Teil 9

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Als ich mich am nächsten Tag auf den Weg in die Uni machte, ging es mir schon deutlich besser. Zwar hatte ich nicht wirklich viel geschlafen aber das passte schon.
Mit Kopfhörern in den Ohren und meinem dicken Buch auf dem Schoß, schaute ich verträumt aus dem Fenster.
Eigentlich wollte ich schon mal anfangen zu lernen, schließlich hatte ich während meiner Zugfahrt rund 60 Minuten Zeit. Währenddessen hatte ich einfach eine Playlist auf Spotify laufen lassen. Wie der Zufall es so wollte, kam direkt als zweites ein Lied von Wincent. Danke Spotify, danke.
Auf eine komische Art und Weise war er mir in letzter Zeit echt wichtig geworden. Und das obwohl ich ihn nicht einmal richtig kannte.
Rechtzeitig bekam ich mit, dass ich aussteigen musste. Toll, 60 Minuten komplett vergeudet.
Mittlerweile war ich in meinem zweiten Semester, fühlte mich bereits, als wäre ich in meinem letzten.
Ich studierte Modedesign, denn mein größter Traum war es irgendwann einmal meine eigene Marke zu haben, meine eigenen Kollektionen rausbringen zu können.
Tatsächlich hatte ich sogar einmal eine ganz ganz kleine eigene Mini Kollektion herausbringen dürfen. Maries Vater - die Ja bekanntlich meine beste Freundin war - hatte nämlich seine eigene ganz ganz kleine Marke mit einem einzigen Laden hier in Düsseldorf.
Er hatte sich schon immer gewünscht, dass seine Tochter irgendwann in seine Fußstapfen treten würde und ihre eigenen Kollektionen entwerfen würde. Doch blöd nur, dass sich Marie so gar nicht für das Designen von Klamotten interessierte. Klar, hatte sie viel Ahnung von Mode, aber selber entwerfen konnte sie nicht so.
Und deshalb war ihr Vater dann auch total begeistert, als er von Marie gehört hat, dass mir das total Spaß macht. Einige Monate später hatte ich zwei verschiedene Jeansröcke, ein Kleid und zwei Shirts in seinem Laden liegen.
Ich hatte immer davon geträumt einmal meine eigenen Entwürfe wirklich in der Hand halten zu können. Und auch wenn für mich preislich gesehen fast nichts heraussprang, war ich einfach nur unfassbar stolz auf meine eigene kleine Mini Kollektion.
Doch verglichen mit meinem Studium war das ein Kinderspiel. Ich hatte Maries Vater meine Entwürfe gezeigt, ein zwei Kleinigkeiten verändert und zack lagen sie schon im Laden.
Hier war das alles viel komplizierter. Es kam auf jedes kleine Detail an. Wenn es drauf ankam musste ich entwerfen können. Auch wenn ich nur wenige Stunden dafür Zeit hatte. Die Kriterien waren viel strenger. Und dafür, dass ich überhaupt erst mal den Eignungstest für das Studium bestanden hatte, sollte ich eigentlich schon einen einen Orden bekommen.
Das war auch der Grund, warum ich in letzter Zeit so unfassbar gestresst war. Und ich hatte ehrlich keinen Plan, wie um alles in der Welt ich morgen meine Klausur bestehen sollte.

asystoliaWhere stories live. Discover now