Kapitel 15

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Montage waren schon immer beschissen gewesen. Morgens aus dem Bett zu kommen war schon schwierig genug, aber wenn man die ganze Nacht von Albträumen geplagt wurde, war es definitiv noch schwieriger. Gähnend quälte ich mich aus dem Bett und wollte gar nicht erst wissen, wie schlimm ich aussehen musste. Nach einer Dusche ging es mir zwar wieder etwas besser, aber trotzdem nicht sonderlich gut. Ich packte meine Sachen für die Schule ein, ging nach unten und versuchte dabei, niemandem aus meiner Familie zu begegnen. Klar, Mum und ich hatten ja theoretisch alles geklärt, aber trotzdem war ich nicht dazu aufgelegt, mich mit irgendjemandem zu unterhalten. Erst als ich das Haus verließ und zur Bushaltestelle ging, erwachten meine Lebensgeister wieder. Über Nacht hatte es irgendwann aufgehört zu regnen, sodass nur noch die Wolken übrig geblieben waren, die von einem relativ warmen Wind zum Meer hin getrieben wurden. Ich atmete tief ein und genoss den Geruch, es roch nach Frühling, der hoffentlich bald die letzten Ausläufer des Winters vertreiben und der Natur neues Leben einhauchen würde.
 
Der Montag ging gottseidank relativ schnell vorbei. Dadurch, dass ich von Samstag auf Sonntag relativ viel Schlaf gehabt hatte, war der Schlafmangel nicht allzu extrem, sodass ich mich relativ gut konzentrieren konnte. Schwieriger war es in den Pausen, oder wann immer ich wusste, dass die Chance bestand, auf Jonah zu treffen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte, wenn ich ihn traf und war momentan beim Plan, ihn einfach zu ignorieren. Gottseidank war das Schicksal heute auf meiner Seite, sodass ich Jonah den ganzen Tag nicht sah. Als ich wieder zuhause war, wurde meine Anspannung jedoch größer. Zwar würde ich ihn heute nicht mehr sehen, aber dafür hatten wir morgen eine Doppelstunde Chemie, in der es mir unmöglich sein würde, meinen Lehrer zu ignorieren. Ich versuchte, mich davon nicht zu sehr beeinflussen zu lassen und stürzte mich stattdessen in Hausaufgaben, bis es Zeit war, schlafen zu gehen.
 
Am Dienstagmorgen war ich tatsächlich noch aufgeregter, als am Abend zuvor. Chemie konnte mir einerseits nicht schnell genug kommen, andererseits wollte ich diese Doppelstunde soweit herauszögern wie möglich. Aber als wir nach der großen Pause vor dem Chemiesaal waren und auf unseren Lehrer warteten, hatte ich mehr oder weniger mit meinem Leben abgeschlossen. Vor meinem inneren Auge spielte sich ein Film ab, mit Erinnerungen, was in diesem Raum passiert war, an die Küsse, die stattgefunden hatten. Erst Brienna riss mich wieder aus meinen Gedanken. „Hey Taylor? Kommst du? Oder willst du hier draußen stehen bleiben?", fragte sie mit einem amüsierten Gesichtsausdruck in den Augen. Ich kam wieder zurück in die Realität, stellte fest, dass alle anderen bereits reingegangen waren und nickte dann schnell. „Äh ja, ich komme", meinte ich und setzte mich schnell in Bewegung.
 
Wie hatte ich nicht bemerken können, dass Jonah an mir vorbeigegangen war? Schnell schüttelte ich den Kopf und begab mich zu meinem Platz. Noch hatte der Unterricht nicht angefangen, weswegen es ziemlich laut war, was mich aber nicht störte. Während ich meine Sachen auspackte und betete, diese 90 Minuten irgendwie zu überstehen, beobachtete ich Jonah. Auch er war gerade dabei, seine Unterrichtsmaterialien herzurichten, aber als er den Blick hob, sah er mich direkt an. Er lächelte leicht und ich wurde sofort rot, weswegen ich den Blick schnell abwand. Oh Gott, ich war so offensichtlich! Am Ende der Stunde würde jeder wissen, dass zwischen Jonah und mir etwas lief... naja, mehr oder weniger. Meine Gedankengänge wurden beendet, als Jonah die Stimme erhob und mit seinem Unterricht begann. Ich atmete tief durch. Ich musste mich jetzt echt zusammenreißen.
 
Als ich nach zwei langen Schulstunden das Klassenzimmer endlich verlassen konnte, atmete ich tief durch. Erleichterung durchströmte mich, Erleichterung, nicht aufgeflogen zu sein. Am liebsten wäre ich nach der Stunde noch geblieben, einfach, um mit Jonah zu reden, aber das wäre zu auffällig gewesen. Stattdessen hatten ein leichtes Lächeln und ein sehnsüchtiger Blick ausreichen müssen. Wenigstens musste ich bis Freitag keine Chemiestunde mehr überleben, sondern konnte mich hoffentlich mehr auf die Schule konzentrieren. Der restliche Schultag war ziemlich langweilig, es passierte nichts nennenswertes mehr. Auch der Mittwoch und Donnerstag liefen ähnlich ab, es passierte einfach nichts, was in irgendeiner Weise spannend war. Auch Jonah sah ich nicht oft und musste mich stattdessen damit begnügen, mit ihm per WhatsApp zu schreiben, aber gut. Es gab schlimmeres und ich war mir sicher, dass wir uns bald wieder in Ruhe sehen würden.

Because of you....Where stories live. Discover now