Kapitel 19

175 5 3
                                    

Eine halbe Stunde später war ich absolut tiefenentspannt. Nach der Dusche waren sowohl Jonah als auch ich viel zu erhitzt gewesen, um uns wirklich Klamotten anzuziehen. Deswegen lagen wir jetzt zusammen auf dem Sofa, nur in Boxershorts bekleidet. Wir hatten seit Ewigkeiten kein Wort mehr gesprochen, sondern lagen nur im Halbschlaf ineinander verschlungen da. Ich hatte mich irgendwie zwischen Jonahs Beinen positioniert und meinen Kopf auf seiner Brust abgelegt, hörte nur auf seinen ruhigen Herzschlag, während Jonah seine Hände in meinen Haaren hatte und mir kleine Zöpfe flocht. Ich war so glücklich wie noch nie, denn meine Gedanken waren quasi nicht vorhanden. Keine negativen Gedanken, sondern lediglich Gedanken an den attraktiven Mann neben mir, dessen Aufmerksamkeit ausschließlich auf mir lag. Ich dachte nochmal zurück an diese unglaublich gute Zeit, die ich mit Jonah genießen konnte, an die neuen Gefühle, die ich hatte spüren dürfen. Es war einfach nur toll gewesen.
 
Meine Gedanken wurden von einer Bewegung hinter mir unterbrochen, denn Jonah regte sich plötzlich und schob mich etwas von sich runter. „Jonah… was machst du?“, fragte ich, noch immer schläfrig, während ich den Älteren beobachtete, wie er aufstand und mir den Rücken zuwandte. Nicht dass ich mich beschwerte, denn so konnte ich Jonahs Hintern in aller Ausgiebigkeit betrachten. Die Boxershorts lag eng an seinem Hintern an und saß so tief, dass sie in mir erneut wilde Fantasien entlockte. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob mein Körper für Runde zwei bereit war, vor allem mein unterer Rücken tat doch noch ziemlich weh. Jonah hatte sich definitiv nicht zurückgehalten.
 
„Ich wollte schnell mein Handy holen und Pizza bestellen. Passt das für dich?“, fragte Jonah und drehte sich wieder zu mir um. Ich musste meinen Blick regelrecht von seiner Mitte losreißen, bevor ich ihm antworten konnte. „Ja, gerne“, sagte ich und setzte mich dann ebenfalls auf, um mal mein Handy zu suchen. Ich schaute mich suchend im Wohnzimmer um, bis mir irgendwann einfiel, dass meine Hose ja noch im Schlafzimmer lag. Dort angekommen zog ich es aus meiner Tasche und mein Herz sank mir in die Hose, als ich eine Nachricht von meiner Mutter sah.
 
Hallo Taylor, wann kommst du denn heute Abend nach Hause?
 
Ich schluckte schwer, denn an meine Mutter hatte ich die letzten Stunden nicht gedacht. Statt ihr zu antworten schaltete ich mein Handy aus und schmiss es wieder zurück auf meine Klamotten. Mir war klar, dass das nicht gerade das erwachsenste Verhalten war, aber wenn ich verglich, wie ich meinen Abend verbringen konnte, war die Option, bei Jonah zu sein, definitiv die bessere. Ich wollte nicht zurück zu meinen Eltern, die so unglaublich paranoid waren, ich wollte nicht zu Kian, der noch immer so wütend auf mich war. Ich wollte einfach bei Jonah bleiben und mir im besten Fall nochmal die Seele aus dem Leib ficken lassen. Ich hatte Blut geleckt und wollte die Zeit mit Jonah so gut wie möglich nutzen.
 
Als ich wieder ins Wohnzimmer kam sah Jonah mich direkt fragend an und hielt mir eine Karte von einer Pizzeria ins Gesicht. „Was willst du für eine?“, fragte er und es fiel mir schwer, mich auf etwas anderes als den tiefen Klang seiner Stimme zu konzentrieren. „Ähm… ich nehme die hier“, sagte ich und tippte eine Nummer an. Jonah nickte und wählte dann die Nummer der Pizzeria. Ich legte mich währenddessen wieder aufs Sofa und war schon bald wieder in Gedanken versunken. Als ich hörte, dass Jonah den Anruf beendet hatte, drehte ich mich zu ihm und sah ihn neugierig an. „Sag mal Jonah, kann ich heute bei dir bleiben?“, fragte ich und biss mir auf die Lippe, unsicher, was er sagen würde. Jonah, der bis gerade eben noch mit seinem Handy beschäftigt gewesen war, sah mich überrascht an. „Musst du nicht nach Hause?“, fragte er mich und ich seufzte leise. „Ja, eigentlich schon, aber… ich möchte heute Nacht bei dir bleiben“, gab ich zu und versuchte, meine Worte ehrlich klingen zu lassen. Jonah zuckte mit den Schultern und sah mich dann wieder an. „Ich meine, klar, wenn du wirklich hier bleiben willst, ich habe nichts dagegen“, meinte er und Enttäuschung flutete durch meinen Körper.
 
Ich stand auf und ging zu Jonah, versuchte seinen Körper für den Moment zu ignorieren. „Du hörst dich nicht sonderlich enthusiastisch an“, stellte ich fest und legte meine Hände auf seine Brust. „Ich kann auch gehen, aber ich fände das sehr schade“, sagte ich ehrlich und sah neugierig in Jonahs Gesicht. Der Größere hatte die Augen geschlossen und lehnte sich meinen Berührungen entgegen. Ich hingegen ließ meine Hände weiter über seinen Bauch fahren, sein definiertes Sixpack, die ausgeprägten Brustmuskeln und auch seine Nippel. „Also, was sagst du?“, raunte ich in Jonahs Ohr und stoppte meine Bewegungen. Der Mund des Größeren war leicht geöffnet und lud quasi zum Küssen ein, doch ich wollte noch nicht, denn ich hatte noch keine Antwort bekommen. „Nein, bitte bleib“, sagte Jonah und umklammerte meine Handgelenke. „Ich meinte das nicht negativ, aber ich will dich nicht dazu bringen, bei mir zu bleiben, wenn du das gar nicht willst“, stellte Jonah klar und wich etwas vor mir zurück. Ich seufzte leise und sah meinem Gegenüber dann tief in die Augen. „Jonah, ich meinte das ernst. Ich will wirklich nicht nach Hause. Und wir beide, wir haben doch gerade erst angefangen uns näher zu kommen, findest du nicht, wir sollten das ausnutzen?“
 
„Doch, doch das sollten wir wirklich tun“, stimmte mir Jonah mit einem Grinsen zu und überbrückte den Abstand den er zwischen uns geschaffen hatte wieder, um mich zu küssen. Es war ein langer, leidenschaftlich Kuss, bei dem viel Zunge im Spiel war und einige Küsse später fanden wir uns auf dem Sofa wieder, ich in Jonahs Schoß sitzend. Ich genoss diese kleine Dominanz, die ich dadurch innehatte und ich genoss sie, indem ich mich mal wieder an Jonahs Hals festsaugte. Vermutlich wären wir weiter gegangen, doch bevor es zu intimerem Körperkontakt kommen konnte, klingelte es an der Tür. Jonah stöhnte enttäuscht auf und sah mich entschuldigend an. „Das wird dann wohl die Pizza sein. Tja, dann müssen wir das eben auf später verschieben“, stellte er fest und schenkte mir noch ein zweideutiges Lächeln, bevor er mich von sich runterschob. Schweratmend setzte ich mich auf dem Sofa wieder gerade hin und fuhr mir mit der rechten Hand durch meine Haare, die vermutlich völlig unordentlich auf meinem Kopf lagen. Dann versuchte ich, sowohl meine Atmung, als auch meine Erregung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Meine Güte, ich war doch heute schon zweimal gekommen, was hatte Jonah nur an sich, dass mich so derartig unkontrolliert werden ließ?
 
Ich konnte meinen Gedankengängen nicht länger nachgehen, weil Jonah in diesem Moment wieder reinkam, diesmal mit zwei Pizzakartons in der Hand. Er grinste mich an, stellte die Kartons dann auf seinen Esstisch und machte eine ausschweifende Geste. „Essen ist fertig“, meinte er und schien beinahe stolz zu sein. Ich lachte kurz und gesellte mich dann zu Jonah, denn ich hatte tatsächlich Hunger. Etwas, was in der letzten Woche wieder öfter vorgekommen war und dass ich auch an meinem Körper sofort merkte. Auch jetzt, noch immer nur in Boxershorts bekleidet konnte ich gottseidank wieder sagen, dass mein Oberkörper wieder gesünder aussah und nicht mehr ganz so abgemagert wirkte, wie noch letzten Monat.
 
Als ich den Pizzakarton öffnete, lief mir beinahe das Wasser im Mund zusammen. Pizza Regina. Meine Lieblingspizza. Als ich zu Jonah sah musste ich jedoch lachen. „Was?“, fragte er und schaute mich mit einem Grinsen an. „Hawaii? Ernsthaft? Wer mag denn bitte Ananas auf Pizza?“, fragte ich und es tat gut, mal über so etwas banales wie Pizza zu reden. „Ey, Pizza Hawaii schmeckt lecker! Hast du sie denn schon mal probiert?“, fragte er entrüstet und ich schüttelte grinsend den Kopf. „Nein, tatsächlich nicht“, gab ich zu und nahm demonstrativ ein Stück meiner Pizza. „Naja, wenn du es noch nicht probiert hast, dann kannst du ja auch nicht wissen, ob es dir wirklich nicht schmeckt“, stellte Jonah fest. Doch ich schüttelte den Kopf und lehnte dankend ab. „Ne, danke, ich bleibe wirklich lieber bei meiner Pizza.“
 
„Also, was machen wir jetzt?“, fragte ich neugierig, als wir gegen neun endlich in die Gänge gekommen waren. Davor waren wir so ins Gespräch vertieft gewesen, dass die Zeit wie im Flug vergangen war. „Keine Ahnung, wie wäre es, wenn wir uns mal ein wenig frischmachen und danach wieder auf dem Sofa kuscheln?“, fragte Jonah und ich nickte. „Ja, gute Idee“, stimmte ich zu, aber meine Gedanken schweiften sofort in eine bestimmte Richtung ab. Zu lange wollte ich mein Gedanken nicht bei Sex lassen, ich kam mir selber schon seltsam vor, weil es plötzlich das einzige war, an das ich denken konnte. Deswegen ging ich schnell ins Bad und hoffte dabei, dass Jonah meinen hochroten Kopf nicht bemerkt hatte. „Alles gut?“, hörte ich seine Stimme auch schon direkt gedämpft, doch ich antwortete vorerst nicht. Erst als Jonah ins Bad kam, rang ich mich zu einer Antwort durch. „Ja klar, alles super. Sag mal, hast du vielleicht eine Zahnbürste oder so für mich?“, fragte ich und Jonah nickte. „Ja klar. Willst du denn Klamotten von mir? Ein Shirt oder so?“, fragte Jonah und diesmal nickte ich. „Jup, das wäre ziemlich nett, danke.“
 
Ich lächelte, doch sobald Jonah aus dem Bad verschwunden war, schüttelte ich den Kopf. Was war nur mit mir los? Warum musste ich denn plötzlich alles zwischen uns so komisch machen? Gedankenverloren nahm ich die Zahnbürste, die Jonah mir gegeben hatte und begann, mir die Zähne zu putzen. Gleichzeitig schaute ich in den Spiegel und beobachtete mich selber. Meine Wangen waren noch immer rot, aber kein schönes rot, es sah einfach nur seltsam aus. Was zur Hölle fand ein Mann wie Jonah nur an mir?
 
Diese Fragen beschäftigten mich auch noch, als Jonah und ich wieder auf seinem Sofa saßen und irgendeine Trash-Sendung schauten. Im Gegensatz zu vorhin hatten wir diesmal Strümpfe und Shirts an, wobei mir Jonahs Shirt natürlich zu groß war, aber was erwartete ich auch anderes? Während ich mich doch irgendwie auf die Show, die wir schauten konzentrierte, schien Jonah mehr an meinen Haaren interessiert zu sein. Seit einer halben Stunde war er mit nichts anderem beschäftigt, als damit, mir kleine Zöpfchen zu flechten, die er aber, anders als vorhin, mit kleinen Haargummis befestigte. Mir machte es nichts aus, meine Haare kümmerten mich nicht sonderlich, aber es interessierte mich dennoch, was Jonah so davon hielt. „Magst du eigentlich längere Haare bei Männern? Also so ganz Allgemein gefragt?“, warf ich auch direkt meine Frage in den Raum und die Bewegungen an meinem Hinterkopf stoppten kurz. „Ja, ich mochte längere Haare schon immer, wieso?“, fragte Jonah und begann einen weiteren kleinen Zopf zu flechten. „Ach nur so. Ich will meine Haare vielleicht wachsen lassen. Irgendwann“, sagte ich und meinte es auch so. Lange Haare hatten schon immer einen gewissen Reiz für mich gehabt, doch getraut meine eigenen Haare wachsen zu lassen hatte ich nie.
„Was auch immer du mit deinen Haaren machst, es wird bestimmt toll aussehen“, sagte Jonah und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Danke“, erwiderte ich und spürte, wie ich rot wurde. Es kehrte wieder Stille zwischen uns ein und wieder mal versank ich tief in Gedanken.
 
Eine Weile später konnte ich ein Gähnen nicht mehr unterdrücken, was natürlich auch Jonah auffiel. Er richtete sich auf dem Sofa auf und sah mich an. „Bist du müde? Willst du ins Bett gehen?“, fragte Jonah und bei der Sorge in seiner Stimme musste ich lächeln. „Ja, wenn es dir nichts ausmacht“, meinte ich und Jonah zog mich auf die Beine. „Nein, ich bin auch müde. Komm, lass uns schlafen gehen.“ Mein Magen zog sich aufgeregt zusammen, denn erneut stand mir ein erstes Mal bevor. Das erste Mal, dass ich mit einer Person, die mir romantisch etwas bedeutete zusammen in einem Bett schlafen würde. Etwas aufgeregt folgte ich Jonah in sein Schlafzimmer und zum ersten Mal seit Monaten freute ich mich tatsächlich darauf, schlafen zu gehen.
 
 

Because of you....Where stories live. Discover now