Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 86

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Anna findet keinen Schlaf. Die Blutung an ihrem Hals hat schnell aufgehört, aber die Male würden verbleiben. Sophia ist also nicht mehr menschlich, sie ist eine Kreatur der Nacht. Besser so, als wenn sie tot ist. Ihre Tür geht auf, sie hatte sie nicht geschlossen. Sophia tritt vorsichtig um die Ecke, sie will nicht auf Anna zustürmen.
„Anna? Darf ich reinkommen", tastet sie sich vorsichtig an sie heran.
„Sicher", bestätigt sie nickend, wenn auch mit unsicherer Stimme. Ihre Schwester, die neugeborene Vampirin setzt sich auf ihr Bett. Wo soll sie anfangen? Das sie nun unsterblich ist, dass sie Blut trinken muss oder das es ihr leid tut, was sie ihr angetan hat? Wo soll sie beginnen? „Du musst mir nichts sagen Schwesterchen. Man kann von dir ablesen, was in deinem Kopf vorgeht."
Traurig schaut sie Anna an. „Es gibt keine Entschuldigung dafür. Das hätte niemals passieren dürfen, aber ich... konnte mich nicht steuern. Oder konnte ich das doch?" Sie ist sich gar nicht mehr so sicher, ob sie sich nicht doch steuern konnte und nur zu Anna gegangen ist, weil es ihre liebste, menschliche Person ist, die sie auf der Welt kennt. Fina mochte sie mehr, weil sie sie liebte, aber ein Vampir ist eben kein Mensch mehr.
Ging sie nicht Bewusst zu Anna, um ihr Blut trinken? Blut hat eigentlich einen metallenen Geschmack, als Wesen der Nacht allerdings entfaltet es einen neuen Geschmack. Das von Anna war süß, sie konnte Emotionen daraus schmecken, ihre Verbindung zueinander, was sie in eine Art kurze Ekstase verfielen ließ. Das Blut, welches Fina ihr gab zergeht ihr zwar auch auf der Zunge, aber es war nichts im Vergleich zu Annas. Es war langweilig.
Allein der Gedanke daran, lässt ihre Zähne kribbeln, sie nervös werden, aber sie kann sich beherrschen. „Sophia. Es spielt keine Rolle, ob du nun du warst oder eben nicht. Du wolltest überleben. Gefallen hat es mir im Nachhinein nicht, aber es ist nun mal passiert und du lebst. Ist das nicht ein geringer Preis dafür, dass du hättest tot sein können? Ich sehe das ganze realistisch. „Das hier" -sie tippt auf ihre Bisswunde am Hals- „ist es wert, wenn du überlebt hast. Es waren harte Tage und wir haben nur dank Carmilla und Melissa überlebt. Also nehme ich das gern in Kauf, solange ich meine kleine Schwester behalten kann."
Sophia springt auf und umarmt ihre Schwester. „Ich habe dich lieb Anna. Mehr als du dir Vorstellen kannst."
Anna nimmt die Umarmung herzlich entgegen. „Ich weiß, wie sehr du mich magst, dass gleiche gilt auch für mich Sophia."
Beide sind glücklich, für sie hatte sich das Thema mehr oder weniger geklärt.
In Sophia breitet sich ein Gefühl aus, ihren Daumen sich aufzuschneiden und ihrer Schwester Bluttropfen einzuflößen, um sie ewig leben zu lassen. Es ist ein starker Drang, aber sie kann ihn kontrollieren, auch wenn es ihr auf der Seele brennt, ihre Schwester zu mehr werden zu lassen, als ein sterbliches Wesen. Sophia liebt ihre neue Rolle, als wäre sie nie etwas anderes gewesen. So etwas hatte Fina in ihrer Lebensgeschichte auch erwähnt.

Der süße Kuss des Blutes |GirlxGirl [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt