Teil 19

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Und so kam es, dass ich um kurz vor neun vor der Tür von Maries Eltern stand. Diese waren sogar noch reicher, als Jess' Eltern, denn sie besaßen ein mega großes Haus, in dem Marie einfach mal ihr eigenes Penthouse bewohnte.
Und genau dort hatte Marie vor zu feiern.
Ich begrüßte Thomas und Kathrin - Maries Eltern - mit einer Umarmung, da wir uns schon ewig kannten. Nachdem ich ein wenig mit Ihnen gequatscht hatte, kamen auch schon die ersten Gäste.
Lächelnd sagte ich allen, dass Marie im Penthouse feierte und dass sie die Treppe einfach ganz hoch mussten.
Marie hatte mich bereits vor einigen Tagen gefragt, ob ich mich zumindest für die erste Stunde an die Tür stellen konnte und allen Gästen den Weg erklären könne. Natürlich hatte ich nichts dagegen. Ich konnte verstehen, dass sie nicht ihre Eltern damit beschäftigen lassen wollte, ich würde es auch etwas unangenehm finden, wenn meine Eltern meine Gäste in Empfang nahmen.
Alle 5 Minuten kam gerade zu eine Horde an Menschen auf mich zu, die laut lachend die Treppe hoch polterten. In keiner von ihnen war Wincent mit dabei.
Um kurz vor 10 als mir schon langsam kalt wurde in meinem kurzen Kleidchen, kam aus dem Dunkeln ein großer Mann auf mich zu.
„Hallo, schöne Dame!", sagte Wincent und verbeugte sich vor mir.
„Hi", lachte ich nur. „Komm rein. Marie feiert im Penthouse. Einfach die Treppe bis nach ganz oben durchgehen", spulte ich meinen Text wie bei den hundert Gästen vor ihm ab.
Doch Wincent schien nicht besonders interessiert daran zu sein, direkt nach oben zu gehen. „Machst du das schon den ganzen Abend lang?", fragte er. „Ja naja", antwortete ich. „Aber ich glaube Lina müsste mich gleich ablösen."
„Oh bei Lina kann das aber dauern", sagte er schelmisch grinsend. „Ich leiste der Dame mal Gesellschaft, wenn das okay ist."
Und somit gesellte er sich zu mir und brachte mich immer wieder zum Lachen, wenn die nächsten Gäste kamen.
Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich heute nicht ganz so wohl in seiner Nähe. Ich war zum Teil so angespannt, dass es mir schwer viel gute Laune zu haben.
Es waren nur noch zwei Tage. Am Montag bereits flog ich nach New York. Auf der einen Seite freute ich mich wie wahnsinnig eine richtig gute Freundin endlich wieder zu sehen. Auf der anderen Seite hatte ich mega Schiss davor, was in den sechs Wochen zwischen Wincent und mir passieren würde.
Ich konnte nicht mit dieser Ungewissheit einfach für sechs Wochen verschwinden.
Ich konnte null einschätzen, wie Wincent über uns beide dachte. Wenn wir alleine waren, war es immer so als wären wir fast schon zusammen. Doch wenn um uns herum andere Leute waren, benahm er sich wie der obercoole Matcho. Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm und ich wollte so gerne wissen, was Sache war.
Eine gefühlt ewig lange Zeit kam niemand mehr. Auch Lina ließ unfassbar lange auf sich warten.
Ich wusste nicht, ob ich wirklich machen sollte, woran ich gerade dachte. Wenn nicht jetzt wann dann.
Doch natürlich kam Lina genau in dem Moment. „Hiiiii", kam sie auf mich zu und umarmte mich. „Tut mir Leid ich hab meinen Bus verpasst, aber wie ich sehe hattest du ne ordentliche Begleitung", entschuldigte sie sich bei mir und umarmte dann auch Wincent.
Unnötigerweise spürte ich einen kleinen Stich in der Magengegend.
Ich schaute Wincent einen Moment in die Augen. „Was ist los?", fragte er. „Nichts." Ich wand den Blick ab.
„Na los geht schon hoch." Und das taten wir dann auch.
Wincent ging ein paar Schritte vor mir, doch als er sich einmal zu mir umdrehte, ergriff ich die Chance und all meinen Mut und meinte nur: „Können wir kurz reden?"

asystoliaWhere stories live. Discover now