23: Cas ist verliebt

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Lucas:

Nach einer weiteren Woche im Bett geht es mir wieder gut und ich kann in die Schule gehen.
Coleen hat es sich in den Kopf gesetzt, mich keine Sekunde allein zu lassen und mich zu bemuttern. An sich ja ganz süß, aber das hilft mir auch nicht wirklich, mich normal zu fühlen.

In der Mittagspause zwingt Coleen mich auch noch zu ihrem Freund, Cas und seinen beiden Schnecken.
Eher unfreiwillig nehme ich auf der Bank neben Coleen Platz, die sofort von Cody umarmt wird.
Man, diese Verliebtheit nervt!

Unwillkürlich sehe ich zu Cas, erkenne, dass er mich schon mustert und dann schnaubt. „Ist das dein ernst? Zwei Wochen lang verschwinden, nachdem du umkippst, und dich dann einfach zu uns setzen, als sei nichts gewesen? Nicht mal ein Hallo oder so?" Er wirkt hysterisch.
Vielleicht hat er ja seine Tage.

Als er fertig ist sich aufzuregen, sage ich ruhig: „Hallo"
Er gibt einen angespannten Laut von sich, ehe er aufsteht und die Cafeteria verlässt.

Daraufhin sehen alle am Tisch sitzenden mich auffordernd an, sogar Elisa und ihre Schwester, obwohl die mich kaum kennen.
„Er würde es zwar nicht zugeben, aber er hat sich sorgen gemacht", meint Cody und deutet dann zur Tür. „Rede bitte mit ihm"
Augenverdrehend erhebe ich mich und verlasse die Cafeteria.

Ich muss gar nicht lang suchen, weil ich schon weiß, dass er sich wahrscheinlich auf dem Dach des Gebäudes verkochen hat.
Dort finde ich ihn tatsächlich auf dem Boden sitzend, den Kopf auf den angezogen Knien.

„Darf ich mich neben dich setzen?", frage ich vorsichtig.
Er schüttelt den Kopf, ohne ihn zu heben.
Unschlüssig bleibe ich stehen. „Was ist los?" Meine Stimme klingt einfühlsamer als beabsichtigt, doch nicht weniger als ich es bin.
Nun hebt er doch den Kopf und sieht mich direkt an. „Ich hab ein fettes Problem", meint er.
Mein Kopf legt sich leicht schief, während ich auf die Erklärung warte.

„Ich glaube, ich bin verliebt, Lucas" Nach dem Satz schluckt er merklich und rauft sich dann die Haare. „Ich habe keine Ahnung, wie mir das passieren konnte. Ich hab doch immer so aufgepasst nichts zuzulassen. Und dann plötzlich bam ohne Vorwarnung und ohne Möglichkeit was dagegen zu machen"

Unwillkürlich muss ich lachen, obwohl mir gar nicht danach zu Mute ist.
Er sieht mich wütend an, denkt wahrscheinlich ich lache ihn aus.
„Sorry, Kleiner, aber das was du gerade gesagt hast, sagen welche, die ungewollt schwanger sind auch"
Daraufhin muss er schmunzeln und seufzt dann erschöpft. „Jetzt darfst du ich zu mir setzen"
Natürlich mache ich das.

Er legt den Kopf auf meiner Schulter ab und umschlingt meinen Arm, sowie im Kino bei dem Film, vor dem er sich gefürchtet hat. Vielleicht ist es diesmal das Leben, das ihm den Horror zeigt.

Cas ist niemand, der mit Gefühlen umgehen kann oder auch nur ansatzweise damit klarkommt. Es wundert mich ja schon, dass er sich eingestehen kann, verliebt zu sein. Jetzt fragt sich nur noch in wen.

„Wer ist denn das Opfer?", frage ich in die Stille.
Daraufhin beißt er mir in den Arm und sieht mich böse an. „Ich bin toll, okay? Er sollte sich gefälligst geehrt fühlen und sich nicht so verhalten, wie er es tut"
„Was macht er denn?", frage ich. Wenn er ihm irgendetwas getan hat, dann bringe ich den Wichser um.

„Er macht gar nichts. Das ist ja das Problem"
Das verstehe ich nicht. Wer denkt, Schwule hätten es einfacher, weil Männer dieselbe Denkweise haben, der irrt gewaltig.
Cas denkt genauso kompliziert wie Mädchen und die soll man einer verstehen.

„Hast du ihm denn gesagt, dass du in ihn verliebt bist?"
Er schüttelt den Kopf. Dann rutscht er auf meinen Schoß und legt die Arme um meinen Hals. Ehrlich gesagt überrascht mich das nicht. Wenn es ihm schlecht geht, will er einfach nur festgehalten werden, das war schon immer so und es scheint sich nicht geändert zu haben.

Irgendwie bin ich froh, dass er jetzt bei mir ist und nicht bei irgendeinem anderen seiner vielen Typen.

„Ich denke, du solltest es ihm sagen. Und wenn du das nicht kannst, dann zeig es ihm eben. Da du auf ihn stehst, kann er hat nicht komplett verblödet sein und er wird es dann schon merken und dir Zeichen geben. Und wenn er deine Gefühle nicht erwidert, hat er dich eh nicht verdient, okay?"
Er nickt leicht, bleibt aber stumm.
Seufzend drücke ich ihn weiter an mich.

Dieses Gespräch mit ihm zu führen bricht mir das Herz. Es ist doch fast schon paradox, wie ich ihm einrede zu seiner Liebe zu stehen und es dabei selbst nicht auf die Reihe bekomme.
Und dabei sitzt der Junge, den ich begehre, auf meinem Schoß, doch es scheint so viel zwischen uns zu stehen.
Unter anderem ich selbst. Wenn ich könnte, würde ich all das aus dem Weg räumen, einfach so, aber was ist, wenn ich mich ihm öffne und er verstößt mich?

Außerdem ist jetzt noch ein viel größeres Problem vorhanden. Er und dieser andere Junge, der ganz schön toll sein muss, wenn er es wert ist, dass Cas Gefühle zulässt.

„Weißt du, mit wem ich letztens was gemacht habe?", fragt er irgendwann leise.
Ich bin mir sicher, der Unterricht geht schon lange weiter, doch keinen von uns interessiert es.
„Mit wem denn?"
„Marinette"
Ich schiebe ihn leicht von mir, um ihn zu mustern.
Er scheint es ernst gemeint zu haben.

„Wenn du sie magst, dann kann ich das echt gut verstehen" Kurz nach dieser Aussage beginnt er auf seiner Unterlippe zu kauen und weicht meinem Blick aus.
Etwas verunsichert lache ich. „Ehm ich kann sie ganz gut leiden, aber mehr auch nicht", versichere ich ihm.
Fast würde ich denken, er sei vielleicht eifersüchtig, aber dazu müsste er etwa für mich empfinden.
Und das ist so gut wie unmöglich.

Wir waren jahrelange beste Freunde, wenn er jemals Gefühle für mich entwickelt hätte, dann doch wohl in dieser Zeit.
Oder?

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Where stories live. Discover now