Kapitel 2

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Es war ein Junge etwa 17 Jahre alt. Er hat die typische NP-Uniform an, hatte allerdings einen Schraubenschlüssel in seiner Brusttasche, was bei mir den Verdacht erregte, dass er ein feindlicher Agent war. Ich versuchte ihn nicht zu auffällig abzuscannen, damit meine ich nicht, dass er gut aussah, nein sein Gesicht war mir zu Eierförmig und seine Augenbrauen waren zu nah beieinander. Ich meine damit eher, ihn auf Waffen und eventuelle Auffälligkeiten zu untersuchen, ganz nach Lehrbuch. Auch er hatte Kopfhörer um seinen Hals, was bei der Arbeit eher ungewöhnlich war und musterte mich auf die gleiche scannende Art wie ich es bei ihm tat. Allerdings tat ich das aus den Augenwickeln und starrte nicht so unhöflich. Er schien entweder entdeckt zu haben, dass ich vom FBI war oder zu dem Schluss gekommen zu sein, dass ich Hilfe bräuchte, jedenfalls kam er auf mich zu und fragte: "Kann ich dir helfen?" Ich ließ eine Blaubeerkaugummiblase zerplatzten und nahm meine Kopfhörer vom Kopf. "Sorry, was hast du gesagt?", fragte ich möglichst desinteressiert. "Kann ich dir helfen?" Kau, kau, Blase, kau. 'Ehrlich gesagt ja, meine Mum wollte, dass ich für sie einkaufe, die meisten Sachen habe ich schon, aber ich brauche noch veganen Joghurt.' So lautete der Text den ich laut Plan fragen sollte und Jim war schon dabei die ersten Wörter durch meine -abgesetzten- Kopfhörer zu seuflieren, aber da hatte ich schon: " Ich suche den Vegetarischen Joghurt, kannst du mir helfen?", geantwortet. Ich hatte mit Jim eine dreiviertelstunde über diesen Satz diskutiert. Mal ganz ehrlich, veganen Joghurt -komplett vegan- gab es nicht mal im Supermarkt, so laut unserem Schülerbuch und ja, ich denke immer noch das es stimmt Jim, es ist doch alles mögliche in diesem Zeugs! Er hatte damit argumentiert, dass falls ein feindlicher Agent vorlag er das garantiert wüsste und ich wiederrum sagte, dass er mich dann in den nächstbesten Bioladen schicken würde und dadurch garnichts erreicht wäre. Am Ende hatte ich ( die klügere gibt nach) nachgegeben, aber manchmal muss man halt auch Rebellieren! "Vegetarischen Joghurt so, so. Nun ja der ist der hier." Er gab mir nächstbesten vegetarischen Joghurt, aber wie durch Zufall (ich hatte das alles VORher recherchiert und nicht wie Luke und Leon,meine Brüder, behaupten frei erfunden) war er nicht KOMPLETT Veggi. "Wie lange bist du hier schon eingestellt? Der Joghurt ist nicht komplett Vegetarisch!", fragte ich, "Es steht dran, an dem Sternchen", ich zeigte auf die Rückseite des Joghurts, "Tierische Gelantine enthalten!" Verdutzt schaute er auf den Joghurt und auf mich und auf den Joghurt, während ich die Kaugummiblase zerplatzen ließ. "Tatsächlich, sorry! Hier, der hier ist aus der Region und mit in Deutschland hergestellter künstlich, bzw. chemischen Gelantine, was aber nichts heißen muss, denn bei der Herstellung können tierische Produkte mitwirken." Er hielt inne. Offenbar war ihm klar, dass er zuviel gesagt hatte, denn genau dieser Satz stand in meinem Lehrbuch. Genauso abgedruckt. Treffer! Das war die Bestätigung, dass es ein feindlicher Supermarkt war! Ich versuchte mir meinen Triumph nicht zu sehr anmerken zu lassen. "Oke...", sagte ich verunsichert,"Gut das du mich aufgeklärt hast....ähmm...chrm....chrm...hust....ähmm....hustcrmähmm...dankeschön, auch wenn das die Ideale meiner Mutter sicher ins wanken bringen wird." "Oh, ähm, sorry das wollte ich nicht!" Ha! Er hatte ein sauschlechtes Gewissen, nur weil er mich aus der Reserve locken wollte, mit einem möglichst noch schlauer klingenden Erwiderung aus dem Lehrbuch. Mit etwas Glück hatte ich ihn von seinem Verdacht abbringen können. "Kein Ding, ich sag's ihr einfach nicht...wo ist dann bitte die Wurst Abteilung?" Er zeigte mit dem Finger in Richtung Wursttheke: "Da lang. Und...chrmchrmähmmhustsorrytutmirechtleid." Der arme Kerl klang echt geknickt, er hatte seine Deckung aufgegeben und dabei eine unschuldige Person extrem verwirrt. Ich grinste, ging in Richtung Wursttheke, kaufte fünf Scheiben Mortadella und bezahlte an der Kasse. Als ich draußen war fing ich an zu grinsen.



Young Spys: Auge in AugeWhere stories live. Discover now