Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 25

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„Alles gut?" Samantha sitzt kreidebleich auf einer Bank und nimmt ein paar Schluck Wasser aus einem Kaffeebecher zu sich. Sie sah ihn entgeistert an. Sie hat ihr ihr Frühstück wieder herausgebracht nach dieser Aktion. Was für ein wahnsinniger Gerichtsmediziner.
„Hey Kopf hoch. Passiert jedem beim ersten Mal. Ich hätte dich auch vorwarnen können. Ich habe ihm damals auf seine Materialen... Naja, du weißt schon." Er lacht kurz über die alten Zeiten. Lange ist es her, wie schnell doch die Zeit vergeht.
„Irgendetwas herausbekommen", fragt Samantha. Jeffrey schüttelt den Kopf. „Keine Gewebespuren, kein Haar, nichts. Wir müssen auf die Proben warten, die er mir heute Abend schickt. Das einzige was wir wissen: Es ist derselbe Täter, höchstwahrscheinlich. Er oder sie durchtrennt immer die Haltschlagader mit einem spitzen Gegenstand. Ich würde ja beinah sagen, es waren die spitzen Zähne eines Tieres, nur deutlich kleiner."
Sein Telefon klingelt plötzlich. „Jefferson? Ja, ich habe verstanden." Er legt sein Telefon wieder zurück in die Tasche. „Es gibt noch einen Mord."

Der Tatort sah dieses Mal nicht so gut aus wie vorher. Gleichermaßen zwei Stichwunden am Hals. Eine klaffende Wunde wie von einer Klaue verursacht, ließ aus seinem Magen Blut austreten. Ein Messer befindet sich fest umklammert in seiner Hand, ohne einen Blutfleck. Anscheinend wollte sich das Opfer verteidigen. Es sieht aus wie ein Bärenangriff, wären da nicht die zwei Löcher in seinem Hals und der Mann in einem Stück. Die Spurensicherung ist noch nicht eingetroffen. Ein Streifenpolizist hatte die Leiche gefunden. „Was sagst du dazu?" Er sieht Samantha fragend an. Sie grübelt nach und durchforstet, was sie alles gelernt hat, um es hier anzuwenden. „Ich vermute auf den ersten Eindruck einen wiederholten Mord. Wir sind auf der Akademie viele Fälle durchgegangen, auch die völlig abstrakten. Aber sowas hier..." Sie schüttelt den Kopf.
„Aber warum sollte jemand plötzlich sein Mordmotiv ändern?

„Vielleicht ist der Täter oder die Täterin ein beginnender Serienmörder ohne erkennbares Muster? Oder haben wir zwei Mörder und einer ahmt demzufolge nach?" Jeffrey sieht den toten Mann. Er trägt einen Anzug und ein erschrockenes Gesicht. Er wurde in der Nähe des Bankenviertels gefunden. Wahrscheinlich Geschäftsmann. Oder noch ein Vergewaltiger. Seine bisher grobe Theorie würde zusammenbrechen, wenn er kein Vergewaltiger war. So war das nun mal mit Theorien. Er macht ein Foto mit einer Kamera, ein etwas älteres Modell, aber es muss ja überall gespart werden und der Gewinn soll hoch sein. Wobei er das bei seinem Kaffeeverbrauch und den seiner Kollegen bezweifelt. Misstrauisch schaut Jeffrey die junge Frau an. Irgendetwas beschäftigt sie. „Alles in Ordnung? Wenn etwas nicht stimmt oder dich etwas bedrückt, dann teile es ruhig mit." Samantha sieht zu ihm auf. „Nein. Alles in Ordnung. Entschuldigen Sie." Er fragt nicht weiter nach. Vielleicht lag ihr der Gerichtsmediziner immer noch im Kopf. „Wir fahren aufs Revier und schauen mal, wer der gute sein könnte." Er winkt den Streifenpolizisten zu sich und befiehl ihm, auf die Kollegen zu warten und dann die Nachbarn der Umgebung zu befragen. So etwas hatte meist keinen Erfolg, er will keine Chance auslassen, um einen Mörder zu fassen.

Am späten Nachmittag gegen sechzehn Uhr, versammelt sich sein Team in einem kleinen Besprechungszimmer. Ein Tisch, ein paar Stühle, ein Laptop und eine Pinnwand, um Bilder aufzuhängen. Seine beiden Kollegen warten schon neugierig auf ihn. Auf dem Tisch befinden sich bereits die Ergebnisse der Gewebe- und Blutprobe, sowie der Analyse der Spurensicherung. Die zweite Leiche hat die Spurensicherung ebenfalls schon untersucht. Anderson ist ein wahrer Teufel.

Er liest sich alles genau durch und schnaubt. „Was wir bisher haben sind die beiden Merkmale, dass jemand die Leute tötet, indem er ihre Halsschlagader mit zwei Stichwunden oder Bisswunden durchtrennt. Es fehlt Blut im Körper, aber davon gibt es keine Spur. Vielleicht will der Täter das Blut illegal verkaufen.
Nun zum schlechten. Die Morde weißen keinerlei Zusammenhang auf, außer die zwei Toten Sexualstraftäter. Da passt der Bankangestellte nicht in unser das Bild. Sauberer Lebenslauf, Familie, komplett weiße Weste, im Gegensatz zu Opfer Nummer eins und zwei Und die Opfer liegen knapp drei Kilometer auseinander." Jeffrey lässt die Informationen erst einmal auf seine Kollegen wirken, die schweigend überlegen. Nach einigen Minuten fährt er fort. „Die Gewebeprobe ergab rein gar nichts. Als wäre nie etwas in seinen Hals eingedrungen. Vielleicht Säure oder etwas Ähnliches könnte benutzt worden sein, um Spuren zu verwischen. Die Blutprobe ergab rein gar nichts. Weder eine Vergiftung, noch etwas anderes. Und da kommen wir zu der einzigen Gemeinsamkeit: Die Opfer starben an Blutmangel." Ratlos blicken seine Kollegen ihn an. Niemand kann sich einen Reim darauf machen. Ein so perfektes Verbrechen existiert selten, besser gesagt gar nicht. Nicht ein Hinweis, keine Zusammenhänge, bis auf die Wunde. Die Todeszeitpunkte lagen auch auseinander, sodass er davon ausgeht, dass der Täter seine Ziele zu wahllosen Uhrzeiten tötet. Wer auch immer diese Leute getötet hat, diese Person weiß, wie die Polizei arbeitet. Also ist eine Durchschnittsperson schon einmal auszuschließen. „Die unterschiedliche Herangehensweise irritiert etwas. Die zwei werden ordentlich in irgendeiner Seitengasse getötet, was heißt, sie müssen dorthin freiwillig gegangen sein. Der Bankangestellte wurde einfach nur hingerichtet. Zwar sind die zwei Male am Hals zu erkennen, aber den Rest seht ihr ja auf den Bildern. Warum verändert unsere gesuchte Person plötzlich die Motive? Oder handelt es sich gar um einen anderen Mörder?" Jeffrey tippt nervös mit seinem Finger auf die Tischplatte. „Ich gehe alles noch einmal durch und ihr führt nochmal eine genaue Befragung in der Umgebung des Tatortes durch. Jemand MUSS etwas gesehen haben." Es klingt, wie die letzte Hoffnung, und so ist es auch. Kein Hinweis, keine Zeugen, gar nichts. Wenn nicht das gesamte Blut verschwunden wäre, könnte man meinen, es wäre Selbstmord. Wobei das auch nicht zutreffen kann. Wer trifft schon so sauber seine Halsschlagader?
„Eine Sache wäre da noch. Was sagt den unsere Teampsychologin? Hast du so etwas schon mal gesehen, Kathrin?"
Kathrin hat schulterlanges, braunes Haar und ist eine zierliche Frau, manchmal nur mit zu viel Make-Up ausgestattet. Sie rückt ihre Brille zurecht und sieht die Bilder an.
„Ich kann nur ein paar Muster in die Runde werfen. Für mich sieht es, abgesehen vom Bankangestellten, nach einer Art Ritual aus, in welcher Form auch immer. Aber ein was muss ich euch fragen: Bin ich etwa die einzige Person, die an Vampire denken muss? Die Abstände und das durchtrennen der Halsschlagader deuten auf einen Täter hin, der einen verdammt starken Trieb zum Vampirismus hegt und entweder ein solcher sein möchte, oder er einer in seinen Gedanken ist. Dann muss er aber gut Blut entfernt haben und da Blut für den menschlichen Organismus unverdaulich ist, frag ich mich, wo das Blut den ist ohne auch nur einen Tropfen auf dem Boden außer bei Leiche drei zu hinterlassen.
Ich denke, wir haben es eventuell mit einer Person zu tun, deren Trieb von etwas Anhängt, oder wir haben ein paar mehr Täter, die wahrscheinlich zusammen agieren. Besonders bei jungen Erwachsenen sind Vampire besonders beliebt, als Figur der Macht, der Unabhängigkeit und teilweise auch wegen ihrer sexuellen Macht, die Vampire auf Menschen laut vielen Büchern und Quellen haben. Das einzige was in meine Gedanken nicht passt, ist die Perfektion des Geschehens und das fehlende Blut. Ansonsten finde ich meine Theorie bist jetzt die logischste."
Ein kräftiger Kollege mit Schnauzer meldet sich zu Wort. „Ist das dein Ernst Kathrin? Vampire? Dein Ernst?"
Sie nickt. „Es wäre eine logische Theorie. Ich würde es nicht unbedingt ausschließen, aber der oder die Täter wissen, wie sie ihre Spuren verwischen."
Jeffrey denkt kurz nach. „Das schränkt den Personenkreis ein, aber wir haben immer noch keinen wirklichen Anhaltspunkt. Unsere Vermutungen laufen auf einen einzigen Verdacht hinaus, aber wir müssen ihn vorerst verfolgen. Also dann, wir haben eine Menge Arbeit vor uns! Oder eher eine Menge Telefonate zu führen und Datenbanken zu überprüfen." Seine Kollegen Stimmen in das Seufzen ein.

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