"Wolfstar- Monster sind auch liebenswert"

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(1. Kapitel der Lesenacht, hehe!)

Wie in Trance lief der Junge den Gang hinunter. Madam Pomfrey hatte ihn aus der Krankenstation entlassen, so wie immer nach den Vollmondnächten. Nur dieses Mal war etwas anders gewesen, zwei abenteuerlustige Drittklässler hatten beschlossen, den Geräuschen in der heulenden Hütte auf den Grund zu gehen und waren ihm begegnet. Ihm, Remus Lupin. Einem Monster. Dass die Jungen überlebt hatten, war reines Glück gewesen.

In Remus' Brust hatte sich ein Knoten festgesetzt, ein Knoten aus Schuldgefühlen und Selbsthass. Hinzu kam die, in seinen Augen, egoistische Angst Hogwarts nun doch verlassen zu müssen. Dumbledore hatte den Jungen für den Nachmittag in sein Büro bestellt und Remus' Herz schlug schon bei dem Gedanken daran schneller.

Als er die große Halle betrat hatte er das Gefühl von allen Seiten angestarrt zu werden, obwohl es nur die üblichen paar Schüleraugenpaare waren, die immer schauten wenn jemand die Halle betrat. Seine Freunde saßen am Gryffindortisch, die Köpfe zusammen gesteckt und verschwörerisch tuschelnd. Sie planten einen Streich, so viel war sicher. Er beneidete die drei für ihr  'normales' Leben.

Es war Zeit für das Mittagessen, nur Remus war nicht nach essen zumute und so ging er wieder. Auf dem Weg hinauf in den Gemeinschaftsraum plapperten einige Gemälde an den Wänden ihn voll, doch er ignorierte sie.

Im Schlafsaal warf er sich auf sein Bett und vergrub das Gesicht im Kissen. Dabei spürte er den Bluterguss auf seiner linken Wange pochen, dieser stammte auch aus vergangener Nacht. Es war bei weitem nicht die erste Verletzung, die sein Wehrwolfdasein mit sich zog es würde auch nicht die Letzte sein. Seine komp Arme und Beine waren über und über mit Kratzern und Narben bedeckt,  weshalb er immer nur lange Kleidung trug.

Feige, wie feige er doch war. Wenn die ganze Schule wüsste, dass Remus sich einmal im Monat in ausgewachsenes Monster verwandelte, würde niemand etwas mit ihm zu tun haben wollen. Für die Gesellschaft waren Wehrwölfe nichts als Abschaum und so kam der Sechstklässler sich auch vor. Nur wegen ihm wären zwei Dreizehnjährige fast gestorben, wegen ihm verstießen seine Freunde gegen das Gesetz der Animagi und seinetwegen riskierte Dumbledore seine Stelle als Schulleiter. Und Remus wegen wurde vergangene Nacht ein neuer Wehrwolf geboren. Bei diesem Gedanken grub er die Hände ins Kissen, so fest, dass sie zitterten und die Knöchel weiß wurden. Seine Augen waren feucht und einzelnde Tränen tränkten den Bezug des Kissens.

Die Tür wurde geöffnet, jemand trat herein und Remus hielt den Atem an. Die Person kam näher, wortlos und kurz darauf setzte sie sich neben Remus auf das Bett. Wer dies war merkte der Junge erst, als eine warme Hand sanft seinen Rücken berührte, denn etwas unter seiner Haut begann leicht zu kribbeln. So, wie schon öfter wenn er ihn berührte oder nur in seiner Nähe war.

"Moony?", leise. Remus schaute auf und blickte in graue Augen.

"Was ist los?, fragte Sirius und ignorierte die Haarsträhnen, die ihm ins Gesicht fielen. Remus antwortete nicht, setzte sich bloß auf, da es komisch war zu liegen und Sirius' Hand auf dem Rück zu spüren. Nicht, dass es unangenehm gewesen wäre, vielmehr im Gegenteil. Er wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Sirius hatte die Tränen mit zimlicher Warscheinlichkeit gesehen, ließ es aber unkommentiert.

"Vollmond", sagte er schließlich. "Aber nur das ist es nicht, oder?" Noch immer musterten ihn die schönen grauen Augen seines Freundes und er schaute weg, da sie ihn zu durchbohren schienen.

"Was ist passiert? Was beschäftigt dich so, dass du eben sogar aus der großen Halle weggelaufen bist?"
Gequält sah Remus wieder zu dem Schwarzhaarigen und öffnete den Mund um zu einer Antwort anzusetzen, doch er brachte kein Wort heraus. Etwas schien ihm die Stimmbänder abzuschnüren, denn statt zu sprechen verschluckte er sich bloß. Er holte tief Luft, Sirius' besorgten Blick auf sich ruhend.

"Letzte Nacht", er stockte, "wären zwei Jungen wegen mir fast gestorben." Jetzt flossen die Tränen wieder und er sah auf die Hände in seinem Schoß.

Sirius schwieg einen Moment, suchte nach passenden Worten.

"Ich bin ein Monster", murmelte Remus noch kaum verständlich.

"Also ich sehe kein Monster", sagte Sirius schlicht und Remus hätte beinahe aufgelacht.

"Ich bin ein Wehrwolf, verdammt Tatze. Ein Tier mit Blutdurst, dass selbst ein Neugeborenes anfallen würde. Wenn nicht Monster was, dann?" Nun schaute er wieder auf.

Als Antwort umarmte Sirius den Größeren fest und flüsterte dabei leise: "Remus." So saßen sie eine Weile da, schweigend und Remus fühlte sich ein wenig besser. Schließlich zog er sich aber doch aus der Umarmung.

"Die Jungen- ich meine du hast ja nicht gerufen 'kommt her, schnüffelt rum' oder so. Und was laufen sie auch mitten in der Nacht draußen herum? Das ist doch nicht deine Schuld."

Als Remus wieder nichts sagte, setzte Sirius sich plötzlich kerzengerade hin.
"Das hat doch keine- Konsequenzen für dich oder?", emtfuhr es ihm geschockt.

"Ich muss später in Dumbledores Büro- ich hab Angst, Tatze", gab er leise zu. Sollte er wirklich die Schule verlassen müssen, so wüsste er einfach nicht mehr weiter. Was sollte er dann machen?

"Denkst du er wirft dich raus?" Kaum merklich nickte Remus und ein dabei fiel sein Blick auf seinen Wecker. Er sollte gehen, es war Zeit um sich auf den Weg zu machen.

"Ich muss los- Bis dann", sagte er und stand auf und verließ schleppend den Schlafsaal.  Sirius saß da und starrte auf die Holzdielen des Fußbodens. Er glaubte ein Teil in ihm war gerade zerbrochen. Für ihn war Hogwarts oder auch ihre Gruppe ohne Remus nicht mehr vorzustellen. Er glaubte, sei er es selbst der das Problem wie Remus hatte, so wäre er schon lange daran kaputt gegangen.

Dann sprang er auf, rannte durch den Gemeinschaftsraum und die Flure entlang, was ihm einige Blicke seiner Mitschüler einbrachte, doch das war so ihm herzlich egal. Er wurde erst langsamer, als er Remus am Ende eines Ganges entdeckte und neben ihm zum Stehen kam.

"Sirius?", fragte dieser verwundert.

"Ich komm mit", antwortete er bloß. Remus schaute ihn unschlüssig an, murmelte dann aber ein leises: "Das würde mich freuen" und schweigend gingen sie weiter.

Als der Wasserspreier die Treppe hinunter fahren ließ nahm Sirius Remus' Hand in seine. Fast gleichzeitig trafen sich ihre Blicke.

"Ich bin bei dir", sagte Sirius und in seinen Augen glitzerte etwas, was sein Freund noch nie zu vor gesehen hatte.







Harry Potter Oneshots [PAUSIERT]Where stories live. Discover now