Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 13

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„Kopf hoch Schwester, da draußen sitzen Cloe und Melissa, die drücken dir beide Daumen. Jetzt zieh dich verdammt nochmal um, sonst wird der alte Knacker wieder wütend. Und du weißt ja, dass der Alte nicht die größte Geduld hat." Sophia lächelt nervös. Sie ist keine Sportskanone. Sie beherrscht zwar den Sprint wie keine andere, aber dafür versagt sie in sämtlichen anderen Sportarten.
Anna dachte, sie könnte mir ihrer Kleiderwahl ihrer Schwester eine Freude bereiten. Schwarz. Die Farbe, welche sie motivieren soll. Sie gewöhnt sich zwar langsam daran, dass ihre Schwester ihr wie eine liebende Mutter die Kleidung für den nächsten Tag bereitlegt. Eigentlich sollte es sie stören, sie ist doch kein kleines Kind mehr. Aber sie begrüßt es sogar, wenn sich um sie gekümmert wird, vor allem in ihrer momentanen Verfassung. „Findest du das nicht etwas...sommerlich?"
Anna zuckt mit den Schultern. „Ist doch warm genug? Oder soll ich dir eine Winterjacke bringen?"
Sophia runzelt die Stirn und geht nicht weiter auf ihre Schwester ein. Dazu ist sie viel zu nervös, viel zu aufgeregt, viel zu durcheinander. Noch immer. Die Ereignisse der vergangenen Stunden fliegen ihr immer noch durch den Kopf. Egal wie sehr sie darüber nachdenkt, sie erhält keine Antwort auf die Frage, was gerade in ihr geschieht.
Ihr Blick fällt auf Fina. Sie ist genau auf der anderen Seite des Raumes, aber genau beobachtbar für sie. Keiner kleidet sich neben ihr um. Wirklich jeder hält einen Abstand zu ihr. Aus Angst oder Verachtung vor ebenjener.
Irgendwie tut es Sophia leid, dass sie so allein ist. Sie würde am liebsten zu ihr gehen, sich unterhalten oder einfach nur da sein, damit sie nicht so allein ist. Aber etwas in ihrem Kopf blockiert sie, hat Angst zu ihr zu gehen. Aber wieso? Was ist schon groß dabei, zu einer anderen Frau zu gehen und zu versuchen, Kontakt aufzubauen?
Sophia schaut sie in ihren eigenen Gedanken versunken an. Sie erwischt sich dabei, wie sie Fina beobachtet. Aber sie kann ihren Blick einfach nicht abwenden. Es ist wie die Betrachtung eines großen Diamanten. Wer könnte da schon wegsehen? Ihr eben ernannter Diamant entblößt ihre leichte Bluse. Unbewusst krallen sich Sophias Finger in ihre Hand, während sie Fina bei ihrer Verrichtung beobachtet. Fina ist ihren eigenen Zeichnungen entsprungen. Wunderschön, beinah eine göttliche Erscheinung. Sie prägt sich jede einzelne Kontur, jede Wölbung und jede Feinheit ihres halb entkleideten Oberkörpers ein. Sie muss ziemlich sportlich sein, denn leicht muskulöse Wölbungen zieren ihre Arme und ihren Bauch. Ihre vollen, runden Brüste werden von einem schwarzen, mit glitzernden Steinchen bestückten BH verdeckt.
Sophias Hände krallen sich noch fester in die Hände. Sie fühlt einen leichten Schmerz. Etwas Warmes fließt an ihrer rechten Hand herab, wahrscheinlich Blut, aber das ist unrelevant für sie. Dazu ist sie viel zu fasziniert von ihrem Anblick, von Fina.
Gerade als sie intensiv an sie denkt und ein Tropfen sich von ihrer Hand tropft und nicht hörbar auf den Boden ausklatscht, geschieht es. Fina, welche gerade ihre roten Haare in einem Zopf verschlingt, wendet sich urplötzlich zu Sophias Richtung. Wenn man die Energie nehmen würde, mit der sich beide in die Augen sehen, dann würde ein Sturm toben. Die blasse Frau steht einfach nur da und schaut zu Sophia. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt ihr.
Sophias Herz beginnt schnell zu schlagen. Die smaragdgrünen Augen von Fina tasten nach ihr, aber ganz anders als es sich Sophia vorstellt. Nicht hart, verlangend oder ablehnend, sondern zärtlich, liebevoll und um etwas bittend und flehend. Aber um was?
Sie schauen sich ein paar Sekunden an ohne sich zu bewegen, obwohl es Sophia wie mehrere Minuten vorkommt. Nach ein paar wenigen Sekunden wandern Finas Hände zu ihrer kurzen, blauen und enganliegenden Hose, um dort langsam drei Knöpfe zu öffnen und die Hose herunterzuziehen. Sophia schluckt schwer.
Kurz darauf wird sie an den Schultern geschüttelt und erschrickt, so sehr hat sie die Außenwelt ignoriert. „Hey, wo schaust du denn hin? Bist du so aufgeregt?" Anna schaut in Sophias Blickrichtung, entdeckt aber nichts außer ihren Mitschülerinnen und der Wand auf der anderen Seite. „Na komm. Du weißt doch was passiert, wenn wir zu spät sind. Er wird sicher wütend. Der will doch nur gut dastehen gegenüber den anderen."
Anna klopft ihrer Schwester auf die Schulter. Diese sieht jedoch lieber wieder in Finas Richtung. Fina. Komplett umgezogen, sitzt sie auf einer Bank, weg von den anderen Menschen.
Aber geradeeben hatte sie noch nicht einmal ihre Hose ausgezogen. Wie konnte sie so schnell sein? Oder hat ihr Gehirn mal wieder einen Streich gespielt? Verflucht, sie hat das Gefühl wahnsinnig zu werden. Als hätte sie keine anderen Sorgen im Moment. Sie verarbeitet gerade eine Beziehungskrise und sieht Halluzinationen. Wundervoll. Einfach nur wundervoll. Mit schwerem seufzen zieht sie sich weiter um und wirft immer einen Blick auf die Person, die ihr gerade Kopfzerbrechen bereitet. Aber sie dreht sich nicht einmal um und starrt nur auf die Wand.
Was fasziniert sie nur so an ihr? Und warum? Eine Frage, die sich wahrscheinlich noch Wochen, oder wohl eher bei ihrem Glück Jahre hinziehen wird. Von draußen ertönt eine Trompete. „Na dann, auf in den Kampf." Anna packt ihre Schwester liebevoll am Arm und zieht sie geradewegs in ihr verderben.

Der süße Kuss des Blutes |GirlxGirl [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt