Willkommen in meinem Leben!

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Müde ließ ich mich auf die schäbige Couch fallen. Mit dem Gesicht in den Kissen gedrückt, blieb ich so einige Minuten liegen. Bronx war bei weitem nicht die schönste Gegend New Yorks, aber was hatte ich auch erwartet? Ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich überhaupt mit meiner Ersparnis bis nach New York gekommen war! Konnte mir doch egal sein, ob ich Morgens aufwache und eine tolle Aussicht auf den Cental Park hatte.

Mein Gott, ich war eine Studentin, was erwartete ich denn von mir selbst? Mit diesem Gedanke stand ich wieder auf und betrachtete die beiden Koffer die ich nun den ganzen Tag hinter mir her zog. Meine Hände fühlten sich ganz warm und aufgescheuert an.

Es wurde Zeit die Wohnung unter die Lupe zu nehmen. Die nötigsten Sachen wurden mir mit angeboten, wie das alte Sofa und den abgenutzen Holztisch daneben. Die Küche war am anderen Ende der Wohnung und wurde durch die großen Fenster, welche zur Straße zeigen, gut beleuchtet. Zwei Türen befanden sich an der anderen Seite. Hinter einer fand ich ein kleines Bad, hinter der anderen müsste mein zukünftiges Schlafzimmer liegen. Das Schlafzimmer ist vollkomen kahl, nicht einmal ein Bett befand sich darin. Ich gähnte und streckte mich. Dann musste ich eben auf dem Sofa schlafen, bis ich mir ein Bett besorgt habe. Ich öffnete meinen Rucksack, welchen ich kaltherzig in eine Ecke neben der Tür geworfen hatte und zog mein Portmonai heraus. Mit einem seufzen öffnete ich es und nehme mir den kleinen Zettel den ich hinein gelegt hatte. Das Geld auf meiner Karte sollte für ein halbes Jahr reichen, wenn ich mir kein Bett kaufen würde. Aber ich kann nicht für immer in einer leeren Wohnung leben. Ich musste unbedingt sparsam sein und mir einen Job besorgen.

Müde steckte ich den Zettel zurück und durchwühlte die Schränke der Küche. Genügend Platz für alles ohne besonders groß zu sein, aber es reichte. Ich hatte bei meinen Eltern auch nicht viel gebraucht. Ich nahm meinen Rucksack wieder zu Hand und druchwühlte ihn nach einem Zettel und einem Stift. Mit krakerliger Schrift beschriebe ich ihn mit Dingen, die ich so schnell wie möglich besorgen sollte.

Morgen musste ich einkaufen gehen. Lebensmittel standen an erster Stelle auf meiner Liste, aber heute nicht mehr. Das war klar. Das war sowas von klar. Ich ließ den Zettel einfach liegen und ließ mich erneut aufs Sofa fallen. Heute würde ich nichts mehr tun. Draußen ertönte ein lautes Lachen einer Frau, gleich darauf wurde eine Tür zugeknallt. Ich konnte leise Stimmen hören.

Das konnte doch nicht sein. Die Wände bestanden aus Papier! Ich gab ein knurren von mir und zuckte zusammen als ein lautes Stöhnen zu hören war.

Oh, bitte nicht. Nein. Nein. Nein.

Das konnte nicht deren ernst sein. Ich konnte das Geschehen auf der anderen Seite meiner Wand nicht glauben! Die beiden schienen allerdings viel Spaß zusammen zu haben.

Als der kleine Spaß von neben an nach fünf Minuten immer noch nicht vorbei war, wurde ich wütend. Ich war hier den ganze weiten Weg gereißt! War seit fünf Uhr morgens wach und wollte endlich schlafen! Genervt stand ich auf und schritt zu der Wand hinter der die Geräusche zu hören waren. Genervt schlug ich zwei mal gegen die Wand.

»Entweder sie hält ihr verdammtes Maul oder du gehst an eine Wand die nicht an meiner Wohnung grenzt!«, kreische ich. Wenn ich sie hören konnte, konnten sie mich ebenfalls hören. Hinter der Wand wurde es leise. Ich seufzte zufrieden und wollte grade wieder zu meinem Sofa gehen, als einfach weiter gemacht wurde.

Wenn ich meinen Nachbar in die Finger bekam.

Als ich wach wurde musste ich entsetzt feststellen, dass ich den ganzen Morgen verpennt hatte. Hellwach nach dem langen Schlaf kippte ich meinen Koffer um und kramte mir etwas zum Anziehen und meine Kosmetiktasche heraus.

Der gestrige Abend ging mir nicht aus dem Kopf und ich hoffe, dass dies ein Einzellfall war und ich in meinem Schlafzimmer sicher vor solchen Fällen war. Kopfschüttelnd schlenderte ich ins Badezimmer und stieg unter die Dusche. Der Abend war grausam gewesen, wie konnte jemand so was nur tun? Ich ließ kaltes Wasser auf mich rieseln und versuchte mich zu entspannen. Mein Tagesplan für heute war einkaufen. Nur einkaufen, ich brauchte Lebensmittel und sollte mich nach einem Bett umsehen. Und nach einem Schrank.

Friends in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt