44. Final

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Sie drückte sich so schnell sie konnte durch den Schacht. Er hatte Recht gehabt. Das war der Ausweg. Sie erreichte das Ende und rannte hinaus. Das Gebäude lag zwar etwas abseits doch sie wusste wo sie waren. Es war ein altes Fabrikgebäude. In der Nähe gab es eine Telefonzelle. Der Notruf müsste ohne Geldmünzen funktionieren. Noch nie zuvor hatte sie dieses Gefühl gehabt. Sie rannte und es schien als würde die Zeit stehen bleiben. Sie sah ihr früheres Ich vor sich rennen. Hilfe schreiend. Damals war sie so nutzlos gewesen. Jieun drückte ihre Tränen runter und rannte noch schneller. Sie holte ihr früheres Ich ein und überholte sie. Diesmal würde sie es schaffen. Sie würde ihn retten. So wie er es immer für sie getan hatte.
Das Münztelefon war noch immer dort. Keuchend hob sie den Hörer ab und wählte den Notruf. Es klingelte am anderen Ende. Eine Ewigkeit verging bevor jemand am anderen Ende abhob.
"Hal..", hörte sie nur bevor sie anfing zu sprechen. Sie ratterte die Adresse runter und bat um Hilfe.
"Bitte beeilen sie sich, bitte.", sagte sie noch am Ende. Dann legte sie auf und rannte zurück zum Gebäude. Sie schaute durch die Fensterscheibe und suchte nach Jaebum. Jungkook und Sua waren bereits vom Feuer übernommen worden. Sie rollten auf dem Boden hin und her doch das machte es nur schlimmer. Sie wälzten sich im Benzin und verbrannten.
Jaebum saß unter dem Schacht und hatte den Kopf an die Wand gelehnt. Seine Augen waren geschlossen. Das Feuer im Raum hatte sich in Windeseile ausgebreitet. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es ihn auch erreichen würde. Jieun versuchte die Tür von draußen aufzubekommen. Sie warf sich dagegen und versuchte die Fenster auf zu schlagen. Doch es waren kugelsichere Gläser. Alles was ihr übrig blieb war zu warten. Die Minuten waren die schrecklichsten ihres Lebens. Sie lief herum und versuchte andere Lösungen zu finden. Nach gefühlten Stunden hörte sie die Sirenen der Feuerwehr, vom Krankenwagen und der Polizei. Sie rannte auf die Straße und winkte ihnen von weitem zu. Die Feuerwehrmänner stiegen aus und sie zog einen von ihnen schnell zum Haus. Die Polizei kam sofort hinten dran. Sie erzählte ihnen, dass die Tür nicht aufging und dass sie Jaebum retten mussten. Einer der Polizisten nahm sie beiseite und versuchte sie zu beruhigen. Doch ihr Herz klopfte wie verrückt. Ihr war übel und sie wünschte sich, dass alles schnell vorbei sein würde.
Die Feuerwehr regelte das gemeinsam mit der Polizei. Sie stießen die Tür auf und löschten das Feuer. Jieun wollte zur Tür rennen. Sie sah wie die Notärzte mit Liegen herauskamen. Auf einem von ihnen lag Jaebum. Sie rannte zur Liege und schrie seinen Namen.
"Ma'am, kennen sie den Patienten?", fragte einer der Notärzte.
"Ich...ich bin seine Frau.", sagte sie. Sie setzte sich zu ihnen in den Notwagen und sie fuhren los in die Notaufnahme. Jaebum hatte zu viel Rauch eingeatmet und war in Ohnmacht gefallen. Außerdem hattet er Brandwunden an verschiedenen Stellen. Sie nahmen ihn mit in den Operationssaal, um seine Armwunde zu nähen und seinen Zustand zu untersuchen. Jungkook und Sua hatten lebensgefährliche Verbrennungen und waren im Koma. Ihre Lebenschancen waren gering doch Jieun bestand darauf, dass die Geräte nicht abgeschaltet wurden. Sie konnte Jungkook zwar nicht verzeihen für das, was er getan hatte, doch sie waren auch schuld an seiner Situation. Sie wollte wenigstens versuchen, sie am Leben zu erhalten.

Jieun wurde von der Polizei über das Geschehen befragt und musste aussagen.
Nach etlichen Tagen der Befragung und des Wartens, war Jieun entlassen worden. Sie mussten auf Jaebum warten, um seine Aussage aufzunehmen.
Jieun lief ins Krankenzimmer und öffnete die Tür. Sie öffnete das Fenster und ließ etwas frische Luft ins Zimmer. Dann setzte sie sich auf den Stuhl und starrte auf Jaebum. Er hatte die Verletzungen gut überstanden. Doch der Arzt hatte ihm strenge Bettruhe verschrieben. Er lag seelenruhig auf seinem Bett und schlief während Jieun ihn anstarrte. Die letzten Tage waren eine Qual gewesen. Sie hatten so viel durchgemacht.
Sie strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Es waren schon zwei Tage seit der Operation vergangen. Jaebum hatte seitdem nur geschlafen. Das Warten war auch eine Qual, doch sie war froh, dass es ihm an nichts fehlte. Sie holte die alten Blumen aus der Vase und entsorgte das Wasser. Dann stellte sie die Vase mit den neuen Blumen auf seinen Nachttisch und schaute aus dem Fenster. Der Wind ging ihr durch die Haare. Sie schloss die Augen und atmete tief durch.

"Ich liebe dich"

Seine Worte kamen ihr in den Sinn. Wie würde es mit ihnen beiden nach all dem weitergehen? Sie wollte noch einmal von vorne anfangen. Doch sie wusste nicht, ob seine Worte dieselben sein würden. Sie waren in einer engen Lage gewesen. Es könnte sein, dass er sich ändern würde, nachdem er aufwacht.
"Ich liebe dich", flüsterte sie.

"Ich dich auch"

Sie öffnete ihre Augen und schaute nach hinten. Jaebum schaute zu ihr und lächelte. Sie konnte ihren Augen nicht trauen. Voller Freude sprang sie auf ihn.
"Au, au, das tut noch weh.", sagte er lachend.
"Entschuldige.", sagte sie und stand mit einem Ruck auf doch er zog sie zurück zu sich. Sie hatte ihre Hände auf seiner Brust und versuchte aufzustehen während er sie näher zu sich drückte.
"Was machst du? Es könnte uns jemand sehen.", sagte Jieun.
"Na und? Du bist schließlich meine Frau.", sagte er und drückte seine Nase an ihre. Sie errötete und schaute weg. Er zog ihr Kinn in seine Richtung und zwang sie ihn anzuschauen.
"Hör auf immer zu zweifeln Jieun. Ich möchte nochmal mit dir von vorne anfangen. Was ist mit dir?"
Er hatte ihr die Worte aus dem Herzen gesprochen. Sie nickte und ihr lief eine Träne aus dem Auge. Er wischte sie weg.
"Ich liebe dich.", flüsterte er und küsste sie. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss. Er legte seine Stirn an ihre und lachte.
"Was ist?", fragte sie.
"Nichts. Ich kann es nur nicht glauben.", sagte er.
"Was?", fragte sie.
"Dass du jetzt für immer mir gehörst.", sagte er worauf sie sich lächelnd auf seine Brust legte.
"Ja...ich auch nicht.", sagte sie.
Sie fühlte sich geborgen.
Auf einmal ging die Tür auf. Jieun setzte sich ruckartig auf worauf Jaebum nur lachen konnte.
"Ich sehe sie sind wohlauf. Ich wurde von unseren Kollegen gebeten ihnen das hier zu bringen. Es wurde im Gebäude gefunden und hatte ihre Initialen.", sagte die Schwester zu Jaebum und gab Jieun eine Puppe. Sie verließ daraufhin den Raum. Jieun schaute erstaunt auf ihre erste Puppe, die sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte.
"Das...", sagte Jieun

"Ich habe sie in deinem Zimmer gefunden, als du verschwunden bist. Dann bin ich los und habe dich gesucht. Ich dachte sie würde mir vielleicht als Glücksbringer dienen, wenn ich versuche dich zu überreden, bei mir zu bleiben.", sagte Jaebum

"Ich dachte, sie wären alle zerstört worden an dem Tag.", sagte sie. Sie schaute sich die Puppe an. Sie war schon völlig abgenutzt und hatte überall Rissspuren. Doch irgendjemand hatte die Scherben wohl wieder sorgfältig zusammengeklebt.
"Hast du?"
Er nickte. Sie lachte.
"Was ist?", fragte er nun.
"Meine Mutter hatte mir damals vor langer Zeit einmal ein Zitat aufgesagt. Sie hat uns immer mit einer Puppe verglichen. Und sie meinte, dass auch Puppen repariert werden könnten. Das keine Wunde für immer bleiben würde. Damals habe ich es nicht verstanden. Ihr Zitat war von Atticus:

-She was just another broken doll, dreaming of a boy with glue-

Jetzt verstehe ich es endlich und ich glaube, ich habe meinen Jemand gefunden.", sagte sie.

"Ja das hast du. Jemanden mit einem ganzen Lebensvorrat. Mach dich auf was gefasst, du wirst mich gar nicht mehr loslassen können.", sagte er und lachte.

Daraufhin zog sie ihn an sich und überraschte ihn mit einem Kuss.
"Das hatte ich auch nicht vor.", sagte sie und grinste.

-End-

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Danke an alle, die diese Fanfiction zu Ende gelesen haben. Ich habe mich über eure Votes und Kommentare immer sehr gefreut. Ich hoffe, dass ihr auch weiterhin in meine Werke reinschaut und mich unterstützt ❤️

_cHocoManiAc_

Broken Doll [German]Where stories live. Discover now