Teil 22

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Ich ging wieder rein und ließ Wincent allein. Ich wollte mich nicht mit ihm unterhalten. Ich fühlte mich unwohl in seiner Gegenwart.
Einen Drink nach dem anderen kippte ich in mich hinein, bis ich entschied dass es genug war. Es war genug. Ich war fertig.
Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es ein bisschen früh war um abzuhauen, doch das war mir gerade egal. Ich wollte einfach nur nach Hause, in mein Bett.
Ich hatte mich erfolgreich an allen vorbeigeschlichen, bis ich auf dem Weg nach unten Marie und Lina entgegen kam. Warum auch nicht. Die Beiden hatten sich irgendwo in der Küche oder im Bad unten aufgehalten, sodass ich nicht unbemerkt an ihnen vorbeischleichen konnte.
„Melli, wo willst du denn hin?", fragte Lina gerade. „Nach Hause", stöhnte ich nur und versuchte mich an ihnen vorbei zu quetschen.
„Schon?", mischte sich jetzt auch Marie ein. „Ich dachte du bleibst noch ein bisschen länger auf der Party deiner besten Freundin." Natürlich klang sie ein wenig enttäuscht. Marie, du bist nicht alleine.
„Tut mir leid, ich kann nicht."
Sie beiden schauten mich an. Herzlich und liebevoll, nicht als wären sie sauer, nur einfach neugierig.
Und plötzlich brachen die Dämme, die ich den ganzen Abend versucht hatte zu stabilisieren. Während ich mir vor Wincent und all den anderen keine Blöße geben lassen wollte, fing ich vor Marie und Lina gnadenlos an zu weinen.
Die Tränen rannten einfach nur über mein Gesicht ohne dass ich schluchzte. Sofort spürte ich die wohltuende Nähe meiner zwei besten Freundinnen.
„Wincent... Ich... Er meinte es sei nur freundschaftlich", stotterte ich herum. „Ich will einfach nur nach Hause sorry."
Ich löste mich aus ihren Umarmungen, wischte mir die Tränen von den Wangen und war froh, dass sie mich vorbeiließen.
„Warte Melli!", rief Lina mir hinterher. „Marie kann ich deinen Wagen haben? Ich habe noch nichts getrunken, ich fahre dich nach Hause, Melli."
Während der Fahrt sagte keiner ein Wort. Lina kannte mich gut genug, als dass sie wusste, dass man mich jetzt lieber in Ruhe ließ und die Musik voll aufdrehte. Während der ganzen Fahrt wehte ein angenehm kühler Luftzug durch das offene Fenster um meine Nase und wirbelte noch einmal kräftig durch meinen Kopf.

asystoliaWhere stories live. Discover now