Kapitel 33

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Bis wir aus dem Gebäude draußen waren hielt ich durch. Bis wir draußen waren ertrug ich Jacks zufriedenes Grinsen und dann, als wir auf dem Innenhof standen gab ich ihm eine schallende Ohrfeige. "Bist du komplett bescheuert?", schrie ich ihn an. "Wir hätten alles verlangen können. Alles. Und was machst du? Du hast nichts besseres zu tun als die bescheuerten Prüfungen zu schwänzen." "Maglen, was ist los? Ich dachte...", setzte er verwirrt an. "Du dachtest? Wie wäre es, wenn du einmal im Leben versuchst nicht zu denken. Vielleicht würde das deinem Umfeld ja gut tun.", brüllte. "Maglen, was soll das? Ich dachte, dass wäre auch in deinem Sinne?", versuchte er mir zu erklären. "In meinem Sinne?", fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen. "Ich hätte zurückversetzt werden können. Verstehst du?", sagte ich bemerkenswert ruhig. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von Verwirrtheit zu Wut. "Ach ja? Und was hätte dir das gebracht?", rief er wütend. "Ich wäre bei meiner Familie gewesen. Bei meinen Freunden. In meinem zu Hause.", brüllte ich mit Tränen in den Augen. Um uns herum hatte sich schon eine Menge schaulustige versammelt, die unseren Streit verfolgten. "Ich dachte du hättest dich hier eingefunden. Ich dachte du...", sagte Jack. "Du. Du. Du. Du. Du dachtest du weißt was ich will? Ich habe verdammt nochmal ein Leben außerhalb dieser dummen Schule. Ich habe Freunde. Brüder.", motzte ich ihn an. Jack sah mich an:"Ich dachte, dass hättest du hier auch alles. Ich dachte du könntest es hier aushalten. Was ist mit Katy und Lucy? Sind das etwa nicht deine Freunde? Oder hast du sie dir nur zugelegt, um sie wieder fallen zulassen?" "Verdammt, ich wurde hier gegen meinen Willen herversetzt. Ich wollte keine neuen Freunde. Alles war gut und dann kam das hier.", brüllte ich den Tränen nahe. Jack holte tief Luft. "So ist das also. Deine Freunde hier, die Leute, die ich mögen...mochten sind dir egal?" "Verstehst du überhaupt, was mir passiert ist?", fragte ich. "Das ist keine Antwort auf meine Frage.", sagte Jack. "Ach was weißt du schon.", sagte ich und lief tränenüberströmt durch die Menge. Ich sah Lucys ungläubigen Blick und Katys traurige Augen, die mir durch die Menge folgten. Ich sah Jula und Jenna du mich voller Enttäuschung anstarrten und ich hörte sie alle flüstern. Ich beschleunigte meine Gang und lief über den Hof. Ich rannte weit weg. Ich rannte und rannte und rannte. Soweit bis ich nicht mehr konnte.

Irgendwann stoppte ich. Ich war im Wald. An dem See bei der eingestürzten Hütte. An diesem Ort voller Vertrautheit. Ich kauerte mich gegen einen Baumstam und weinte los. Verflucht sollte mein Leben sein. Diese ganze Organisation, Jack, Mr. X und Y und alles andere. Ich hätte zurückgekonnt. Und dann merkte ich, wie sich jemand neben mich setzte. "Das war wirklich spektakulär.", sagte sie. Ich schluchzte weiter. "Hier ein Taschentuch.", meinte sie und gab mir eins. Ich schnäuzte geräuschvoll hinein. "Danke.", murmelte ich. "Weißt du, es hat mich schon überrascht, dass du Jack nicht widesprochen hast, als er das behauptete. Ich glaube nicht, dass wir dir egal sind." Ich schüttelte den Kopf und meine Augen füllten sich erneut mit Tränen. "Mags, du hast angefangen dich hier wohlzufühlen. Das kannst du nicht leugnen." Wieder schüttelte ich den Kopf. Eine Hand strich mir beruhigend über den Rücken. "Ich kann verstehen, wenn du deine Brüder und deine anderen Freunde vermisst, aber du siehst sie bald wieder. Du fühlst dich hier wohl und hast Freunde. Du bist nicht mehr diejenige, die alle hassen, weil sie vom FBI kommt.", erklärte sie. "Die Frage, die du dir selbst stellen musst, ist, ob es nicht Zeit ist zu akzeptieren, dass es so ist, wie es ist. Ich glaube du verbaust dir das alles selber. Du willst nur nicht zugeben, dass alles hier gar nicht so schrecklich ist, weil du Angst hast, dass dich die anderen dafür verurteilen. Deine Brüder und Becky und Carola und all deine anderen Leute. Aber du musst keine Angst haben. Wenn sie wirklich deine Freunde sind, dann akzeptieren sie dich so, wie du bist." Jetzt sah ich ein, dass sie recht hatte. Ich verbaute mir das alles wirklich selber. Ich hatte tatsächlich Angst, dass man mich zu Hause dafür hasste, dass ich ein Teil hiervon werden würde. "Du hast recht.", sagte ich. "Na siehst du. Es ist doch alles nicht so schlimm oder?" Nein, dass war es wirklich nicht. "Komm, lass uns zurück gehen. Dann kannst du dich bei Lucy entschuldigen." Sie reichte mir ihre Hand und ich nahm sie entgegen.

Kurz bevor  wir den Wald verließen umarmte ich sie. "Katy, du bist eine wundervolle Freundin. Ich bin so froh, dass ich dich habe und du und Lucy und all die anderen, ihr seid mir nicht egal.", sagte ich. "Ich weiß.", flüsterte Katy und ich konnte spüren, dass sie lächelte. "Ich weiß. Du bist uns auch allen ans Herz gewachsen."

Young Spys: Auge in AugeWhere stories live. Discover now