt sich total unwirklich an", murmelte ich und die anderen nickten zustimmend. Bevor wir jedoch noch weiterreden konnten, schob sich unser Lehrer durch die Schüler und sperrte den Saal auf, sodass wir uns erstmal darauf konzentrieren mussten, einen Platz zu finden. Ich seufzte. Dann sollte der letzte erste Schultag jetzt also beginnen.

Because of you....Where stories live. Discover now