43: Schule

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Castor:

Ich warte lange, bis Lucas wiederkommt oder sich meldet, aber das tut er nicht.

Am nächsten Tag entschließe ich mich dazu, wieder zur Schule zu gehen, da ich es nötig habe und alles, das mit Lucas zu tun hat, mich von meinem flüchtigen Gedanken an meinen tiefsten Abgrund ablenkt.

Als ich über den Pausenhof zu meinen Freunden gehe, applaudieren sie erstmal.
Ich verbeuge mich. „Also ich weiß ja, dass ich toll bin, aber sagt ihr mir auch, womit ich mir den Applaus verdient hab?" Fragend sehe ich in die Runde.
Lucas ist nicht da, dafür aber Coleen. Sie sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an.

„Ich hab gewettet, dass du noch mal ne Woche blau machst", meint Cody, als er einen Arm um meine Schultern legt.
„Ha ja", lache ich nur kalt. Ich versuche echt darüber zu lachen, doch ich kann nicht anders als zu begreifen, dass meine Freunde denken, ich hätte die letzten Wochen geschwänzt, während ich durch die Hölle gegangen bin.
Okay, ich hab zwar schon oft blau gemacht, und sie wissen auch nichts von meinem Problem, aber trotzdem...

„Wo ist Lucas?", will ich dann von Coleen wissen.
Sie schnaubt. „Das sollte wohl ich eher dich fragen. Er hat sich ja die letzten Wochen mehr um dich gekümmert als um sich selbst. Ich schwöre dir, Castor, wenn ihm irgendetwas passiert, mache ich dich dafür verantwortlich. Ich werde dafür sorgen, dass du dir wünscht niemals geboren worden zu sein, dass du um deinen Tod bettelst, hast du mich verstanden?!"
Ich sehe sie aus großen Augen an, während sie mich bedroht.
„Hast du mich verstanden?!", brüllt sie hysterisch.
Schnell nicke ich, schlucke und sage dann: "Ja, ich hab verstanden"
Dann schuckt sie mich zur Seite und macht einen wütenden Abgang.
Cody sieht zwischen ihr und mir hin und her.
„Jetzt geh schon zu ihr", fordere ich.
Er folgt ihr.

Dann sind nur noch Elisa, Marisa, Brad, Cooper und ich übrig, wobei Cooper und Elisa am rumknutschen sind und Brad daneben steht wie bestellt und nicht abgeholt.
Ich sehe ihn fragend an, er verdreht genervt die Augen.

„Hei Cooper, wie liefen eigentlich die letzten Spiele?"
Dank meiner Frage muss er von Elisa ablassen, die mich dann genervt ansieht.
Er legt ihr einen Arm um die Schultern und fängt an zu erzählen, wobei mir Brads dankbarer Blick nicht entgeht.
Ich habe keine Ahnung, was bei denen schon wieder los ist.
Ich dachte, es wäre wahrscheinlicher, dass Cooper Brad anhimmelt, während er mit jemanden anderem rummacht, aber das ist wohl eine Täuschung gewesen.

Kurz bevor der Unterricht beginnt, betritt Lucas den Pausenhof.
Ich wimmle die anderen ab und gehe schnell zu Lucas.
An der Hand ziehe ich ihn hinter den Schuppen.

„Ihhh hier sind bestimmt Spinnen", sagt er sofort und sieht sich überprüfend um.
„Jetzt sei mal nicht so ne Pussi", beschwere ich mich.
„Warum hast du dich gestern nicht mehr gemeldet?"

Als er dann vom Boden aufsieht, erkenne ich, dass er ein blaues Auge hat und ziehe erschrocken die Luft ein.
„Wer war das?", schiebe ich sie zweite Frage hinterher, während meine Hand dorthin fährt.
„Ist ja egal. Ich hab gestern einfach Zeit für mich gebraucht. Wie lief deine Nacht?"
Wunderbar, hab mich herumgewälzt, geschwitzt wie Sau und mich gefragt, ob du an mich denkst!

„Ging schon", meine ich abwiegelnd. „Sagst du mir, wer dich geschlagen hat?"
Er seufzt. „Mein Vater. Aber es war nur ausversehen, weil er betrunken war. Meine Mutter hat ihn betrogen"
Geschockt sehe ich ihn an. „Deine Mutter tut sowas?" Das kann ich nicht glauben.
Er zuckt mit den Schultern. „Sie ist halt auch kein Engel."
„Tut mir leid für dich", meine ich ernsthaft.
Er sieht mich mit einem komischen Ausdruck an. „Deine Mum hat deinen Vater doch auch mal betrogen. Wie hats dein Dad aufgenommen?"
Ich zucke mit den Schultern. „Weiß nicht. Ganz gut schätze ich. Er wusste ja schon immer, dass meine Mutter ein Miststück ist"
Er sieht mich warnend an. Er fand es noch nie gut, wenn ich so über sie spreche, weil er findet man sollte Respekt vor seinen Eltern haben, aber ich finde ich darf meine Meinung trotzdem vertreten.

„Ist Coleen mich deshalb vorhin so angegangen?", frage ich Lucas dann.
„Was hat sie denn gemacht?"
Ich muss schnauben, aber es ist eher belustig. „Sie hat gesagt, wenn dir was passiert, dann wird sie dafür sorgen, dass ich mir wünsche, niemals geborgen worden zu sein"
Lucas grinst. „Und hattest du Angst?"
„Ist das dein ernst?" Ich werfe die Hände in die Luft. „Wer hätte da keine Angst?"
Danach müssen wir beide leicht lachen, er zieht mich in der Hüfte zu sich, meine Arme legen sich um seinen Hals.

Er sieht auf meine Lippen.
„Worauf wartest du?", flüstere ich.
Sein Blick wandert zurück in meinen Augen. „Ich kann einfach nicht glauben, dass ich dich küssen darf."
„Du darfst nicht nur, du sollst sogar", sage ich belehrend, ehe ich mit meiner Nase an seiner herumstupse.
Er lacht, nimmt mein Gesicht in die Hände und streicht mit den Daumen über meine Piercings, ehe er seine Lippen auf meine legt.
Gierig erwidere ich den Kuss, während ich ihn weiter zu mir ziehe.
Ich bin zwar nicht allzu viel kleiner als er, aber trotzdem muss ich mich ziemlich strecken. Ich glaube, das macht er mit Absicht.

Irgendwann ertönt er Schulgong und ich zuckte erschrocken zusammen.
Lucas lacht mich mal wieder aus. „Komm mit, du Angsthase"
Er nimmt meine Hand und zieht mich in das Schulgebäude, damit wir den zweiten Kurs nicht auch noch verpassen.

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Место, где живут истории. Откройте их для себя