39: Lucas' Krankheit

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Castor:

Lucas steht vor mir, sieht geschockt aus, kurz bevor er mich wegschiebt und auf seinem Handy herum tippt.

„Was ist denn jetzt los?“, frage ich verwirrt.
Er hält sich das Handy ans Ohr, redet aber mit mir. „Sorry, aber das ist wichtig. Es hat nichts mit dir zu tun, keine Sorge...“ Bevor er weiter reden kann, scheint er etwas aus seinem Handy zu hören. „Ja ich bins. Nein. Coleen, bitte ich hab' meine Medikamente nicht genommen. Geh nachhause und bring sie mir, du weißt doch, wo sie sind. Bei Cas. Frag Cody. Ja bis gleich. Danke“
Dann legt er auf und atmet erschöpft durch.

Ich musterte ihn. „Medikamente?“
Für was denn? Er ist doch fit, bis auf die Erkältung von vor ein paar Wochen, doch das war ja nichts Großes.

Lucas sieht mich an.
Er sieht plötzlich total gestresst aus, so als habe er ein total schlechtes Gewissen. „Ich muss mal kurz telefonieren, ich erklärs' dir später okay?“

Ohne meine Antwort abzuwarten geht er an mir vorbei und in den Flur.
Er schließt dabei die Tür. Wunderbar, ich erzähle ihm von den dunkelsten Momenten meines Lebens und er lässt mich nicht einmal seine Telefonate mithören.

Kurz danach klingelt die Tür und ich öffne.
Coleen stürmt an mir vorbei ins Haus und ruft nach Lucas. Was ist denn das für eine Hektik?
Ich will ihr hinterher, aber, dass Cody hier ist, hält mich auf.

Ohne groß nachzudenken umarme ich ihn.
Er lacht. „Da hast du einmal eine Grippe und schon wird man umarmt als wärst du fast gestorben“, meint er.
Ich drücke ihn nur fester. Es hat sich angefühlt als würde ich sterben, ungefähr tausendmal.

Kurz danach kommt Coleen wieder zurück und Cody löst sich von mir.
„Was war denn jetzt so wichtig?“, fragt er leicht genervt.
Sie schiebt ihn aus dem Haus. „Das geht dich nicht an.“ Als sie die Tür hinter sich zuzieht, blicke ich verwirrt darauf, ehe ich den Kopf schüttele.
Und da wird behauptet, ich sei verrückt.

Mit einem seltsamen Gefühl gehe ich zurück in die Küche.
Ich sehe gerade noch, wie Lucas eine Tablette nimmt und sie mit Wasser runter spült.
Neben ihm liegt eine Dose.

Ich gehe zu ihm und will mir die Plastikdose ansehen, doch er zieht sie schnell weg und versteckt sie hinter dem Rücken.
Ich lache ungläubig. „Ist das jetzt dein ernst? Vor drei Wochen war ich noch Drogenabhängig und jetzt versteckst du Irgendwelche Tabletten vor mir?“
Er sieht panisch aus, verletzt.
Ich sehe ihm an, dass er sich in die Ecke gedrängt fühlt, also gehe ich einen Schritt zurück. „Schon okay, du musst es mir nicht sagen. Aber dann geh jetzt bitte“

Es verletzt mich, dass er Geheimnisse vor mir hat. Das hatten wir noch nie und es treibt eine ungeheuere Distanz zwischen uns.

„Cas ich will’s dir ja erklären“, sagt er.
„Dann gibt mir die Tabletten“, fordere ich streng.
Er überreicht mir eine Packung, doch sie ist unbeschriftet.
Toll, sehr hilfreich.

„Was ist das?“, frage ich ihn streng.
Er schluckt. „Komm wir gehen aufs Sofa“ Er schiebt mich aus der offenen Küche in das Wohnzimmer, wo wir uns auf das Sofa setzen.
Ich bemerke, wie nervös er ist, fast schon ängstlich.

„Wofür nimmst du diese Tabeltten, Lucas?“ Ich will ihn ja nicht unter Druck setzen, aber ich glaube, sobald er es einfach ausgesprochen hat, wird es ihm besser gehen.
Er muss mir nur sagen, dass alles gut ist, er kerngesund ist und das nur Vitamine sind. Aber das tut er nicht.

„Ich wollte es dir nicht sagen, weil ich Angst hatte, dass du mich dann anders ansiehst. So wie meine Eltern mich jeden Tag ansehen. Wie einen Aussätzigen. Aber ich bin nicht ansteckend. Zumindest war ich das nicht, bis vor zwei Wochen.“
„Lucas bitte komm endlich zum Punkt, ich raste gleich aus“ Mein Körper steht unter großer Anspannung, doch das nicht wegen meines Entzugs.

Lucas atmet tief durch, endlich sieht er mir in die Augen. „Erinnerst du dich an unseren Urlaub in Argentinien vor drei Jahren?“
Was hat das denn jetzt damit zu tun? Oh Mann. Ich raste gleich aus.
Trotzdem nicke ich mit rasendem Herzen.

„Wir hatten die besten Wochen unseres Lebens“, dabei lächelt er leicht.
„Aber vor zwei Jahren habe ich erfahren, dass ich mich in diesem Zeitraum infiziert hab.“
Er schluckt sieht mir direkt in die Augen, während mein Herz einen Schlag aussetzt.

„Ich bin HIV- positiv, Cas“

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt