35: Letzte Hoffnung

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Castor:

Lucas legt mich in meinem Bett ab und beginnt dann sofort all meine Schränke zu durchsuchen, um mir alles wegzunehmen, was mich irgendwie glücklich machen kann.

Ich hasse ihn dafür, dass er mich unbedingt leiden sehen will.
Er hat doch schon genug angerichtet.

Doch trotz meinem Hass spüre ich noch etwas anders und zwar Übelkeit.
In der nächsten Sekunde springe ich auf und kann gerade noch die Kloschüssel erreichen, ehe ich mich übergeben muss.

Ich weiß gar nicht, was ich überhaupt kotzen kann, weil ich fast nichts gegen habe schon seit Wochen nicht mehr, doch es kommt mehr raus, als ich überhaupt erwarte, dass es in mich passt.

Erst als ich fertig bin, bemerke ich, dass Lucas da ist und die Spülung betätigt.
Er zieht mich auf die Beine und zum Waschbecken, wo ich mir den Mund ausspülen kann und mir kaltes Wasser ins Gesicht spritzen.

„Die ersten Tage sind die schlimmsten, das weißt du doch" Behutsam streichelt er mir über den Rücken, aber ich schlage ihn weg.
„Fass mich bloß nicht an", fauche ich wütend und krieche zurück in mein Zimmer, um mich im Bett einzurollen.

Lucas kommt nicht hinzu, stattdessen höre ich die Tür zuknallen.
Gut, Lucas, nimm mir alles, was mein Leben lebenswert macht und verpiss dich dann auch noch. Klasse Leistung.

In Gedanken beschwere ich mich, aber in Reallife liege in einfach nur da und versuche dem Schmerz irgendwie zu entkommen.
Um liegen zu bleiben, bin ich aber zu unruhig, also stehe ich auf und laufe im Zimmer auf und ab, während ich mir die Haare raufe.

Ich muss einfach nur Seth anrufen und er wird mich retten, aber Lucas hat mir mein Handy abgenommen.
Ich weiß aber nicht, ob ich es in diesem Zustand bis zu ihm schaffe.
Ich muss also warten, bis er hierher kommt.

Irgendwann höre ich die Tür wieder zuschlagen und dann ein Poltern.
Ich befürchte einen Einbrecher, stolpere in die Küche, hole mir eine Bratpfanne und gehe dann in die Waschküche, aus der die Laute kommen.

Da aber entdecke ich Lucas vor der Waschmaschine sitzen.
„Wenn du mich überwältigen willst, dann musst du dabei leiser sein", meint er desinteressiert.
Er stopft meine Kleidung hinein und als nichts mehr reinpasst, schließt er sie, gibt Pulver und Flüssigkeit dazu, ehe er sie anschaltet.

Dann kommt er auf mich zu, nimmt mir die Bratpfanne ab und geht in die Küche. „Was willst du essen?", fragt er mich.
„Kein Hunger", gebe ich zurück, während ich die Jacke ausziehe und danach mein Oberteil.
Mir ist unglaublich heiß, trotzdem zittere ich.

Lucas macht ein Tuch nass und kommt zu mir, um es mir auf die Stirn zu drücken. „Du musst was essen, also auf was hast du Lust?"
Wütend reiße ich ihm das Tuch aus der Hand und stampfe in mein Zimmer ohne zu antworten.
Er kann mich mal. Wenn er die Nanni spielen will, kann er das gerne machen, aber ich werde ihn sicherlich nicht auch noch dabei unterstützen.

Eine halbe Stunde später kommt er mit einem Teller Nudeln zurück und hält ihn mir hin.
Ich nehme ihn ihm nett lächelnd ab, er wirkt sogar erleichtert, aber das verschwindet ganz schnell, als ich den Teller gegen die nächstbeste Wand werfe, er daran zerbricht und die Nudeln ein Wettrennen machen, welche zuerst unten ist.

„Ich will deine verfickten Nudeln nicht, du Arschloch! Verpiss dich gefälligst!"

Lucas geht nicht darauf ein, sondern sammelt die Scherben des Tellers auf, verschwindet und putzt danach die Nudeln auf.
Frustriert sehe ich ihm dabei zu. Wie kann man nur so ruhig bleiben, wenn die Welt sich so grausam anfühlt?
Als ob er das nicht spürt.

Wenig später klingelt es dann an der Tür.
Ich gehe langsam runter, Lucas folgt mir.
Ich ignoriere ihn einfach.

Als ich die Tür öffne und Seth davor steht, falle ich ihm glücklich um den Hals. „Ich dachte schon, du kommst nie. Lucas will mich umbringen, er hat mir den ganzen Stoff weggenommen", beschwere ich mich sofort.
Zuerst umarmt er mich ruhig und glücklich, aber als ich ihm das erzähle, während er meine Wange küsst, spannt er sich sofort an und schiebt mich dann von sich weg.
Er blickt hinter mich, seine Miene verfinstert sich. „Du schon wieder", schnaubt er.

Lucas kommt auf ihn zu, drückt ihm meine Drogen in die Hand und schiebt mich dann hinter sich. „Verzieh dich, Seth, und lass dich hier nie wieder blicken oder ich schlage dich zuerst zusammen und dann zeige ich dich an, weil du Sex mit ihm hattest, als er noch minderjährig war und weil du ihm Drogen gegeben hast und ich wette, er war nicht der einzige."

Seth knirscht mit den Zähnen und sieht zu mir.
Ich hoffe so sehr, dass er mich genug liebt, um um mich zu kämpfen. Aber das tut er nicht.
Er zischt Lucas „Das wird ein Nachspiel haben" zu, bevor er sich umdreht und abhaut.

Und ich stehe da und werde von meiner letzten Hoffnung verlassen, dieses Drecksleben irgendwie durchzustehen.

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Where stories live. Discover now