Teil 28

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Auf einmal war ich stocknüchtern. Die Wirkung des Alkohols hatte gänzlich nachgelassen, als ich seine Wort in meinem Ohr hörte.
Da mir plötzlich schwindelig wurde, klammerte ich mich mit meiner freien Hand am Waschbecken fest. Meine Hände zitterten.
„Im Ernst?", flüsterte ich ungläubig in mein Handy.
Ich konnte nicht glauben, dass er das ernst meinte. Er wollte sich doch bestimmt nur einen Spaß erlauben.
„Ja Melli. Mein voller Ernst. Es tut mir Leid. Ich liebe dich."
Hatte er gerade gesagt es täte ihm Leid? Aber vor allem: Hatte er gerade gesagt er liebe mich? Hatte er diese drei Worte zu mir gesagt, obwohl er mir noch vor drei Tagen einen Korb gegeben hatte?
Meine Beine drohten unter mir wegzuklappen. Ich fuhr mir mit zitternder Hand durch die Haare.
Wincent Weiß hatte gesagt er liebe mich!
„Ich liebe dich auch!", flüsterte ich zärtlich ins Telefon. Absurder ging's ja wohl nicht mehr.
„Ach du scheiß Arschloch!", stöhnte ich auf.
„Was ist denn jetzt passiert?", lachte er am anderen Ende nur.
„Hättest du nicht früher darauf kommen können und nicht einen Tag nachdem ich für sechs scheiß Wochen weg bin? Was fällt dir eigentlich ein?"
Er lachte nur laut los. „Ich weiß, das war ziemlich dumm von mir, aber ich brauchte ein wenig Hilfe, bevor ich das alles gecheckt habe."
Ich hinterließ eine schweigende Frage.
„Naja Sonntag Abend hat Lina bei mir Sturm geklingelt", fuhr Wincent fort. „Sie hatte das dringende Verlangen mit mir über dich zu reden. Naja eigentlich hat sie mich mehr angeschrien", lachte er. „Jedenfalls hat sie mich angemotzt warum ich mir meine Gefühle dir gegenüber nicht eingestehen wollte - sie kennt mich zu lange. Und vor allem hat sie mich angemotzt warum ich dich so verletzt hätte. Sie hat klar und deutlich formuliert, dass ich noch ein paar Stunden Zeit hätte, bis du für sechs Wochen weg seist." Auf einmal war mir alles klar. Deshalb war Lina um drei Uhr nachts noch wach. Sie war bei Wincent. Von wegen Riverdale Marathon. Beste Freundin auf der Welt!
„Daraufhin hab ich mir meine Gedanken gemacht. Klar, ich wusste von Anfang an, dass sie recht hatte, aber ich wollte nichts überstürzen." Er machte eine kurze Pause in der Hoffnung ich würde etwas dazu sagen, doch ich war einfach nur sprachlos.
„Als ich mich dann endlich durchgerungen hatte zum Flughafen zu fahren, war es schon fast halb zwei. Ich hab dich noch ganz kurz gesehen, wie du vor meinen Augen um die Ecke hinter dem Security Bereich gegangen bist. Aber dann warst du schon weg."
Wow. Ich konnte nicht glauben, was ich da gehört hatte. Er war tatsächlich da. Und er wollte mir schon da sagen, dass er mich liebt. Wie in einem Film. Mein Spiegelbild grinste über beide Ohren. „Ich liebe dich", sagte ich leise.
Auf einmal piepte mein Telefon zwei Mal hintereinander. Gerade als ich mich von ihm verabschieden wollte, schaltete es sich auch schon aus. Akku leer. Natürlich. War ja klar.
Ich war trotzdem überglücklich und als Ella total besorgt hereinkam, um nach mir zu schauen, fiel ich ihr vor Freude weinend um die Arme.

asystoliaWhere stories live. Discover now