30: Das Geständnis

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Lucas:

Der nächste Schultag startet irgendwie seltsam.
Als ich nämlich den Schulhof betrete, höre ich überall Getuschel und nehme abfällige Blicke in Richtung von dem Platz war, an dem sich unsere kleine Gruppe jeden Morgen versammelt.
Marisa, Elisa, Cody, Coleen, Cas , jetzt auch Brad und Cooper und ich.

Als letzter komme ich zu ihnen, da Coleen heute bei Cody übernachtet hat.
Ich begrüße alle nur mit einem kurzen Nicken, bin froh, dass diese Umarmungen bei mir ausbleiben. Ich hasse Körperkontakt.

Wenigstens kuscheln Cas und Brad nicht wieder rum.
Der Grund dafür erklärt sich auch bald. „Leute, ich hab eine Verkündung zu machen", meint Cas, kurz vor Schulbeginn.
Fragend sehen wir ihn an.
„Brad und ich sind nicht mehr zusammen"

Brad wird fragend von mir angesehen, woraufhin er nur mit den Schultern zuckt.
Okay, das ging ja schnell vorbei.

Kurz danach klingelt die Schulglocke und alle betreten das Gebäude, aber ich halte Cas auf, um mit ihm zu reden. „Geht's dir gut? Also wegen Brad?" Ich dachte echt, er liebt ihn, aber ihm scheint die Trennung gar nichts auszumachen.
Cas lacht leicht. „Ja, mir geht's gut. Mal abgesehen davon, dass ich mich auf eine Beziehung eingelassen habe, obwohl ich eigentlich total untauglich bin und dann schon nach fast drei Tagen betrogen wurde, geht es mir ziemlich hervorragend. Ich war sowieso nie in Brad verknallt." Er winkt ab und geht ins Gebäude ohne mir die Chance zu lassen, damit ich antworten kann.

Den gesamten Schultag über beobachte ich Cas und Brad, wobei es mir wie zu erwarten so vorkommt, als würde Brad die Trennung mehr ausmachen, doch Cooper lenkt ihn ganz gut ab und bringt ihm zum Lachen.
Die beiden scheinen ineinander einen wirklich guten besten Freund gefunden zu haben.
Ich hatte so einen auch mal, aber das kann sich schnell ändern sowas.

Immer, wenn ich Cas dann unter die Lupe nehme, erkenne ich, dass er mich schon ansieht.
Er lächelt dann immer leicht, wenn ich zu ihm sehe.
Auch wenn ich es nicht will, muss ich es einfach erwidern. Es passiert automatisch.

Nach Schulschluss entschließe ich mich dann dazu, nochmal mit Cas über die Sache mit Brad zu reden. Ich ziehe ihn leicht aus dem Gedränge, lasse ihn aber ziemlich schnell wieder los.
Fragend sieht er zu mir hoch.

„Ich wollte nur nochmal wegen Brad mit dir reden. Du kannst zu mir kommen, wenn du irgendetwas brauchst", biete ich ihm an.
Er lächelt dadurch leicht. „Mir geht's gut, Lucas. Aber es gibt da echt was, worüber ich mit dir reden muss."
Ich lege den Kopf leicht schief und sehe ihn fragend an.
Er schüttelt den Kopf. „Nicht hier. Lass uns um 15 Uhr im Park machen"
Ich komme nur dazu zustimmend zu nicken, ehe er in der Masse abtaucht und dann auch schon verschwunden ist. Den kompletten Heimweg denke ich darüber nach, worüber er wohl reden will. Gibt es denn etwas zu besprechen, das er mir nicht auch in der Schule sagen kann? Egal, so kann ich wenigstens Zeit zu zweit mit ihm verbringen.

Irgendwie freue ich mich darauf, ihn mal für mich alleine zu haben, als ich in den Park gehe.
Schon von weitem erkenne ich ihn, wie er lässig gegen einen Baum lehnt, Kopfhörer in den Ohren und Augen geschlossen.
Ich muss das Folgende einfach tun.

Ohne viel nachzudenken, gehe ich schnell auf ihn zu, hebe ihn hoch und drehe uns schnell im Kreis.
Natürlich überrascht ihn das, er quiekt auf und beruhigt sich erst wieder, als ich ihn abstelle und er erkennt, dass ich es bin.
„Tu das nie wieder", droht er mir. In seinen Augen erkenne ich seinen Schreck.
Ich grinse nur. „Wenn es dich aufregt, dann mache ich es umso öfters"
Er verdreht die Augen. „War ja klar" Trotzdem muss er lächeln, als er mich ansieht.

„Worüber wolltest du reden?", komme ich dann zur Sache des heutigen Tages.
Dadurch verschwindet sein Lächeln aber. Er blickt sich um, als würde er nach einer Anzeigetafel suchen, auf der steht, was er mir sagen soll.

Geduldig vergrabe ich die Hände in den Hosentaschen und warte auf seine Antwort.
Er räuspert sich. „Also ich bin echt froh, dass wir wieder Kontakt haben", meint er.
Ich nicke. „Ja, ich auch. War total langweilig ohne dich"
Er lächelt leicht, als er mich ansieht. „Ich meine so richtig froh"
„Sag ich doch", stimme ich zu.

Er beginnt auf der Unterlippe zu kauen, als er an mir vorbei auf den Boden sieht.
Das bereitet mir irgendwie sorgen, weil es aussieht, als würde er mir gleich sehr schlechte Neuigkeiten mitteilen.

Ich gehe also auf ihn zu und drücke sein Kinn hoch, damit er mich ansieht. „Was ist los, Cassy?"
Er schluckt. Ich sehe in seinen Augen eine regelrechte Panik, er scheint angespannt, ehe sein Blick für nur eine Sekunde zu meinen Lippen springt.

„Gar nichts", murmelt er dann.
Er geht einen Schritt zurück. „Ich-Äh... Ich sollte nachhause gehen."
Er wirkt plötzlich total verwirrt und dass er geradewegs zum geteerten Abteil des Parks läuft, wo gerade eine Horde an Fahrrädern angerast kommt, macht es auch nicht besser, denn er scheint sie nicht zu bemerken.

Ich renne zu ihm, reiße ihn zurück, doch wir landen beide auf dem Boden, er auf mir.
Als wir ein Klingeln hören, sieht er sich um und erkennt die Fahrräder. „Oh danke", sagt er überrascht.

Besorgt mustere ich ihn, fahre mit der Hand durch seine Locken. „Ich hab doch gesagt, dass ich auf dich aufpasse"
Sein Blick wird daraufhin wieder so seltsam nervös.
Das kenne ich von ihm eigentlich gar nicht. Vielleicht hat er etwas ausgefressen. Mein Goldfisch damals, ich wette, er hat ihn doch auf dem Gewissen, weil er eifersüchtig war.

Die Gedanken an Goldi werden ziemlich schnell von blau vertrieben.
Von blauen Augen, nämlich Castors, die direkt über meinen sind.
Und sind noch etwas und zwar viel zu nahe.

Ehe ich überhaupt mal richtig atmen kann, spüre ich eine zarte Berührung an meinen Lippen.
Wie automatisch schließen sich meine Augen, als ich begreife, dass Cas mich gerade küsst.
Im einen Moment bin ich noch überfordert, doch nun durchströmt mich das pure Glück.

Zumindest solange, bis ich begreife, was hier gerade passiert.
Als ich das tue, drücke ich ihn von mir runter und stehe auf.

Aus rötlichen Wangen, die ihn noch kindlicher aussehen lassen, als es seine lockigen Haare ohnehin schon tun, sieht er zu mir hoch, während auch er wieder aufsteht.

Er scheint etwas zu erwarten.
Aber ich bin zu schockiert.
Meine Lippen scheinen zu brennen, sie schreien nach mehr, aber ich kann es ihnen nicht geben, so gerne ich es auch wollte.

Cas bemerkt, dass ich geschockt bin.
Aber er macht alles nur noch schlimmer.

Er kommt auf mich zu, bleibt direkt vor mir stehen und legt die Hand an meine Wange. „Der Junge, von dem ich dir erzählt hab. Der in, den ich verliebt bin. Das war nie Brad. Das warst schon immer nur du"
Sein Daumen streicht über meinen Mundwinkel.

Jetzt stehe ich vor der Wahl.
Das plötzliche Glück zuzulassen, das ich empfinde, ihm zu sagen, dass ihn auch liebe oder das Gegenteil zu tun.

Wie immer, wenn ich zu viel Zeit zum Nachdenken habe, treffe ich die sichere Wahl. Aber nicht die richtige.

Ich packe Cas leicht an den Hüften und schiebe ihn von mir weg.
Er scheint die Distanz zu spüren, die ich aufbauen will, denn in seinem Blick erkenne ich seine Verletzung.

Dann gehe ich einen Schritt zurück ohne den Blickkontakt zu lösen.

Er schüttelt schnell den Kopf, sieht mich flehend an. „Bitte geh jetzt nicht"

Aber ich kann nicht antworten und dann gehe ich, doch mein Herz bleibt bei ihm.

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Where stories live. Discover now