Kapitel 47

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Mit so viel Schwung wie nötig gewesen wäre ein ganzes Domino aus Elefanten umzukippen riss ich die Bürotür von Mr. X auf. Wie war ich so schnell schon wieder hier gelandet? Eigentlich wollte ich mich fernhalten. Bis ich das erfahren hatte. Ohne auf Mr. Xs "Maglen, was machst du hier?" zu achten stürmte ich bis zu seinem Schreibtisch und plazierte meine Hände mit durchgestemmten Armen auf seiner Schreibtischunterlage.

"Stimmt es,", zischte ich mit zusammengebissenen Zähnen, "Stimmt es, dass Kessie immer noch nicht aufgetaucht ist?" Mr. X sah mich tadelnd an. "Wir arbeiten daran.", erklärte er knapp. "Übrigens geht dich das nichts mehr an. Außerdem würde es mich sehr freuen, wenn du vorher klopfen würdest und hinter dir die Tür schließen würdest, nachdem du den Raum betritts. Danach trägt man gewöhnlicherweise sein Anliegen vor.", tadelte er mich eine Spur zu freundlich.

"Sie arbeiten daran? Diese Leute verticken Drogen und schlimmeres! Das sind Profis.", sagte ich um einen neutralen Tonfall bemüht und dachte an meinen Kunden, der sich so schnell umgezogen hatte und den ich im Gewimmel des Supermarktes verloren hatte. Mr. X faltete seine Hände. "Maglen, auch wir haben Profis. Beruhige dich jetzt!", sagte er scharf. Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. "Deswegen sind auch so viele Agenten gestorben und deswegen haben Sie Schüler auf diese Mission geschickt?", fragte ich bebend vor Wut. Ich verschränkte meine Hände wütend vor meiner Brust und starrte ihn wütend an. Ja, möglicherweise wollte ich, dass er sich mit mir stritt. Möglicherweise wollte ich einfach an jemandem meine den ganzen Tag angestaute schlechte Laune auslassen. Und möglicherweise hatte ich mir dazu den Falschen ausgesucht.

Mr. X stand auf. "Es reicht jetzt! Du und Jack wurdet abgezogen von dem Fall. Ihr habt damit nichts mehr zu tun. Weder Jack noch du. Das ist Sache des FBIs. Sache der Agenten. Wenn du dich jetzt noch weiter wie ein kleines Kind benimmst dann sehe ich mich gezwungen dei-"

"Gezwunges was zu tun? Mir Küchendienst bis zum Abschluss aufzudrücken?", zischte ich wütend. Der Direktor holte tief Luft. "Deine Leistungen lassen in letzter Zeit zu wünschen übrig, das ist dir bewusst?", fragte er in einem Kleinkindertonfall. Ich schluckte. "Über deine Versetzung lässt sich momentan nur mit drei zugedrückten Augen reden.", erklärte er freundlich. Zu freundlich. Drohte er mir gerade damit mich aus dem FBI zu schmeißen? Wo sollte ich dann hin? Meine Laune änderte sich schlagartig von Wut zu Angst.

"Ich möchte dir wirklich keinen Druck machen, schließlich warst du mal eine der Besten, aber auch die Besten müssen Anweisungen befolgen können und im Team arbeiten. Und sich an gewisse Regeln halten. Ist das deutlich genug für dich?"

Nur ein winziges bisschen Verstand hielt mich davon ab einen Kommentar abzugeben. Dieses winzige bisschen war es auch, das mich zwang auf den Boden zu sehen und klein bei zu geben. "Verstanden?", hakte Mr. X noch einmal scharf nach.

"Ja ich habe es verstanden Mr. X.", antwortete ich zerknirscht. Mr. X setzte sich wieder und strich seine Krawatte glatt. "Ist sonst noch etwas?", fragte er warmherzig lächelnd. Ich schüttelte stumm den Kopf. "Gut. Dann geh jetzt bitte und schließ die Tür doch bitte hinter dir.", gab er mir Anweisung und ich verschwand so schnell ich konnte und zog die Tür so sanft wie es meine Selbstbeherrschung zuließ ins Schloss. Ich lehnte mich einen Moment erschöpft gegen die Wand und atmete ein paar Mal tief durch. Ich konnte einfach nicht fassen, was gerade passiert war. Er hatte mir nicht nur mit einer Gefährdung gedroht, nein, er hatte mir mit dem Entzug meiner existenziellen Grundlage gedroht. Ich hob eine Hand vor mein Gesicht und sah eine Weile meinen zitternden Fingern zu, während ich nachdachte.

Die Agenten werden es nicht schaffen Kessie rechtzeitig zu finden. Dafür wissen sie zu wenig und hatten zu wenig mit dem Netzwerk zu tun.

Eines war mir klar. Ich hatte nichts mehr zu verlieren, aber Kessie schon. Wenige Minuten später stand ich vor der Tür meiner Brüder.

"Was gibt es?", fragte Luke in der Tür stehend und eine leere Flasche Cola in der Hand. Ich schubste ihn rückwärts in sein und Leons Zimmer und schloss blitzschnell die Tür hinter mir. "Ich brauche eure Hilfe.", sagte ich ohne Umschweife und angelte mir ein paar Chips aus der Chipstüte, die angefangen neben Leon lag. An ihren Blicken erkannte ich, dass sie mich durchschaut hatten. Irgendetwas positives mussten auch sie haben. "Gut. Machen wir.", erklärte Leon noch bevor ich zu einer Erklärung ansetzen konnte. "Ihr wisst doch noch gar nic-", sagte ich, aber wurde unterbrochen. "Du willst Kessie auf eigene Faust retten, weil du eine Auseinandersetzung mit Mr. X hattest.", erklärten sie mir unisono. Ich sah von einem zum anderen. Das war mehr als Verständnis unter Geschwistern. Mein Blick wanderte durch den Raum und blieb an etwas hängen. "Ihr seid solche Idioten.", sagte ich mit drohendem Tonfall und tastete meine Kleidung ab. "Wo?"

Luke und Leon klatschten ab und grinsten. "Da wo unsere empfindlichste Stelle war.", erklärte Leon und konnte sich einen pervesen Blick nicht verkneifen. Blitzschnell zog ich meinen Schuh aus und warf ihn nach ihm. "Da wäre ich nie drauf gekommen!", schimpfte ich wütend, weil sie mich sofort nach meiner Ankunft reingelegt hatten. "Die Ereignisse waren so spannend, dass wir nicht drum rum gekommen sind.", sagte Luke und angelte eine Wanze aus meinem Schuh. Ich setzte zu einer gehörigen Standpauke an. "Entweder, du gehst jetzt Alex, Carola, Betty und Chris bescheid sagen, oder du legst dich stundenlang mit uns an und verpasst die Chance Kessie zu retten.", erklärte mir Luke, bevor ich nur meinen Unterkiefer vom Oberkiefer lösen konnte und zum ersten Wort ansetzen konnte.

Ich war verschwunden, bevor sie noch einmal blitzeln konnten. So eine Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen. Die beiden schienen einen Plan zu haben und den wollte ich mir nicht entgehen lassen, auch wenn ich dafür vor Alex zugeben musste gescheitert zu sein. Ach ja und nebenbei musste ich sie alle noch davon überzeugen, dass ich nicht mit dem CIA bei dem Supermarkt gewesen bin.

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⏰ Last updated: Feb 03, 2018 ⏰

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