Teil 10

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Der restliche Tag in der Uni verstrich nur so dahin. Mittlerweile war es schon 17 Uhr und ich hatte es zum Glück geschafft in den Freistunden ein wenig zu lernen. So viel Stoff, wie ich in mein Gehirn quetschen musste, passte da aber gar nicht rein und dementsprechend hatte ich noch eine lange Nacht vor mir.
Seufzend klappte ich auf dem Nachhauseweg in der Bahn wieder mein Buch auf. Diesmal würde ich keine Musik hören, musste ich mich halt irgendwie so konzentrieren.
Leider fuhren um diese Uhrzeit auch die ganzen Pendler wieder nach Hause, weshalb es mir etwas schwer fiel, mich zu konzentrieren.
Schließlich entschied ich mich dazu leise instrumental Musik anzumachen, denn da würde Wincent ja wahrscheinlich nicht vorkommen.
Deshalb schaffte ich auch wirklich viel, lernte zuhause direkt weiter und fühlte mich dann gegen 12 Uhr abends einigermaßen gut vorbereitet. Wobei wenn ich morgen die Klausur vor mir liegen sehen würde, sähe das bestimmt schon wieder ganz anders aus. Daran ändern konnte ich jetzt aber nichts mehr, ging stattdessen schlafen und setzte darauf, dass ich morgen ausgeschlafen war.
Dieser Plan ging allerdings nicht auf. Ich war weder ausgeschlafen, noch half mir das irgendwie in meiner Klausur weiter. Wie vorhergesagt saß ich da und hatte kaum eine Ahnung was ich auf das weiße Blatt Papier schreiben sollte. Ich war regelrecht am Verzweifeln.
Nachdem ich eine Stunde dort saß und fast schon weinte, weil ich diese Theorie Klausuren so sehr hasste, gab ich meinem Professor alles ab, was ich hatte und verließ so schnell es ging die Uni. Ich hatte die Schnauze voll. Ich wollte doch einfach nur meine Klamotten entwerfen, das konnte doch nicht so schwer sein.
Mit ziemlicher Sicherheit hatte ich diese Klausur verkackt und das machte mich so wütend auf mich selbst. Warum konnte ich nicht einfach früher anfangen zu lernen?
Ich setzte mich in den Zug nach Hause, zurück nach Düsseldorf und steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren. Musik an, Welt aus, das war jetzt genau das richtige für mich.
Aus irgendeinem Grund wollte ich nicht nach Hause und deshalb stieg ich Düsseldorf Hauptbahnhof aus und suchte mir die nächstgelegene Bar, die mitten am helllichten Tag schon offen hatte.
Ich setzte mich an den Tresen und bestellte ein Bier. Wahrscheinlich wie ein Häufchen Elend um 15 Uhr saß ich da und nippte an meiner Flasche wie eine Alkoholikerin. Kein Bier vor vier war mir schnurz piep egal.
Ich hatte mich noch nicht umgeschaut, aber ich wusste, dass außer mir kaum einer hier war. Bis sich irgendwann ein Mann neben mich setzte und mir sein Bier zum Anstoßen hinhielt. Ich erkannte ihn schon an seiner Hand, doch ich sagte kein Wort und stieß schweigend mit ihm an.

asystoliaWhere stories live. Discover now