Kapitel 28

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Noch nie in meinem Leben hatte ich eine so anstrengende Woche hinter mir. Als erstes war ich am nächsten Tag von Clarissa ins Haupthaus beordert worden und Jack und ich hatten gehörig was zu hören bekommen. Danach war ich bzw. wir zu Mr. Y beordert worden und hatten gehörig was zu hören bekommen und dann wurden wir zu unserem Kampfkunstlehrer beordert und hatten gehörig was zu hören bekommen. Nachdem wir also den ganzen Tag was zu hören bekommen hatten, konnte ich mich am Wochende mit Lucy und Katy in Ruhe unserer geheimen Mission widmen. Aber egal wie viele kleinere Schüler wir befragten, es schien niemanden zu geben, der in irgendeinerweise mit jemandem nicht klar kam. Klar, so ein paar Kleinkinderstreits waren dabei, aber nichts davon passte auf das, was ich gehört hatte zu. So ging also unser Wochenende zuende und am Montag wurde ich nach Waffenkunde zu dem Lehrer zietiert, der mir irgendetwas von wegen zu wenig Mitarbeit erzählte. Dasselbe passierte am Dienstag nach Englisch und am Mittwoch nach Spionage. Ich wusste, dass dieses CIA nicht gut für mich war. Das einzige Gute war, dass ich irgendwann im Laufe der Woche Post von Jana bekam. Sie schrieb, dass sie gut zu Hause angekommen war und mich vermisste und sich sehr unsportlich vorkam, weil sie den ganzen Tag auf der Couch lag. Wenn sie wüsste, was für ein Glückspilz sie ist. Der Donnerstag lief dann, bisauf das mich alle Lehrer auf ihrer Todesliste zu haben schienen, ereignislos. Und am Freitag platzte mir dann der Kragen.

Das ganze fing nach der Mittagspause an, als wir uns zum Kampfunterricht mussten. Eigentlich mein Lieblingsfach, weil ich denke, dass uns eigentlich nur dieses Fach im Leben weiterbringt. Es war auch dem Wechsel mein Lieblingsfach, auch wenn der Lehrer Hr. Kanne nicht mal annähernd so gut wie Mr. Smith war. Heute stand ein Feldkampf auf dem Plan. An sich auch nichts schlechtes, aber als Hr. Kanne mich noch zu sich rief, um mir mitzuteilen, dass ich mich mehr anstrengen müsse, war meine Laune wieder im Keller. Ich meine, was sollte das? Seit ich hier war, waren alle möglichen Leute nur am rummotzen. Von den Betreuer, die mich anmotzten, wenn ich nur einen Mucks bei Stillarbeit sagte, während andere doppelt so laut quatschen bishin zu meinen Lehrern, die mir immer wieder auf die Nase banden, dass ich mich mehr anstrengen müsse. Natürlich sagte ich das meinem Lehrer nicht, aber die Versuchung war groß. Dieser ganze Druck und dieses Gefühl ein Versuchsobjekt zu sein nervte einfach.

Zu allem Übel war ich natürlich auch noch mit Jack in einem Team und sowohl meine als auch seine Motivation ging sofort flöten. "Ihr habt 10 Minuten Zeit euch zu besprechen, danach will ich keinen von euch mehr hier sehen.", sagte Hr. Kanne. Ich wandte mich zu Jack. "Na gut, wie machen wir es?", fragte ich. Er zuckte lustlos die Schultern und sah mich wie ein Dackel an, der auf die Anweisungen seines Herrchens wartete. "Also ich würde vorschlagen, wir gehen in den Park. Der bietet Deckung und da treiben sich vielleicht auch ein paar andere rum." Wieder zuckte er mit den Schultern. Seine schlechte Laune war nicht zu übersehen. "Weißt du was? Wenn du nicht mit mir redest kann ich auch nichts dafür, dass du im Kampfunterricht so eine schlechte Note kassierst.", motzte ich ihn an. Sein Gesicht wandelte sich von schlechter Laune zu echter Überraschung. "Woher weißt du denn bitte von meinen Noten?", fragte er misstrauisch. "Eigentlich weiß ich nichts darüber. Ein Schuss ins Blaue. Aber ein guter.", antwortete ich ihm wahrheitsgemäß. "Okay.", sagter er nur. "Also dein Vorschlag?", fragte ich ihn nochmal. "Wald.", sagte er, "Gehen wir in den Wald. Auf zwei verschiedenen Wegen und dann treffen wir uns wieder und tauschen aus, ob wir jemanden gesehen haben." Ich musste zugeben, dass sein Vorschlag der bessere war. Und ich musste zugeben, dass es im Vergleich zu meinem Vorschlag auch viel angenehmer werden würde, weil wir Streiterein gleich im Keim ersticken würden. "Okay. Also du gehst da lang.", ich zeigte in die Richtung, "und ich da.", wieder ein Zeigen in die Richtung. "Gut. Wir treffen uns bei diesem komischen Gestöckhaus. Weißt du wo das ist?" "Klar. Ganz vom Mond bin ich auch nicht." "Gut dann los und geh am besten nicht zum Zaun, da ist wahrscheinlich eh  niemand." Zaun? Es gibt hier einen Zaun? Vielleicht kam ich ja doch vom Mond. Von diesem Zaun hatte ich noch gar nichts mitbekommen. Andererseits, beim FBI gab es ja auch einen Zaun, also wahrscheinlich nicht so ungewöhnlich. Ich nickte und wir liefen los.

Young Spys: Auge in AugeWhere stories live. Discover now