5: Lasst die Spiele beginnen

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Lucas:

In der Cafeteria sitze ich mit meiner Schwester und meiner Fußballmannschaft am Tisch, doch mein Blick ist auf die vertrauten Gesten von Cody und Cas gerichtet.
Wenigstens weiß ich jetzt, warum sie so miteinander umgehen.
Doch es stört mich gewaltig.
Wieso kann ich nicht genau sagen, es ist einfach so.
Ich bin froh, als die Schule vorbei ist und ich mir dieses Gefummele nicht weiter geben muss.

Darauf, beim Fußballtraining abschalten zu können, freue ich mich immer am meisten, aber heute ist etwas anders.
Wir stehen nämlich gerade bei unserem Trainer, der uns etwas über unseren Gegner am nächsten Wochenende erzählt, als er von hinten an der Schulter angetippt wird.
Verwundert dreht er sich um und gibt den Blick auf Castor frei. Das darf doch wohl nicht wahr sein!

Neben ihm steht seine kleine schwarzhaarige Freundin. „Sie suchen doch noch Mitglieder oder?", fragt sie aufgeregt.
Der Coach mustert sie misstrauisch. „Ehm. Das ist eine Jungenmannschaft", erklärt er dann das Offensichtliche.
Ich höre Cas schnauben. „Also hören sie mal, das ist ja total diskriminierend jemanden aufgrund seines Geschlechtes auszuschließen." Er verschränkt die Arme.
Kennt man ihn nicht, könnte man meinen, er meint das ernst, doch ich erkenne in seinem Blick, dass er sich schon lange vorher überlegt hat, eine Szene zu machen, damit seine Freundin in die Mannschaft darf. Warum sonst wäre er hier? Er hasst Fußball.

„Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun, Castor. Es ist ein Fakt, dass Frauen beim Männerfußball körperlich einfach Nachteile haben. Es ist nur zu ihrer Sicherheit", erklärt der Coach sachlich.
Cas aber lässt keinen Widerspruch zu. „Ich würde sagen, Elisa kann selbst entscheiden, was für ihre Sicherheit gut ist und was nicht. Außerdem geht es beim Fußball doch um Teamgeist und Spaß und all sowas.", meint er.
Ich muss fast lachen, verkneife mir es aber. Fußball ist ein Krieg, aber Außenstehende verstehen das natürlich nicht.

„Ich will auch in die Mannschaft, aber bei mir haben sie bestimmt ebenfalls etwas dagegen oder?" Provozierend schaut Cas den Trainer an.
Er sieht überfordert aus. Er ist kein Homophob, das weiß ich, aber irgendwie finde ich es schlau von Cas, dass er ihn in eine solche Lage bringt. Auch, wenn es mich wundert, dass er die Sache mit dem Fußball so ernst zu nehmen scheint.
„Nein, natürlich nicht. Aber schau dich doch mal an. Du bist viel zu zierlich und..."
„Und was? Zu schwul? In welchem Jahrhundert leben sie denn? Mal abgesehen davon, dass es mit Sicherheit auch schwule Fußballprofis gibt, wollen sie mir sagen, dass jemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung etwas schlechter können soll als andere? Und nur mal so als Information am Rande: Ich kann hervorragend mit Bällen umgehen"
Bei seinem letzten Satz prusten dann die meisten aus der Mannschaft los und ich schüttelte grinsend den Kopf. Cas ist einfach unglaublich.

„Also ich bin dafür, dass die beiden eine Chance bekommen", meint Brad dann. Er ist zusammen mit seinem besten Freund ein Co-Captain und hat daher relativ viel Gewicht mit seiner Aussage.

Cas zieht die Augenbrauen hoch und sieht den Trainer herausfordernd an. Dieser verdreht die Augen und macht eine wegwerfende Handbewegung. „Na schön, aber ihr bekommt nicht mehr Rücksicht als die anderen, verstanden?"
Er und Elisa nicken und geben sich dann einen einstudiert aussehenden Handschlag.
Der Trainer schüttelt darüber den Kopf und wendet sich dann erschöpft an uns.
Ich kann ihm meine Aufmerksamkeit aber nicht mehr schenken, da ich plötzlich nur noch Cas sehe, wie er Bradley ein Danke zuflüstert und ihn anlächelt. Brad legt seine Hand auf Cas unteren Rücken, seine Lippen formen ein gelächeltes „Schon okay" und ich will ihm am liebsten in die Fresse schlagen.Ich
Eigentlich mag ich Bradley, ich war auch schon ein paar Mal nach den Spielen mit ihm Feiern, aber um ihn einen Freund zu nennen, halte ich zu viel Abstand. Das mache ich aber bei allen Leuten. Ist besser so für alle.

Jedenfalls beginnt das Training kurz danach und schon beim Warmlaufen wird klar, dass Elisa und Cas ziemlich gut in Form sind.
Elisa ist zwar sehr klein, aber es wird bei den Sprints deutlich, dass sie schnell ist, genau wie Castor.
Einmal muss ich sogar gegen ihn Sprinten, was ziemlich unfair ist, weil er mir vor dem Start zuzwinkert, mich dadurch komplett aus der Bahn wirft und deshalb vor mir im Ziel ankommt.
Beim Vorbeilaufen streicht seine Hand dann auch noch meinen Hintern und ich fühle mich einfach nur sexuell belästigt.
Aber trotzdem grinse ich. Fragt mich nicht wieso.

Ich bin froh, als wir uns dann an Technikübungen machen, weil ich da der beste bin. Sogar besser als Brad und Cooper, unsere Co-Captain.
Cas fällt das natürlich auf und er sieht mich mit Anerkennung an. Ich mag diesen Blick und das Gefühl, dass er auslöst.

Zum Ende des Trainings machen wir wie immer ein halbstündiges Spiel.
Elisa ist dabei in meiner Mannschaft und Cas in der Gegnerischen. Wir kommen uns relativ wenig in die Quere, weil wir beide auf der Position des Spitzenstürmers spielen, aber als ich dann wechseln muss und in die Abwehr komme, weil ich ein Allround-Talent bin, sehen wir uns schon öfter.
Es kommt mir fast so vor, als verstehe er nicht ganz, dass er sich eigentlich von mir freilaufen muss und ich ihn decken muss, weil er sich nicht einmal Mühe gibt mich loszuwerden.
Aber der Grund dafür erklärt sich bald. „Was hältst du von einer gemeinsamen Dusche nach dem Training, nur wir zwei?", fragt er mich ganz beiläufig.
Ich mustere ihn, erkenne, dass er das tatsächlich ernst meint. „Vergiss es. Frag doch Cody"
Dann sieht er mich überrascht an und grinst diese spezielle Grinsen.
„Was ist?", fauche ich ihm zu.
„Du bist eifersüchtig" Seine Unterstellung ist eiskalt. Aber nicht ganz unwahr.
„Du bist verrückt", gebe ich zurück.
Soll er doch denken, was er will. Vielleicht bin ich eifersüchtig, aber bestimmt nicht auf Cody. Vielleicht einfach auf die Tatsache, dass mein letzter Sex schon ziemlich lange her ist, mal angesehen von dem, an den ich mit nicht mehr erinnere und auch nicht daran denken will.

Dass ich komplett abgelenkt bin und der Ball auf mich zukommt, bemerke ich erst, als Cas vor mich rennt, den Ball an sich nimmt und auf das Tor zusteuert.
Er ist verdammt schnell, ich versuche ihn einzuholen, aber es bleibt nur bei dem Versuch, ehe er den Ball versenkt.

„Was war das denn, Blake?!", schreit mir ein Teammitglied zu.
„Sorry!" Das muss ich wirklich auf meine Kappe nehmen.
Aber eigentlich ist es gar nicht meine Schuld, sondern Castors. Weil er es geschafft hat mich abzulenken und das durch seine reine Anwesenheit.

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Kde žijí příběhy. Začni objevovat