Teil 18

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Jess konnte von Glück reden, dass sie reiche Eltern hatten, die ihr alles hinterher trugen. Ihre Eltern wohnten ebenfalls auf der Königsallee, bezahlten Jess aber trotzdem Wohnung, Auto und alles was sie eben so brauchte. Monatlich kamen rund Tausend Euro auf ihr Konto, was Jess auch noch für selbstverständlich hielt.
Würden sie das nicht tun, hätte Jess kein Dach über dem Kopf, denn sie ging weder arbeiten, noch fing sie sonst etwas mit ihrem Leben an.
Ich hingegen war meinen Eltern so dankbar, dass sie mir zumindest mein Studium bezahlten.
Da ich einen relativ erfolgreichen YouTube und Instagram Account führte, konnte ich den Rest damit so grade bezahlen. Und wenn das Geld dann trotzdem mal nicht reichte, ging ich bei mehreren Familien babysitten. Kein Wunder also, dass ich mein Studium nicht ganz auf die Kette bekam.
Doch um das zu verhindern, konzentrierte ich mich auf den Straßenverkehr. Ich verfluchte den Morgenverkehr. Da der Zug um diese Uhrzeit tatsächlich schneller war, als mit dem Auto von Düsseldorf nach Dortmund zu fahren, stellte ich das Auto auf dem Parkplatz vor dem Hauptbahnhof ab und sprintete zu meinem Gleis, sodass ich meinen Zug um ein Haar noch bekam.
Seufzend ließ ich mich auf einen der erst besten Plätze fallen, bis sich mein Puls einigermaßen beruhigt hatte.
Ich war pünktlich. Ein Glück.
Erst jetzt realisierte ich allerdings wie ich aussah.
Ich bemerkte, dass ich tatsächlich Wincents Jogginghose mit einem dünnen hellgrauen Pulli kombiniert hatte. Um ehrlich zu sein, sah das gar nicht mal so schlecht aus.
Dennoch hatte ich noch den gleichen Zopf mit dem ich aufgewacht war, hatte Augenringe des Todes und hatte nicht einmal einen Kaffee heute Morgen.
Ein toller Start in den Tag.
Weil ich den Zug aber noch bekommen hatte, hatte ich noch gute fünf Minuten Zeit um mir am Dortmunder Hauptbahnhof einen Kaffee und ein Brötchen zu kaufen.
Die nächsten drei bis vier Tage strichen so dahin ohne das irgendetwas spannendes passierte. Ich konzentrierte mich auf mein Studium, produzierte nebenher ein YouTube Video und versuchte einfach meinen Alltag auf die Reihe zu bekommen. Tatsächlich hatte ich meine Klausur erfolgreich wiederholt, weshalb ich ab Freitag wieder ein bisschen durchatmen konnte.
Genau an dem Tag feierte Marie ihre große Abschlussparty. Sie war ein bisschen älter als ich und hatte ebenfalls studiert. Jetzt war sie mit allem fertig und feierte ihren erfolgreichen Abschluss. Ich wusste, dass die Party ziemlich groß werden würde, weshalb ich mir ziemlich sicher sein konnte, dass Wincent auch kam.
Was ich zum Zeitpunkt allerdings noch nicht wusste war, dass ich diesen Abend so schnell nicht mehr vergessen würde.

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