3: Unangenehme Entdeckung

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Lucas:

Nachdem ich am Samstag nachhause gekommen bin, haben meine Eltern erstmal einen Aufstand gemacht und mir Hausarrest gegeben. Dass ich 19 bin und sie mir eigentlich nichts mehr zu sagen haben, hat sie dabei wenig interessiert.
Außerdem lebe ich, seitdem ich nicht mehr mit Cas befreundet bin, ohnehin so als hätte ich Hausarrest, weil ich nicht mehr raus gehe und wenn dann nur zum Trainieren.
Ich war eigentlich schon immer ein Stubenhocker, nur Cas hat mich mit seiner Energie immer angesteckt. Ich bin froh, dass ich ihn los bin und jetzt meine Faulheit genießen kann.

Am Montagmorgen nehme ich wie jeden Tag meine Medikamente, ehe ich in die Schule gehe.
Meine Schwester Coleen nehme ich im Auto mit, obwohl wir wegen ihr wie jeden Tag zu spät kommen.
Ich werde nie verstehen, warum manche Menschen es toll finden, sich tote Tiere ins Gesicht zu schmieren.
Cas hatte am Anfang seines Outings auch mal so eine Phase. Er hat das aber nicht gemacht, weil es ihm gefallen oder Spaß gemacht hat, sich zu schminken, sondern eher, um die Leute zu provozieren, die etwas gegen seine Sexualität hatten.
Mittlerweile hat er einen Gang zurück geschalten, was die Schminke angeht, sodass sogar ich finde, er kann es tragen, wenn er nicht wieder so übertreibt. 
Er ist auch mal in einem Kleid in die Schule gekommen und Hotpants mit Strapsen... Ich habe nie richtig verstanden, was er damit bezwecken wollte, aber ich bin froh, dass das aufgehört hat.

Heute haben wir in den ersten beiden Stunden Sport. Als ich die Umkleide betrete, sind wie zu erwarten schon alle draußen.
Schnell ziehe ich mich um und will in die Sporthalle gehen, doch als ich an der Dusche vorbeilaufen, höre ich seltsame Geräusche.
Neugierig wie ich bin, öffne ich die Tür einen Spalt weit. Schlechte Entscheidung, denn dadurch muss ich mir mitansehen, wie Cas zwischen der Wand und so einem Typen eingeklemmt steht und er es sich besorgen lässt.
Jetzt mal ganz ehrlich, wieso?! Und dann auch noch in der Schule?!
An seinem Gesichtsausdruck lässt sich feststellen, dass er es auch noch genießt, obwohl die Sache nicht wirklich schmerzfrei oder sanft aussieht.

Plötzlich öffnet er dann die Augen und sieht mich direkt an.
Aber statt aufzuhören, grinst er mich an und stöhnt extralaut los. Das verwirrt den Typen hinter ihm, weshalb er aufhört zuzurammen und sich umsieht, auch er kennt mich. Und ich erkenne ihn. Cody.
Früher auch einer meiner besten Freunde, doch nun habe ich nichts mehr mit ihm zu tun.

Er reißt die Augen auf und stößt ein „Scheiße“ aus.
Cas lacht entspannt. Noch immer ist er zwischen den Fließen und Cody noch immer hat er dessen Schwanz im Arsch und noch immer sieht er mich mit diesem seltsamen Blick an.
„Keine Sorge, Cody. Lucas wird nichts sagen.“ Etwas blitzt in seinen Augen auf, so als denke er, er hätte nun auch die Macht über mich, weil er jedem erzählen könnte, was bei der Party zwischen uns gelaufen ist.
Als ob er denkt, ich renne jetzt durch das Schulhaus und erzähle jedem, dass Cody Cas in der Dusche fickt. Nein!

Cody dreht den Kopf zu mir und sieht mich über die Schulter an. „Kannst du vielleicht wieder gehen? Ich war fast fertig“ Er wirkt nicht gerade so, als sei diese Situation angenehm für ihn, im Gegensatz zu Cas, der den Umstand schon fast zu genießen scheint, dass Cody und mir das mehr als unangenehm ist, also schließe ich meinen Mund endlich wieder und nicke dann schnell. „Ehm ja, haut rein“, gebe ich verwirrt von mir und schließe dann die Tür wieder.

Kurz danach gehen die Geräusche weiter. Haut rein. Wie dumm bin ich eigentlich? Klar, dass Cody reinhaut. Oh Mann...

Komplett verstört gehe ich dann endlich in die Sporthalle, höre mir eine Standpauke über das zu spät kommen an und muss nebenbei feststellen, dass mich meine Beobachtung von eben nicht wirklich kalt gelassen hat.
Während dem Unterricht versuche ich die Gedanken loszuwerden, doch dieses Bild geht einfach nicht aus meinem Kopf.
Als Cody und Cas dann auch mal im... ähm ich meine zum... Unterricht kommen, wird das auch nicht wirklich besser.

Wir machen gerade Zirkeltraining und die beiden kommen zu meiner Gruppe dazu. Ich würde Cas am liebsten sein dummes Grinsen aus der Fresse schlagen, aber ich reiße mich zusammen und konzentriere mich auf die Übungen.
Zumindest solange, bis Cody mich anspricht. „Die Sache von vorhin...“, meint er leise. Welche Sache er wohl meint?
„Kann das bitte unter uns bleiben?“ Er sieht mich flehend an.

Ich musterte ihn, erkenne fast schon Panik in seinem Blick. „Wieso? Schämst du dich dafür mit ihm zusammen zu sein?“ Meine Aussage klingt angreifend, ich weiß nicht einmal wieso. Vielleicht weil er gefälligst dazu stehen soll.
Er schüttelt den Kopf und macht einen Klimmzug. „So ist das nicht. Wir sind nur Freunde“
Ich mache ihm die Sportübungen neben ihm gleich. „Trotzdem treibt ihr es.“
ER wirft mir einen seltsamen Seitenblick zu und lässt sich dann auf die Beine fallen, als der Lehrer pfeift.
Wir wechseln die Stationen zu den Push-ups.

„Ich will mich einfach nicht erklären müssen, wenn jemand das rausfindet. Gespräche wie solche will ich vermeiden, deshalb bin ich nicht geoutet. Ich bin bi, aber keiner außer Cas weiß davon. Ich mag Frauen aber eigentlich schon mehr als Männer, nur manchmal eben nicht. Außerdem...“
Ich unterbreche ihn durch eine Handbewegung. „Du musst dich nicht rechtfertigen. Es ist deine Sache, mit wem du wann und wo schläfst. Sorg einfach nur dafür, dass es keiner mehr mitbekommt. Und ich sage es keinem, also halt die Klappe und mach die Übungen“
Dankbar sieht er mich an, ich nicke nur.

Was hätte ich denn auch davon, die Geheimnisse anderer Leute zu verraten? Nichts, vor allem, weil ich das größte Geheimnis habe, das niemals jemand erfahren darf.
Nicht einmal Cas weiß davon, nur meine Familie und so soll es auch bleiben...

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Where stories live. Discover now