Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 65

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Richard kam endlich nach zwei Jahren wieder nach Hause. Elisabeths Diener waren gewachsen und arbeiten noch im Stall, trotz, dass es Nacht ist. Das Haus ist zum Teil dunkel, nur der Eingang ist beleuchtet. Richard tritt in sein Haus. „Bartholomäus, Carola, wo seid ihr? Ich bin wieder da!" Seine Vorfreude erfüllte sich noch mehr. Fina saß halbnackt da, nur zwei Tücher bedecken ihre intimsten Stellen. Sie haben also ihr Versprechen gehalten. Richard stellt seinen Reiserucksack beschwerlich ab und nähert sich Fina. „Hallo meine Liebe. Zeig mal Papa, was dein Onkel dir so beigebracht hat." Er hatte es geschafft! Der Tot von Elisabeth und Ihr Onkel haben eine willenlose Puppe aus ihr gemacht. Er würde sie nehmen! Er hatte so lang auf diesen Tag gewartet! Und dann, würde er sie in sein Bordell stecken. Mit ihrer Schönheit und dem Land, welches er nun vollständig besitzt, wird er reich werden, unglaublich reich. „Soll ich die Tücher wegnehmen?", fragt sie leise. „Ja, tu es für Papa." Richard will die Tücher selbst abnehmen, als seine rechte Hand ein Schmerz durchfährt. Der Schmerz wird verursacht durch ein Messer. Er blickt entsetzt seine Tochter an, die ein weiteres in der Hand hält. Sie lächelt nicht, schaut ihn nur vernichtend an. „Ich werde dich in Stücke reißen, Richard." Richard ist nicht dumm. Elisabeth hat ihr mit Sicherheit vieles beigebracht. Er rennt so schnell es geht die Treppe rauf und verschließt sich im Zimmer von Elisabeth, welches auch seines war. Fina setzt ihm schnell hinterher und rammelt an der Tür, wie eine Verrückte. Sie sticht das Messer durch die Tür, in der Hoffnung, den kranken Mann, den sie Vater nannte, endlich zu töten. Onkel Fettsack war zur Zeit seiner Folter sehr gesprächig und plapperte einige Geheimnisse aus.
Doch sie verfehlt. Nach einer Weile kracht die Tür auf. Niemand im Raum. Nichts. „Hinter dir." Ein Tritt in den Rücken betäubt sie kurzzeitig, aber es reicht aus, damit Richard sie an der Kehle packen und gegen die Wand drücken kann. Das Messer in seiner Hand hat er herausgezogen. Dort klafft eine Wunde, aber das scheint er zu ignorieren. Die Hand hält ihren Hals fest umklammert, sie bekommt noch genügend Luft, er raubt ihr jedoch die Kraft. Ihr Vater war nicht wiederzuerkennen! Sein Gesicht ist zu einer Grimasse der Gier verzerrt. Fina versteht nicht, wie ein Mensch sich so entwickeln kann, aber darüber kann sie ja nachdenken, wenn sie hier weg ist.
Eigentlich hätte sie gedacht, ihn schneller zu überwältigen, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass ein ehemaliger Ritter Gottes immer noch so viele Tricks beherrscht.
Richard zieht sich langsam die Hose herunter, während er Fina die Tücher vom Leib reißt. Er presst seine Schultern gegen ihre. Mit ihrem Armen kann sie schon einmal nicht entkommen. Die einzige Chance die sie noch hat...
Selbst weiß sie nicht, woher sie die Kraft nimmt. Elisabeth, ihre Mutter hat einmal behauptet, dass Menschen in Notsituationen Kräfte entwickeln, die unvorstellbar sind, wenn es um das eigene Leben geht. Oder etwas Ähnliches. Er will gerade sein erregtes Glied in sie einführen, als Fina es irgendwie gelingt, mehrmals gegen dieses mit ihren Füßen zu treten. Sie weiß selbst nicht wie, aber es spielt auch keine Rolle. Richards Hände lassen sie los und er sackt unter Schmerzen zusammen. Gerne würde Fina ihn vernichten, den alles, ihr ganzes Leben, basierte nur auf seinem Plan. Wäre Mutter nicht gewesen, wäre sie schon lange eine Sklavin von ihm gewesen und wüsste sicher nicht einmal wie das Wort Liebe in Latein geschrieben wird. Aber zu dieser Tat, die die Welt sicher erleichtern würde, war sie nicht fähig. Ihr fehlt die Kraft dazu. Sie hatte diese beinahe komplett verbraucht. Ihr blieb nur die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Sie schnappt sich mit einer kurzen Bewegung ihres Körpers ihre zwei Tücher. Während sie aus dem Haus läuft, bedeckt sie sich damit.
Oh, wie gern würde sie ihm das Leben ausquetschen und ihm jedes Körperteil einzeln abscheiden.
Aber woher nimmt sie sich das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden, selbst wenn jemand ein Verbrechen solcher Art begannen hat? Darauf kennt sie keine Antwort, aber der Tod scheint angemessen zu sein, auch wenn dieses Urteil ihr zu sanft erscheint.
Sie realisiert nach ihrem Gedankengang, dass sie es irgendwie geschafft hat, aus dem Haus zu kommen. Sie blickt zurück. Wenn sie ihre Tiere, ihre besten Freunde und vielleicht sogar die zwei lieben Hausdiener retten wöllte, dann würde sie hier sterben. Sie würde wiederkommen. Vorbereitet. Sie wollte ihr Heim nicht zurücklassen, momentan hat sie aber keine andere Wahl. Ihr Herz schmerzt es, alles zurückzulassen, aber sie hatte keine andere Wahl. Sie glaubt nicht, dass er alles vernichten würde, was an Fina erinnert. Er wird sie jagen, das war ihr klar.
Sie hat gar nicht bemerkt, dass es angefangen hat zu regnen. Biltze zucken am Himmel und das Grollen des Himmels hallt in ihren Ohren. Es ist windig, aber keineswegs stürmisch. Sie läuft, weg, einfach weg, soweit wie möglich. Sie hört keine Schritte, keine Rufe die ihr folgen, sie wird nur vom Unwetter begleitet. Mutter sagte ihr einmal, dass solch ein Wetter das Schönste sei. Fina findet dies genauso. Warum ihre Mutter die Sonne hasst, gab sie allerdings nie preis.
Der nächste Donnerschlag ist anders als die anderen. Er ist begleitet von einem Schmerz. Da sie noch lebt, bezweifelt sie, dass der Blitz sie getroffen hat. Schnell erkannte sie die Ursache, die an ihren Kräften zerrt. Ein Messer. Genau jenes, mit welchem sie ihren Vater an der Hand stark verletzt hat. Ihre Kräfte lassen nach, jedoch schwach. Sie scheint verfluchtes Glück gehabt zu haben. Sie schaut hinter sich. Richard scheint die Verletzung auch nicht ganz verkraftet zu haben, er folgt ihr langsam, aber er holt auf. Fina stolpert weiter. Sie ist zu langsam! Er wird sie einholen! Sie lenkt eine andere Richtung ein und schleift sich so schnell es geht bergauf. „Du entkommst mir nicht meine Hübsche! Wir werden noch viel Spaß miteinander haben!" Diesen Spaß will Fina ungern haben, den sich Richard in seinem Kopf vorstellt. Ein Blick nach hinten wirft sie. Er ist nur wenige Schritte entfernt. „Gib auf meine Kleine. Komm wieder mit mir mit." In seinem Gesicht erkennt man nicht mehr den Wahnsinn, die Gier nach ihrem Körper, aber davon lässt sie sich nicht täuschen. „Fahr zur Hölle!" Sie wollte ihrer Stimme mehr Macht verleihen, aber es hätte an ihren Kraftressourcen gezehrt. Etwas, dass sie sich nicht leisten kann. „Was willst du tun? Mich töten? Ich glaube, dazu fehlt dir leider die Kraft. Ich habe in der Kirche gelernt, Ungläubige zu verletzen, ohne sie zu töten. Oder zumindest langsam zu töten, wie dich." Er kommt auf sie zu, die gierigen Hände nach ihr ausgestreckt. Fina blieb nichts anderes übrig. Lieber starb sie beim Sprung von der Klippe, als diesem Mann in die Hände zu fallen. Sie hatte gehofft, diesen Hügel nie emporrennen zu müssen, um davon zu springen. Sie trat einen Schritt nach hinten und verschwindet aus Richards Sichtfeld, bereit zu sterben. Sie vermisst während des Falls die Zwillinge und ihre Tiere, die sie mehr als alles auf der Welt liebt. Ihr Hund, ihr Pferd. Sie streckt die Hand danach aus, als könne sie diese noch einmal berühren. Vergebens.

Sie hat es wirklich gewagt, seinen Wunsch, seinen Traum zu zerstören. Diese Klippe ist tief und so verwundet wie sie ist, wird sie es nicht mehr an Land schaffen. Ein Schrei der Wut, des Zorns und der Trauer entladen sich in der Nacht. Seine Stimme vermischt sich mit der des Donners. Seine kleine Tochter. Sie ist tot. Er liebt sie auf seine ganz eigene Weise. Der Verlust schmerzt ihn, er hätte mit ihr viel Spaß gehabt und seine Kunden später mit ihr. Natürlich hätte er auf sie aufgepasst, aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Sein Traum war geplatzt. Was ihm blieb, war das Land, welches er durch die Tote Elisabeth und Fina jetzt besitzt. Schade. Es ist wahrlich ein Jammer, dass er Fina nicht besitzen kann, sie lieben kann. Er beschließt zurück zum Haus zu gehen. Vielleicht würde er am nächsten Tag den Strand absuchen, vielleicht könnte er sich zumindest einmal an ihren Körper ergötzen, auch wenn sie tot ist, aber was spielt das schon für eine Rolle? Tote schreien schließlich nicht.

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