Kapitel 24

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Nach dem Mittagessen (was eigentlich relativ gut verlaufen ist, in anbetracht der Tatsache das ich mit Katy und Lucy noch mehr Aufmerksamkeit als nötig auf mich zog) gingen wir zum Kampfunterricht (der eigentlich auch relativ gut verlaufen ist, in anbetracht der Tatsachen, dass ich die ganze Zeit über dumm angestarrt wurde) und danach in den Gemeinschaftsraum zum Hausaufgaben machen. Dort wurde ich allen möglichen Leuten, die mich begafften vorgestellt. Ich nummerierte sie einfach durch, weshalb die Leute jetzt Namen wie 'Streber 1' oder 'Oberzicke 4' hatten. Das erschien mir um einiges einfacher, als das tausende von Namen mein Gehirn blockierten. Ein paar Namen und Gesichter merkte ich mir dennoch. Da war Lewis, ein guter Freund von Katy und Lucy und die zwei, die ich als 'Oberzicke 1' und 'Oberzicke 2' eingestuft hatte. Die Oberzicken waren ein typisches Beispiel von Selbstsüchtigkeit und wirklich ungesundem Egoismus. Klar, eine ordentliche Portion davon hatte (hoffentlich) jeder Mensch, aber die beiden hatten ganz klar eine doppelte Portion abbekommen. In meinem Kopf legte ich mir schon mal sarkastische Bemerkungen zurecht, die ich im Falle einer Konversation einbringen konnte. Aber die beiden sahen glücklicherweise nicht so aus, als würden sie sich mit mir unterhalten wollen. Im Gegenteil, sie rümpften sogar übereifrig die Nase, als sie mich sahen.

Bei den Hausaufgaben kam ich ganz gut mit, auch wenn hier ein anderes Lernsystem herschte, als bei uns. Einmal kurz bekam ich Jack zu Gesicht, aber er ignorierte mich und lief einfach an mir vorbei. Das sollte nicht mein Problem sein, denn die Gebäude und alles andere unterschieden sich nur minimal von vom FBI.

"Nachher ist noch 'ne Besprechung angesagt.", sagte Lucy gerade. "Oh Shit! Die hatte ich fast vergessen. Gut das wir dich haben Luce.", fluchte Katy und ich sperrte interessiert meine Ohren auf. "Was für eine Besprechung?", fragte ich die beiden. "Supermarkt.", sagten sie unisono. "Nachdem ihr uns den letzten abegluchst habt müssen wir nachlegen.", grinsten sie. "Willst du mitkommen?", fragte Katy. Ich schüttelte den Kopf:" Ne, ich glaub das wäre nicht so gut." Die beiden guckten enttäuscht. "Aber Clarissa wollte dich unbedingt kennenlernen. Bitte komm doch mit.", meinte Katy. "Nein. Lass mal. Da kommt dann bestimmt auch Jack und ich weiß nicht, ob ich dem Drang ihn zusammen zu schlagen wiederstehen kann." "Du kneifst also?", fragte Lucy frech. Verdammt. Mit dieser Art von Überredungskunst lag man bei mir nie falsch. Ich sprang jedesmal darauf an. "Nein." "Oh doch." "Nein." "Doch." "Nein." "Dohoch. Schon allein, dass du es leugnest zeugt von der Richtigkeit meiner Behauptung.", provozierte mich Lucy. "Okay ich komme mit. Aber nur, wenn ich gehen darf, wenn ich kurz davor bin jemanden zu verkloppen.", maulte ich genervt. Lucy und Katy grinsten schadenfroh und nickten. Und so gingen wir um halb sechs zu der Besprechung im Haupthaus.

Clarissa, auch genannt Clary, war diejenige, der bei uns Jim war und man bemerkte die Ähnlichkeit sofort. Auch Clarissa war von Ehrgeiz gepackt und wollte ihr Team unbedingt nach vorne bringen. Genauso wie Jim, war sie gerissen und eine Strategin. Bei ihr wusste man sofort, wieso für diesen Job geboren war. Sie strahlte eine unverkennbare Autorität und wusste diese auch zu nutzen.

"Hallo. Ich bin Clarissa. Meine Freunde nennen mich Clary.", stellte sie sich vor und da wir keine Freunde waren antwortete ich:" Hallo Clarissa. Ich bin Maglen. Die von allen offiziel anerkannte FBI-Zicke." Sie musste sich offensichtlich ein grinsen verkneifen, weshalb ich sie gleich zu mögen begann. Sie gehörte also zu den wenigen Menschen, die meinen Unterton aus einer Mischung aus Sarkasmus und Ironie, durchaus bemerkten und die es zu würdigen wissen. Natürlich verschwand das winzige bisschen zuneigung wieder, als sie mich mit Lewis und Jack zum Überwachungsdienst einteilte. Na toll. Lieber hätte ich gar nicht mitgemacht, aber jetzt gab es kein zurück mehr. Außerdem musste ich vor versammelter Manschafft schwören, dass ich keine Geheimnisse ausplaudern würde. Und ich setzte natürlich gleich dahinter, dass ich auch keine Infos über meine Leute preisgeben würde, nur um klarzustellen, wem meine Loyalität gehörte. Nennt es kindisch, aber meiner Meinung nach musste das klargestellt werden. Und danach war das ganze praktisch auch schon fast vorbei. Bis auf ein bisschen Rätselraten, wo unsere Supermärkte waren und heimliches hingelinse zu mir (als ob ich denen das verraten würde) passierte nichts spannendes mehr. Es hätte fast ein halbwegs guter Tag werden können, wenn nicht Clarissa am Ende gesagt hätte: "Maglen und Jack bitte nochmal zu mir."

Young Spys: Auge in AugeWhere stories live. Discover now