Rily- Getrennte Wege?

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Kälte, sie war das erste, was den jungen Mann emfing als er den Schlafsaal betrat. Langsam, bemüht gleichgültig ließ er den Blick zu seinen Freunden schweifen. James lag  in seinem Bett auf dem Bauch und studierte die Karte der Rumtreiber, ihre gemeinsame Karte, in die sie über ein Jahr Arbeit gesteckt hatten. Sirius war mehr oder minder mit lesen beschäftigt, obwohl es eher so aussah als würde er lediglich die Bilder in seinem Quidditchmagazin zu ansehen. Und Peter tat nichts, er saß einfach stumm und regungslos auf seinem Bett und sah Remus aufmerksam aus seinen wässrigen, kleinen blauen Augen an. Remus hatte keine Chance, Peter würde sich nicht gegen James oder Sirius stellen und auf seiner Seite sein, ganz gleich, was Remus getan hätte.  Also tat er es den anderen drei Rumtreibern nach und setzte sich schweigend auf sein Bett.

Minute um Minute verstrich, die einzigen Geräusche, die die sonst vollkommene Stille durchbrachen waren das Rascheln von Sirius' Magazin und ein in fast regelmäßigen Abständen höbares Scharren Peters Füße, wodurch offensichtlich einen Teil seiner Anspannung nach außen trug. Plötzlich packte Remus Wut, eine enttäuschende Wut darüber, wie ungerecht es eigentlich war, was seine so genannten Freunde hier abzogen.

"Das ist kindisch", sagte er aus, weder zu giftig, noch klang es nach einem Vorwurf, eigentlich klang es nach überhaupt nichts, wie Remus in der nächsten Sekunde realisierte. Seine Aussage hatte so kühl und passend geklungen, wie das einserne Schweigen, was die Kälte in dem sonst so warmen und gemütlichen Schlafsaal beschworen hatte.

"Ich habe nichts unrechtes getan, du schmollst um sonst, Prongs." Remus bekam kaum Reakation. Sirius sah einen Moment auf, Peter biss sich auf die Lippe und James- James rührte keinen Finger und starrte weiter sturr hinab auf seine Karte, aber dies machte Remus noch wütender, die Tatsache, dass sich die drei so selbstverständlich zusammen gegen ihn verbündeten.

"Du hast doch sonst so eine große Klappe, oder gibts du nun klein bei?", etwas provokatives, gar herausforderndes hatte sich in die Stimme des Wolfes geschlichen, vielleicht wollte er James aus der Reserve locken, obwohl dieses Verhalten doch recht fies war, da es Remus trotz allem noch bewusst war, mit welchen Emotionen er hier spielte.

"Verpiss dich." Es war nur ein Zischen, ein leises, gefährliches Zischen, was noch keiner die Lippen des Brillenträgers hatte verlassen hören. Remus zuckte zusammen, aber  sich ergeben wollte er nicht.

"Das ist auch mein Schlafsaal, du Idiot. Ich dachte wir wären Freunde."
"Remus", diese Stimme gehörte Sirius, der endlich sein Quidditchmagazin beiseite gelegt und komplett aufgeschaut hatte. "Was?", fragte Remus bitter. "Du solltest gehen."
Die Stimme des Mädchenschwarms klang in keiner Spur hasserfüllt, viel mehr schien es fast eine Warnung zu sein, eine Warnung für Remus, dass er nur verlieren konnte im Moment.

"Na schön, wenn ihr euch da alle so wahnsinnig einig seid." Peter schien unter Remus' kurzem Seitemblick in sich zusammen zu schrumpfen. Remus verließ den Saal wieder und die Tür krachte geräuschvoll ins Schloss. Und kaum war dies geschehen, da wich all die Wut aus seiner Brust und wurde durch in den Augen salzig brennende, heiße Tränen ersetzt. Er blinzelte sie weg, so weit war er noch nicht, so weit  wollte er auch noch nicht sein. Langsam und mit bedachten Stritten lief der Gryffindor die Treppen zurück in den Gemeinschaftsraum, wo er kurz zwischen den Schülern nach einer rothaarigen, schlanken Hexe suchte, doch der einzige rote Schopf gehörte einer verspielt wirkendenen Zweitklässlerin. Kopfschüttelnd ging Remus hinaus in den Flur. Es musste bereits Nachmittag sein und da er nicht wusste wohin stieg er die sich selbst bewegenden Treppen weiter hinauf und ließ sich dann dort auf einer Stufe nieder. Entfernt waren einige sich in den Gängen unterhaltende Schüler zu hören, ebenso die Gespräche von ein paar Portraits in Remus' Nähe.

Er wusste nicht, wie lange er auf seine Schuhspitzen gestarrt und dabei seinen Gedanken nachgehongen hatte als sich neben ihm jemand niederließ. 
"Sie wollen es nicht verstehen, habe ich recht?", fragte Lily und strich Remus vorsichtig einige der dunkelblonden Haarsträhnen aus der Stirn. "Viel mehr wollen sie mich loswerden."

Die rothaarige Hexe seufzte: "Ich sagte ja, sie wären kindisch. Und dumm, James hatte und wird niemals eine Chance bei mir haben." Eine Klarstellung, zum wiederholten Male gesprochen. "Ich glaube er fühlt sich verraten." "Ich glaube, James Potter ist zu stolz, um zu kapieren, dass er der Letzte auf diesem verdammten Planeten ist, in den ich mich verlieben könnte." Die Härte, die in Lilys sonst so lieblicher, sanfter Stimme lag schockierte den Werwolf beinahe schon, so kannte man sie gar nicht.

"Freunde..", murmelte er kaum verständlich vor sich her, "Freunde."
Lilys Arm legte sich um seinen Rücken, als sie näher an ihn heran rutschte. "Du würdest es für sie beenden, oder? Das mit uns.. Du willst deine Freunde nicht verlieren..", sie flüsterte nun, die Sanftheit war in ihre Stimme zurückgekehrt, weder in ihr, noch in den grünen Augen konnte Remus Vorwürfe erkennen.  "Nein."
Lily schwieg, als wartete sie, dass er weitersprach. "Es würde nichts daran ändern, dass ich dich liebe und mit dir zusammen sein will." Ein kaum bemerkliches Lächeln zog sich über die rosigen Lippen der Jungen Hexe.
"Ich bin für dich da, hörst du, Remus?" Ja, er hörte, und trotzdem trieb ihm der Gedanke an das kalte und erdrückende Schweigen oben in seinem Schlafsaal erneut die Tränen in die Augen. Er wandte den Blick ab, verbarg seine glänzenden Augen, doch der Blick Lilys hatte ihn längst durchschaut. Behutsam hob sie seinen Kopf wieder an, ihre Haut war warm und weich, zwang ihn so auf eine sanfte Art sie anzusehen, bevor ihre Lippen die seinen trafen und tröstend begannen zu küssen. Remus schloss seine Augen als er langsam begann es zu erwidern, seine Rechte wanderte an ihre von Sommersprossen gesprengelte Wange, die andere in den samtigweichen und nach Vanillie duftenden Haaren. Er vernahm ihre Hände auf seinem Rücken, an seinen Seiten, in seinem Gesicht, in seinen Haaren, sie wanderten und schließlich taten seine dies auch. Es lag etwas unschuldiges in diesem Kuss, und etwas wissendes. Das Wissen, dass ihre Kindheit vorbei war, das Wissen, dass Dinge sich von jetzt auf gleich verändern konnte. Und das Wissen, dass aus Freunden Liebende werden konnten,  und aus Liebenden getroffene Feinde.

Entfernt nahm der Siebzehnjährige wahr, wie sich die Treppe auf der sie saßen bewegte und ihre Richtung änderte. Vielleicht brauchte es das manchmal im Leben. Eine Änderunh der Richtung, eine Abzweigung an einem Weg, der diesen teilte. Manche Wege würden sich für immer trennen, andere schon bald wieder zusammen treffen, und so weiter verlaufen, wie sie es einst getan haben.

Remus liebte diese Hexe, liebte jedes Haar an ihr, jede Sommersprosse, jedes Wort, dass ihre Lippen verließ und diese Liste hätte er im Kopf noch endlos fortführen können. Niemals wollte er seine Freunde hergeben, verlieren, aber noch weniger konnte Remus sich vorstellen dieses Mädchen zu verlieren, die er so sehr liebte, dass sein Herz allein bei ihrem Anblick bereits Sprünge machte.

Langsam lösten sich die beiden von einander und sahen einander tief in die Augen. Lily las den Schmerz in seinen Augen, er las das Mitgefühl, ihre Liebe, in ihren. Er schluckte.

"Meinst du sie werden sich beruhigen, auch wenn ich dich liebe und niemals aufgeben würde?", fragte er leise, noch immer verzweifelt darüber, denn die Erinnerung und die erschütterne Kälte in seinem Schlafsaal war zurückgekehrt, so bald sie ihre zarten Lippen von seinen genommen hatte.

"Natürlich, Moony."  Sirius stand vor ihnen.

Vielleicht würden zwei Wege schon in naher Zukunft wieder zueinander finden...

Harry Potter Oneshots [PAUSIERT]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt