53: Liebe

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Castor:

Es fühlt sich an, als würde ein leichter Wind über meinen Rücken fegen.
Es ist nur der Hauch einer Berührung, doch es fühlt sich wunderbar an.
Lächelnd vergrabe ich mein Gesicht weiter in Lucas Halsbeuge.

Dass er mich durch sein Gefummel aufgeweckt hat, kann ich ihm ganz einfach verzeihen, als ich seine Lippen an meiner Stirn spüre.
Ich bin so unglaublich glücklich, dass ich schon fast glaube, das sollte verboten werden. Doch selbst, wenn es illegal wäre, würde ich nur allzu gerne gegen das Gesetz verstoßen.

Ein weiteres Mal spüre ich seine Finger leicht meinen Rücken entlangfahren.
Diesmal bekomme ich eine angenehme Gänsehaut.
„Willst du noch weiter so tun als würdest du schlafen, Schatz?", höre ich Lucas kratzige Morgenstimme eindeutig belustigt.
Ich reagiere nicht.
Die Berührungen auf meiner Haut werden weniger zart.
Wahrscheinlich hat er vorher nicht beabsichtigt, mich dadurch aufzuwecken und jetzt denkt er sich, er muss nicht mehr so sanft sein. Arsch.

Als seine Hand zu meinem Hintern fährt und leicht darüber streicht, geht meine Atmung etwas schneller.
Das, was wir gestern abgezogen haben, war einfach einzigartig.
Ich würde es so gern wiederholen, aber ich glaube nicht, dass das möglich ist.
Ich wusste nicht, dass Sex so schön sein kann.
Geil, Befriedigend, ja, aber so liebevoll und zärtlich? Niemals.
Doch Lucas hat mir das Gegenteil bewiesen.

Nun nimmt er auch die andere Hand dazu, um über meinen Rücken und meine Seite zu fahren, während die andere über mein Steißbein und meinen Hintern fährt.
Ich weiß, dass er damit nichts beabsichtigt, dass er mich einfach nur berühren will, selbst, wenn es nicht auf Sex hinausläuft und das ist ein wunderschönes Gefühl.

Mit ihm zusammen zu sein, zeigt, dass er meine Persönlichkeit mehr liebt, als alles, was ihm mein Körper jemals bieten könnte. Und das ist ein unglaubliches Gefühl, denn endlich glaube ich es auch wert zu sein geliebt zu werden.
Ich weiß, dass er mich zu einem besseren Menschen macht in jeder Sekunde, die wir zusammen verbringen.

Leider muss irgendetwas oder irgendjemand irgendwann meinen persönlichen Himmel in der Luft zerreißen und das ist in dem Fall Cody, der die Tür aufreißt und plötzlich im Zimmer steht.
Er war gerade dabei zu sprechen, doch sein Mund bewegt sich nicht, während er auch uns runter sieht und uns geschockt ansieht.
Lucas reagiert schneller als ich und deckt uns sofort mit der Decke zu.
Jetzt kann ich nicht mehr verleugnen, dass ich hellwach bin, weil meine Augen weit aufgerissen auf Cody gerichtet sind.

Einen Moment lang starren wir uns gegenseitig an, bis wir gleichzeitig zu lachen beginnen.
Ich lasse mein Gesicht auf Lucas Brust fallen, er streicht mir lachend über den Kopf. „Oh man, so hab ich mir das nicht vorgestellt", höre ich seine Stimme.
„Das tut mir echt leid, Leute, ich wusste ja nicht, dass ihr heute nicht in der Schule wart, um..." Er sieht sich im Zimmer um, die Kerzen sind in der Nacht von alleine erloschen und die Rosenblätter leuchten auch nicht mehr.
„Ja, um was eigentlich?", fragt er dann verwirrt.

Genervt stöhne ich und hebe den Kopf, um meinen besten Freund anzusehen. „Schätzchen, du siehst hier zwei nackte Typen im Bett, was werden die wohl gemacht haben?"
Manchmal ist er so eine leere Kokosnuss.
Dann aber gehen seine Augen weiter auf und er kratzt sich verlegen im Nacken. „Ehm ja das ergibt tatsächlich Sinn. Ich wollte eigentlich nur nach dir sehen... Naja, ich dachte, du brauchst vielleicht Hilfe wegen dieser einen Sache und hab mir Sorgen gemacht, weil du in der Schule nicht entschuldigt warst und dich bei mir auch nicht gemeldet hast. Aber wie ich sehe, hat sich Lucas schon um dich gekümmert"
Verwirrt sehe ich ihn an. „Wegen welcher Sache?"
Er weicht meinem Blick aus, als er es ausspricht. „Wegen deinem Drogenproblem."

Für einen Moment sehe ich ihn stumm an, er sieht mir zaghaft in die Augen.
Dann klopf ich auf die Bettkante. „Setz dich dahin, Cody"
Er schüttelt schnell den Kopf. „Ich bin glücklich mit Coleen, selbst wenn sie anstrengend ist, aber ich setze das nicht für einen dreier mit euch aufs Spiel."
Ich höre Lucas lachen, schenke ihm aber keine Beachtung.Ich werfe Cody einen ernsten Blick zu, weshalb er sich dann zurückhaltend setzt.

Ich nehme seine Hand und sehe ihn eindringlich an. „Ich werde nie wieder in meinem Leben Drogen nehmen, ich werde nicht wieder abhängig werden und du musst dir keine Sorgen machen, dass das passiert, okay? Ich bin jetzt stark genug, dem zu wiederstehen."
Nach einem musternden Blick nickt er und scheint erleichtert, ehe er sich zu mir rüber beugt und meine Wange küsst. „Ich will nur nicht, dass dir was passiert, Kleiner. Maddy würde mich umbringen, wenn sie ihren Lieblingsbabysitter verliert" Dabei lächelt er, weshalb ich es ebenfalls tun muss.

Dann lasse ich seine Hand wieder los, damit er aufstehen kann, da ihm die Situation deutlich unangenehm ist.
„Also dann gehe ich wieder.", meint er leicht überfordert.
Ich nicke. „Danke, dass du nach mir sehen wolltest, Cody."
Er lächelt. „Klar doch. Und vergesst nicht, eure Sachen zu packen, wetten ihr habt es vergessen, dass wir morgen die Kursfahrt haben"
„Uh das hab ich tatsächlich", höre ich mich selbst überrascht sagen.
Cody kichert und fährt durch meine Haare. „So kenn ich dich. Bis morgen, Jungs" Er wirft Lucas noch einen kurzen Blick zu, ehe er aus der Tür geht.

Als er draußen ist, sehe ich zum ersten Mal an diesem Morgen auf Lucas und muss dann lachen.
Er ist überall rot, blau und lila, voller Knutschflecken.
Erst als letztes sehe ich in seine grünen Augen.
Sie strahlen mir entgegen, so voller Glück, Zuneigung, Liebe.

„Versteh mich nicht falsch, Schatz, ich liebe dein Lachen, aber gerade verwirrt es mich etwas", meint er, als er sich aufstützt, um meinen Lippen kurz mit seinen anzustupsen.
Gierig folge ich ihm, als er sich wieder zurücklegt. „Du hast nur eine hübsche Dekoration", flüstere ich ihm zu.
Das bereue ich aber sofort, als er mich von sich schiebt, um an sich herunter zu blicken.
Danach mustert er auch mich und lächelt. „Du siehst auch nicht gerade besser aus."

Schließlich zieht er mich wieder zu sich, um mich zu küssen. „Aber das ist gut so, denn so weiß jeder, dass wir zueinander gehören. Nur du und ich.", murmelt er in unseren Kuss.
Ich muss lächeln. „Ich will auch gar keine anderen mehr als dich. Du bist mein Engel und führst mich jede Sekunde, die wir zusammen verbringen, immer weiter den Himmel, aber der gehört nur uns."
Er lacht leicht. „Du bist so kitschig geworden, Cassy" Er küsst den Weg meiner Lippen zu meinem Kiefer und wieder zurück.
„Nur, weil ich dich so sehr liebe", beteure ich ihm.

Er beendet seine Kusseinheiten, um mich anzusehen. „Willst du wissen, was das gute am Himmel ist?" Er legt eine bedeutungsvolle Pause ein, ehe er mich anlächelt und mein Herz einen Purzelbaum macht. „Er verspricht Unendlichkeit."

Meine Mundwinkel heben sich hoch. „Das heißt nur du und ich, bis in alle Ewigkeit. Niemand und nichts zwischen uns.", bestätige ich ihm.
Er nickt, während er mit dem Daumen über meinen Piercing streicht. „Ich liebe dich so unglaublich, Castor. Ich würde dir mein Leben anvertrauen, aber das tue ich nicht. stattdessen schenke ich dir mein Herz, denn mein Leben ist vergänglich, aber meine Liebe für dich nicht"
Er sieht mir fest in die Augen, als er das sagt.

Ich glaube ihm jedes Wort, spüre, wie mir die Röte in die Wangen schießt.
Dass ich mal verlegen werden könnte, hätte ich nicht gedacht.
Aber Lucas zeigt mir neue Seiten an mir selbst, er holt alles raus, was in mir steckt und zeigt mir Gefühle, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie überhaupt gibt.
Ich meine, man beschreibt Emotionen, manchmal nur mit einem Wort, manchmal umschreibt man sie mit vielen Wörtern, manchmal versucht man Vergleiche zu finden.
Aber eigentlich gibt es nichts, das wirklich beschrieben kann, wie es sich anfühlt, wenn all diese Emotionen einen durchfluten.
Klar, es gibt da dieses Wort-Liebe- aber reicht das wirklich aus?

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt