59: Polizei

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Castor:

Sie haben Drogen bei mir gefunden und das nicht gerade wenig.

Meine Jackentaschen waren voll mit Kokain und Heroin in Pulverform und meine Tasche war ebenfalls voll damit.

Ich bekomme kaum mit, was um mich herum passiert, wie das ganze Zeug abgewogen und notiert wird, während alle meiner Mitschüler total empört aussehen.

Lucas wurde noch nicht kontrolliert, doch er starrt nur mich an.
Ich bin fast schon panisch, kann mich aber nicht bewegen, sehe ihn nur stumm an, versuche ihm durch meinen Blick deutlich zu machen, dass ich damit nichts zu tun habe.

Irgendwann stellt sich der Polizist vor mich. „Was haben sie zu ihrer Verteidigung zu sagen, Herr Greed?“
Beschwichtigend hebe ich die Hände, meine Stimme zittert. „Ich weiß, wie unglaubwürdig das klingt, aber ich habe absolut keine Ahnung, wie das Zeug in meine Taschen gekommen ist.“
Er nickt verstehend. „Dann würden sie bestimmt einen Drogentest machen, der uns bestätigen kann, dass sie zumindest keine Drogen konsumieren. Das kann ihnen schon mal Glaubwürdigkeit verschaffen“
Ich presse die Zähne zusammen, sehe zu Lucas.

Er ist in der Schlange schon weiter vorgekommen. Er sieht mich nur geschockt an.
„Lucas, ich schwöre dir, dass ich das nicht war!“, rufe ich ihm zu.
„Ich weiß, Schatz!“ Er nickt.
Ich bin so erleichtert, dass er mir glaubt. Aber er war die letzten Tage auch durchgehend bei mir.

„Hören sie zu, ich kann den Drogentest nicht machen, aber sie können ruhig meinen Freund fragen, ich war die letzten Wochen nur mit ihm zusammen. Er kann bestätigen, dass ich nicht einmal Zeit hatte, das abzuziehen. Außerdem wieso sollte ich bitteschön auf einer Schulfahrt Drogen schmuggeln, wenn man nicht einmal Alkohol mitnehmen darf? Ich bin doch nicht komplett behindert“
„Wie heißt denn ihr Freund?“, will er dann wissen.
Ich atme tief druch, um ich zu beruhigen. Es scheint echt so, als finde er meine Argumente sinnvoll, was sie ja auch sind.

„Lucas Blake.“ Ich zeige zu ihm. „Der große mit den rot-braunen Haaren“
Er folgt meiner Geste, wendet sich an seine Kollegen, die Lucas kurzerhand zu uns führend.
Schon bevor er bei uns ist, beginnt er zu reden. „Cas hat damit nichts zu tun, dafür lege ich meine Hände ins Feuer“, meint er sofort.
Nebenbei wird er abgetastet.
Doch, was dann aus seiner Jackentasche gezogen wird, zerstört seine Glaubwürdigkeit.

Der Polizist, der ihn durchsucht hat, holt  3 Päckchen mit weißen Pulver hervor.
Als der vor mir das sieht, wird seine komplette Ausstrahlung anders.

„Und wie kannst du das erklären?“, fragt er Typ mich herausfordernd und  auch wütend.
Klar, er denkt, ich hätte ihm schamlos ins Gesicht gelogen.
Lucas sieht mich geschockt an.

Nebenbei dürfen die andere ihre Reise weiter machen, während Lucas und ich in je einem Polizei Auto weggefahren werden.
Ich stehe so unter Schock, dass ich kaum weiß, wie ich reagieren soll.
Die ganze Fahrt über rede ich den Polizisten zu, doch die denken wohl ich führe Selbstgespräche.


Zwei Stunden später sitze ich in einem Raum.
Nur ich, drei Stühle, ein Tisch und eine Kamera sind hier drin.
Unruhig laufe ich auf und ab, während ich mir die Haare raufe.

Apropos Haare. Ich bin am Arsch. Die haben mir Blut abgenommen und Haare, weil man Drogen da besser nachweisen kann. Tja, somit bin ich geliefert.

Irgendwann geht dann die Tür auf und zwei Polizisten kommen rein.
Zum Glück sind es andere, als die zuvor. Bei denen habe ich schon verschissen.

„Setzen sie sich bitte“, meint einer der Typen, während sie sich selbst an den Tisch setzen.
Ich setze mich dazu. „Hören sie zu. Ich habe einen Exfreund, er hasst meinen aktuellen Freund und wahrscheinlich auch mich. Er ist Drogendealer, er hat mir das untergeschoben, anders kann ich mir das nicht erklären“, erkläre ich panisch.

Einer der Typen öffnet eine Akte, spricht kein Wort, als er mir ein Blatt vorlegt.
Das Ergebnis meiner Haaranalyse. Die Liste der nachgewiesenen Substanzen ist fast eine halbe Seite lang und dabei kann man nicht alles in den Haaren nachweisen.
Ganz oben mit der meisten Menge steht Heroin.

Ich schiebe das Blatt weiter weg. Ich will nicht auch noch wissen, was ich alles in meinen Adern hatte.
„Okay, passen sie auf...“ Ich will es gerade erklären, als einer der beiden mit der Hand auf den Tisch schlägt. „Nein, du passt auf! Jede Woche kommt mir so einer wie du unter! Große Klappe und immer eine Ausrede parat, aber am Ende seid ihr alles überführt. Erspar uns das Drama und die Zeit einfach und sag die Wahrheit“ Er ist total einschüchternd, während er mich anstarrt.

Hilfesuchend sehe ich zu dem Kollegen, der tatsächlich den anderen nimmt und ihn aus dem Raum drängt.
Erleichtert atme ich aus. Was soll ich denn machen? Sie haben es doch schwarz auf weiß, dass ich ein Junkie bin.

Irgendwann kommt der ruhige Polizist wieder rein und setzt sich seufzend vor mich. „Okay nochmal von vorne. Was wolltest du sagen?“
Denkt er echt ich bin so dumm und falle darauf rein? „Spielen sie gerade guter Cop, böser Cop mit mir?“
Er lacht leicht. „Das ist schon seit deiner letzten Verhaftung out.“ Er sieht in die Akte. „Mit 8 ein Diebstahl, einmal mit 14 eine Schlägerei und ansonsten nichts. Wie kann es sein, dass jemand, der offensichtlich abhängig war, so eine saubere Weste hat?“, fragt er direkt.
„Woher wissen sie, dass ich es nicht mehr bin?“, frage ich fast schon herausfordernd.

„Menschenkenntnis“ Er verschränkt die Arme. „Also?“
Ich seufze und beginne ihm meine Geschichte zu erzählen. Angefangen von dem Ladendiebstahl, die eine Mutwette mit Lucas war, dann die Schlägerei bei meinem ersten Rausch und schließlich meine Story mit Seth und Lucas.
Er hört aufmerksam zu, unterbricht mich nur, wenn er Fragen hat.

Zwei Stunden später sind wir damit fertig, es ist still im Raum während er sich alles durch den Kopf gehen lässt.
„Und dein Freund hat das HIV nicht von einer Spritze?“, will er wissen.
Das habe ich gar nicht erwähnt. Das heißt Lucas hat auch einen Drogentest machen müssen.

„Ich glaube, sie sollten mit ihm darüber sprechen. Er will nicht, dass so viele darüber wissen, dass er den Virus hat“
Er nickt verstehend und sieht mich dann an. „Jetzt weiß ich es aber eh schon. Und jede Information von dir kann mir helfen, euch zu helfen“
Ich atme tief durch, stelle aber relativ schnell fest, dass er recht hat. „Er hat sich das HIV in Argentinien geholt, beim Sex mit so ner Tussi. Er erinnert sich nicht mehr daran, aber ich weiß noch, wer die einzige war, mit der er da geschlafen hat. Ich habs ihm aber nichts gesagt, weil es so schien, als sei es ohne die Erinnerung einfacher für ihn. Und ich kann ihm auch nichts anderes sagen, als dass sie verdammt heiß war. Ich weiß keine Namen, damit sie es sich bestätigen lassen können“
Er nickt wieder verstehend und schreibt sich etwas auf.

„Und wie stehst du noch gleich zu diesem Seth?“
Ich schnaube und verschränke die Arme. „Seth ist ein krankes Arschloch. Er hat mich abhängig gemacht und ausgenutzt. Lucas hat mich zwei Mal vor ihm gerettet und wieder Clean gemacht. Er ist ein guter Mensch, er hatte noch nie etwas mit Drogen zu tun, außer meinem Entzug. Und Seth hat gedroht, sich zu rächen, weil Lucas mich von ihm ferngehalten hat“
Der Typ nickt wieder bloß.
Ich frage mich echt, warum ich das alles tausend Mal erzählen muss.

Irgendwann steht er dann auf und geht auf die Tür zu.
„Warten sie. Kann ich Lucas sehen?“, frage ich ihn.
Er lächelt leicht „Ich werde sehen, was sich machen lässt“ und lässt mich dann hier allein.

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Where stories live. Discover now