Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 94

669 52 2
                                    

Elisabeth verlässt zusammen mit den beiden das Gebäude. Sie ist ziemlich hochgewachsen, was ihre königliche Erscheinung nur unterstreicht. Die gesamte Akademie ist vor dem Gebäude versammelt, geordnet nach Jahrgang, wie es sich für Eliteschüler gehört. Einige starren die drei nur an, andere tuscheln oder spielen gelangweilt an ihrem Smartphone. Die drei, die soeben das Gebäude verlassen haben, sind mit Blut beschmiert, was wohl die Aufmerksamkeit der anderen erhöht. „Eliza? Eliza", ruft jemand wild aus der Menge. Jemand stürzt hinaus, eine Frau mit grünem Haar. Sie fallen sich gegenseitig in die Arme und Cloe küsst sie kurz. „Oh Gott, was hast du denn da getrieben? Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Und wieso hast du rote Haare? Hattest du nicht vorher bronzefarbene?" Fina schaut die beiden ziemlich verwirrt an und blickt hin und her. Cloe hatte diesen Schritt also auch gewählt, ein Vampir zu werden, aber wessen Blut? Doch nicht etwa...?
„Mutter? Ist das wirklich dein Ernst", fragt sie überrascht. Elisabeth lacht herzlich. „Ach, ihr kennt euch wohl? Na, wie klein diese mickrige Welt doch ist, nicht?" Fina rollt mit den Augen etwas genervt. „Du weichst meiner Frage aus."
„Ach komm Fina. Du bist auch nicht gerade viel jünger für Sophia. Außerdem weißt du genauso gut wie ich, dass Liebe wohl das unberechenbarste auf der Welt ist. Das hast du doch schon verstanden, als du Samira gesehen hast, oder? Ich weiß zwar nicht, wie deine kleine zu einem Vampir wurde, ich habe es Cloe angeboten. Anscheinend mag sie genauso die Zeit mit mir auf ewig verbringen wie ihr beide." Cloe klappt der Mund vor Staunen auf. „Du bist...also ihr seid...also Mutter und Tochter? Ernsthaft?"
Elisabeth lächelt sie an. „Na woher glaubst du hat Fina wohl ihre Schönheit und ihre Begabung?" Bei dieser Bemerkung muss sie schmunzeln. Sie ist immer noch überglücklich, dass sie sich ihrer Tochter zeigen kann, nach so vielen Jahren. „Lasst uns verschwinden. Es gibt viel, was ihr euch erzählen müsst und was ich euch zu erzählen habe."

Der Schock aller sitzt noch etwas tief, besonders bei Sophia und Fina, aber sie waren beide nicht so blöd und erwähnten Details. Gespannt sitzen sie auf der Couch und betrachten Eliza, sie in Wahrheit Elisabeth Bathory heißt. In all den Jahrhunderten ist sie genauso schön geblieben, wie sie einst war. Fina bewundert diese Frau, ihre Mutter. "Ich kann euch nicht genau sagen, wer euch das antun will und warum. Das Ziel bist du, meine Tochter, Sophia ist nur das Mittel. Ich gehe davon aus, dass man deinen Geist brechen und ihn benutzen will, schließlich bist du meine Tochter und ein wahres Talent unter Vampiren, nicht? Du fühlst es in dir, was dich durchströmt, oder? Etwas, dass weder Cloe, noch Sophia, noch Carmilla noch ich jemals in unserem Leben erreichen werden. Du bist etwas Besonderes und jemand weiß das. Jetzt ist die Frage, wer in Frage käme." Fina überlegt nicht lange. Sie ignoriert Sophias fragenden Blick und den der anderen. "Direktor Sheppard. Seine Gedanken sind oft auf mir gewesen. Ich schätze, er hat etwas damit zu tun. Du wirst ihn relativ schnell erkennen Mama." Diese nickt nachdenklich. "Ich werde diesem Direktor Sheppard einen Besuch abstatten. Und wenn das..." Es klingelt an der Haustür. "Ich gehe schon, keine Sorge", meint Fina leicht belustigt. Das sie beinah gestorben wäre und alles verloren hätte, scheint wie vergessen, irgendwie auch für Sophia. Langsam geht sie zur Eingangstür und öffnet diese. Ihre Augen weiten sich, als sie eine Frau mit langem, lila Haar vor sich sieht. Diese Frau ähnelt ihr sehr, von Gesicht, Körper und der Ausstrahlung. In der Hand hält sie eine blonde, tote Frau, aber sie lächelt Fina an. "Endlich. Ich habe so viele Jahre gewartet, dich endlich zu treffen. Nie durfte ich dich sehen, es wurde mir verboten, nur mein drittes Auge der Weitsicht beobachtete dich. Reiten, mit dem und im Dreck spielen, deine Verwandlung, deine erste Liebe. Endlich habe ich dich gefunden." Der Frau rennen Tränen über das Gesicht. Sie scheint glücklich, jemanden gefunden zu haben, den sie seit langer Zeit nicht mehr gesehen hat. "Ich wüsste nicht, dass wir uns kennen, Artgenosse, vor allem die Leiche lässt dich ziemlich verrückt wirken." Die schöne Frau, die ihr so ähnelt lacht nur, aber nett, süß, irgendwie freudig. Sie lässt die Leiche los und umarmt Fina, haucht ihr einen Kuss auf die Wange und strahlt sie an. "Ich habe lange im Gefängnis gesessen, speziell für Vampire eingerichtet und gesichert. Ich habe lange auf dich gewartet. Ich bin Lilith. Lilith Bathory. Tochter von Elisabeth Bathory und deine Schwester." Fina klappt vor Staunen der Mund leicht auf. Sie kann es fühlen. Das Blut, ihr Herz, ihre Seele, darin fließt sie selbe Energie. Eine Energie, die sie beide verbindet. "L... Lilith? Ich habe eine Schwester? Du bist meine Schwester", fragt Fina leise, beinah, als könne sie nicht glauben, was hier passiert ist. "Ja mein kleines Schwesterchen, obwohl deine Macht wohl meine übersteigt, aber ich bin älter, zumindest ein paar Sekunden. Aber dafür ist jetzt keine Zeit Fina. Dunkle Wolken ziehen auf, ein Sturm, den wir noch aufhalten können."
Fina stammelt einige Buchstaben, versucht Wörter zu formen, aber es schlägt fehl. "Aber, ich will dich kennen lernen, lieben lernen, wie eine Schwester, die ich nie hatte, aber haben wollte." Lilith rüttelt sie an der Schulter. "Wir haben jetzt keine Zeit für Spielchen Fina! Wir haben nur eine Chance, um zu beenden, was begonnen wurde. Dein Vater will es so und er hilft dir dabei."
Da lacht die rothaarige Vampirin und verzerrt ihr Gesicht zu Wut. Ihr Vater. "Dieser elende Scheißkerl Richard soll in der Hölle schmoren! Ich habe ihn dahin geschickt und zerstückelt, er ist tot!"
"Glaubst du wirklich, der Kerl war dein Vater? Oh nein. Weder schließ er mit Elisabeth, noch zeugten sie uns beide. Nein. Dein wahrer Vater ist bereits im Haus, er benutzt den Hintereingang zum Garten und erklärt die Familiensituation. Er ist in den letzten und größten Vampirkrieg auf die Seite des Feindes gegangen, um ihn zu unterwandern. Aber das alles muss er dir erzählen. Und du musst dich konzentrieren! Es gibt die Zeit der Liebe, der Familie, unsere Zeit, aber sie ist erst, wenn der Kampf vorbei ist." Fina wankt kurz. Ihre Familie... ihr Vater. Das war alles nur die halbe Wahrheit? Wieso jetzt? Warum sie? "Das... das ist alles so viel für mich. Ich kann..."
Ihre Schwester unterbricht sie. "FINA! Wenn du jetzt nicht einen kühlen Kopf bewahrst, sind alle die du kennst in weniger als zwei Tagen tot, also reiß dich zusammen! Du musst, du bist der Schlüssel!" Sie? Der Schlüssel? "Was soll das heißen? Ich bin der Schlüssel? Zu was? Warum? Wieso?" Lilith deutet Richtung Wohnzimmer. Wie gern würde sie das Haus ansehen, mir ihrer Schwester, Mutter und Vater reden, aber es geht nicht. "Geh ins Wohnzimmer Fina. Geh. Dort wirst du die Antworten finden."

Der süße Kuss des Blutes |GirlxGirl [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt