47: Schwiegereltern in Spee

1.7K 150 32
                                    

Castor:

In der Schule hat es die wenigsten interessiert, dass Lucas und ich zusammen sind und die, die es interessiert hat, haben und nur positives Feedback gegeben.

Jetzt sitze ich gerade an meinen Schreibtisch und lackiere meine Fingernägel schwarz, während Lucas Hausaufgaben macht.

„Boa das Zeug stinkt", beschwert er sich.
„Du stinkst auch", gebe ich genervt zurück. Muss ja nicht jeder solche ungepflegten Pratzen haben wie er.

„Willst du nicht auch lieber Hausi machen? Du hättest es auch mal nötig", meint er, während er seine Mathesache wieder zurück in den Rucksack packt.
„Leute, die was mit ihrem Leben anfangen wollen, machen Hausaufgaben. Ich habe vor, mich alle drei Jahre von dir schwängern zu lassen, damit ich Mutterschaftsurlaub bekomme." Während ich ihm von meinem genialen Zukunftsplan berichte, kümmere ich mich um meine Nägel.

Ich höre Lucas lachen. „Manchmal weiß ich echt nicht, was ich mit dir anfangen soll. Im einen Moment bist du noch ganz normal und im nächsten lackierst du dir die Nägel und willst dich schwängern lassen"

Ich puste mein Kunstwerk an, damit der Lack schneller trocknet, obwohl ich weiß, dass das das Gegenteil gewirkt, als ich Lucas böse ansehe. „Ich bin normal. Wenn's dir nicht passt, kannst du ja gehen"
Er lächelt nur und geht vor mir auf dem Boden in die Hocke. „Ich weiß. So war das ja auch gar nicht gemeint. Ich liebe dich, genauso wie du bist. Oder genau weil du so bist wie du bist. Für nichts in der Welt würde ich dich ändern wollen"

Tatsächlich erweicht das mein Herz wieder, sodass ich ihn auf meinen Schoß ziehe darauf bedacht, meinen Nagellack nicht an ihn zu schmieren.

„Ich finde, wenn du deine Nägel schon mal so hübsch gemacht hast, sollten wir die Gelegenheit nutzen und meinen Eltern beichten, dass wir zusammen sind", meint er dann, während er seine Arme auf meinen Schultern ablegt.

Meine Augenbrauen wandern automatisch nach oben. „So plötzlich?" Dürfen sie es vor ein paar Tagen nicht unter keinen Umständen erfahren?
„Ja, ich will es einfach hinter mir haben. Außerdem haben meine Eltern selbst zurzeit genügend Probleme, dann fällt mein Outing nicht auf"
„Okay, wenn du das willst. Wollen wir jetzt hingehen?", frage ich.
Er nickt, also machen wir uns auf den Weg.

Irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin nervöser als er.
Aber ich bin es auch, der gehasst wird und vermutlich aus dem Haus geworfen.
Auf der Fahrt zu ihm bemerkt er meine Unruhe und drückt mir einen Kuss auf den Handrücken. „Schieb keine Panik, Schatz. Sie werden dich lieben, wenn sie wissen, wie glücklich du mich machst"
„Ach mach ich das?" Ich erinnre mich nur an Momente, in denen er mich glücklich gemacht hat oder er mir geholfen hat. Eigentlich besteht unsere gesamte Beziehung nur daraus, dass er sich um mich kümmert und alles für mich tut.

„Natürlich. Allein, wenn ich an dich denke, bin ich glücklich. Mal abgesehen davon, wenn du mich anlächelst. Dann fühle ich mich wie der wertvollste Mensch auf der Welt"
Ich muss lächlen bei seinen Worten und strecke mich zu ihm rüber, um seine Wange zu küssen. „Das bist du"

Kurz danach kommen wir bei ihm zuhause an.
Das letzte Mal, als ich hier war, war als ich total besoffen war und kaum mehr laufen konnte und davor sind zwei Jahre seit meinen letzten Besuch vergangen.
Man kann sich also denken, dass ich nicht gerade entspannt bin.

Im Auto gibt Lucas mir einen langen Kuss, bis ich ruhiger werde, wir beide aussteigen und dann Händchenhaltend zur Tür gehen.

„Wissen sie, dass ich komme?"
Er schüttelt den Kopf. „Sie wissen, dass ich was zu sagen habe"
Mit einem Schlüssel öffnet er die Tür, wodurch wir kurz danach eintreten.
Lucas lacht, als er mich ansieht. „Jetzt komm schon, Schatz, wenn du so verängstigt schaust, bis du nicht mehr so hübsch wie du es sein könntest"
Er streicht über meinen Piercing.
Vielleicht hätte ich die rausmachen sollen, dann sehe ich zumindest anständiger aus...

„Warte ich mach noch schnell meine Piercings raus", sage ich schnell zu ihm, aber er lässt es nicht zu.
„Nein, tust du nicht. Ich liebe sie und sie stehen dir. Und jetzt pack dich mal an den Eiern" Er fasst mir abrupt zwischen die Beine und grinst mich an, als ich aufquietsche. „Schau, da ist doch was. Dann kannst du das jetzt auch denen beweisen, die da nicht einfach so hinfassen dürfen"
Ich nicke schnell, damit er seine Hand wegnimmt.
Es kommt glaube ich nicht so gut, wenn ich mit einem mords Ständer auf meine Schwiegereltern in Spee treffe.

Kurz darauf zieht Lucas mich auch schon weiter und wir kommen im Wohnzimmer raus.
Auch sie haben einen offenen Koch- und Wohnbereich, weshalb ich seine Eltern sehe, die zusammen in der Küche stehen, doch dabei distanziert wirken.

„Mum, Dad"
Beide drehen sich um und mustern zuerst ihn, dann mich.
Aus Angst ziehe ich meine Hand aus seiner zurück und vergrabe sie in meiner Hosentasche.

„Wen hast du uns denn da mitgerbacht?", fragt seine Mutter nach einem freundlichen Blick zu mir.
Lucas lacht leicht. „Du kennst ihn. Das ist Castor, Mum. Ich weiß, er ist ziemlich erwachsen geworden, aber so sehr doch auch wieder nicht"
Sofort als mein Name ertönt, dreht sich sein Vater wieder zu uns um und mustert mich nochmal. „Und was will er hier?" Er betont das, als wollte er eigentlich etwas anderes sagen.
Das fordert mich natürlich heraus.

Schnell gehe ich zu ihm und halte ihm meine Hand ihn, schön darauf bedacht, dass er meine Fingernägel und meinen Schmuck sieht. „Ich bin hier, um mich mal offiziell vorzustellen. Das macht man doch so, wenn man mit jemandem zusammen ist oder?"
Als er meine Hand nimmt, drücke ich etwas fest zu, was ihn überrascht die Augen aufreißen lässt.
Bei seiner Mutter gehe ich es sanfter an, dann stelle ich mich zurück zu Lucas und nehme diesmal bewusst seine Hand.
Provokation, das ist meine Stärke.

Lucas lächelt stolz zu mir und ich ebenso zu ihm.
Die Blicke seiner Eltern rutschen zu unsern Händen, dann schockiert zueinander und dann wieder zu uns.

„Ist das deine Ankündigung?", fragt die Frau dann.
Lucas nickt.
Sein Vater beginnt mit den Zähnen zu knirschen. Er murmelt etwas Unverständliches und dreht sich dann um, um wieder an irgendetwas herum zu hantieren, aber Lucas gefällt das wohl nicht so. „Sag ruhig, was du zu absagen hast Dad"
„Ich will dich nicht verletzen", gibt er zurück, ohne ihn anzusehen.
Seine Mutter dagegen hat wohl andere Absichten. „Sag uns bitte ehrlich, ob du das HIV von ihm hast."

Unwillkürlich muss ich lachen, als Lucas der Mund aufklappt.
War ja klar. Da hat er die Schwulen-Seuche von der Schwuchtel bekommen oder was?

„Tut mir leid, sie enttäuschen zu müssen, aber Lucas und ich hatten leider noch keinen Sex, sodass ich ihm irgendetwas übertragen hätte können. Und wenn sies genau wissen wollen, dann kann ich innen versichern, dass ich keine Krankheiten habe, immerhin lasse ich alle drei Monate einen Abstrich machen. Ist bei Leuten wie mir einfach sicherer" Diese Leuten wie mir betone ich extra.
Ich weiß ja, dass alle Eltern dieser Stadt denken, ich verfluche ihre Kinder durch den Umgang mit mir. Das verletzt mich auch gar nicht.
Ich will einfach nur eine Zukunft mit Lucas, mehr nicht.

„Das kannst du uns wohl auch schriftlich geben", meint seine Mutter dann.
„Mum", haucht Lucas geschockt.
Ich drücke seine Hand fester. „Klar, alles was sie wollen"

Soll sie halt gleich meinen Akte durchblättern. Naja, soll sie nicht, denn das mit dem Abstrich war gelogen. Da würde nur rauskommen, dass ich Heroin abhängig bin und das will ich mir ersparen.
Aber Tests habe ich wirklich schon öfter gemacht und die waren alle negativ.

Ich bin eine verantwortungsbewusste Schlampe.

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Where stories live. Discover now