40. Stranger

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Die Person in der Uniform packte sie an einem Arm und zog sie und Ahjumma in einen Raum. Jieun versuchte sich aus seinem Griff zu befreien doch er drückte ihr mit einer Hand den Mund zu und legte einen Zeigefinger auf seine Maske. Ahjumma lag neben ihr und stützte sich an der Wand. Sie blieb ruhig als sie die Schritte hörte. Draußen murmelten sie ein paar Worte und verstummten dann. Sie standen direkt vor ihrer Tür. Alle im Raum hielten für kurze Zeit ihren Atem an. Sie hörten wie die Schritte sich entfernten und dann in der Ferne verstummten. Die Wache ließ Jieun los und sie rutschte keuchend die Wand herunter. Auch die Wache setzte sich in die Hocke und nahm erst einmal tief Luft.
Jieun schaute auf die Person und hob ihre Hand.
"Wer bist du?", fragte sie und nahm mit ihrer Hand langsam die Maske ab. Die Person hielt die Maske fest und schüttelte den Kopf.
"Wieso? Darf ich nicht wissen wer du bist?", fragte sie ihn. Er nickte. Sie atmete tief ein. Sollten Sie ihm vertrauen? Schließlich hatte er ihr das Leben gerettet. Andererseits hatte er die Uniform an. War er einer von ihnen oder ein Gefangener wie sie, der sich unauffällig nach draußen begeben wollte? Aber woher hatte er die Uniform?
"Bist du auch gefangen genommen worden?", fragte sie ihn. Auf die Frage nickte er nur.
"Woher hast du die Uniform?", fragte sie weiter. Er zeigte in eine Ecke des Raumes. Sie schaute dorthin und sah nichts, weshalb sie ihn fragwürdig anschaute. Er stand auf und reichte ihr die Hand. Sie nahm sie zögernd an und sie liefen auf die Ecke zu. Dort lag ein ohnmächtiger Mann, der gefesselt war. Er hatte es also geschafft einen von ihnen zu überwältigen. Ein Mann also. Von seiner Statur hatte sie das zwar schon erwartet doch das bestätigte es nochmal. Sie nickte ihm zu und lief wieder zurück. Er folgte ihr und schaute auf Ahjumma. Erst schaute er nur für einige Minuten, dann ging er auf sie zu und bückte sich zu ihr runter. Er drehte ihr Gesicht zu ihr und schaute dann zu Jieun.
"Ihr geht es nicht so gut. Wir sind eine ganze Menge gelaufen und ihr Bein macht das nicht mit."
Er nickte nur. Dann ging er zur Tür und öffnete sie langsam. Die Luft schien rein zu sein. Er ging zu Ahjumma und legte ihre Arme um seinen Hals. Dann trug er sie auf seinem Rücken und nickte Jieun zu. Sie gingen raus und liefen den Gang herunter. Es schien plötzlich komplett leer zu sein in den Gängen. Keiner lief ihnen entgegen, obwohl davor so viele Wachen durch die Gänge gelaufen waren. Er schien zu wissen wohin sie mussten, also folgte Jieun ihm wortlos. Er durchquerte mehrere Räume und lief einen langen Gang herunter.

Auf einmal kamen drei maskierte Männer auf sie zu und versuchten sie anzugreifen. Jieun erschrak und versuchte wegzurennen doch einer der Männer packte sie an der Hand. Ihr Wachfreund versuchte Zwei der Männer mit Ahjumma zu überwältigen, jedoch hatte er es schwer. Der maskierte Mann vor ihr hatte ihre eine Hand ergriffen und versuchte sie in der Luft zu würgen. Sie zappelte hin und her und versuchte ihn zu treten doch ihre Kraft schwand. Sie erinnerte sich, dass sie in ihrer Tasche noch das Stück Holz hatte, welches sie zu einem Pfahl geschnitzt hatte. Sie versuchte es in ihrer Tasche zu finden. Ihre Luft ging langsam aus.
Der Mann flog plötzlich zur Seite und sie landete in den Armen von ihrem Wachfreund. Er schaute sie kurz an und hob sie mit seinen Armen hoch. Sie schaute nur keuchend zu ihm. Alles was sie sah war dieses Augenpaar, dass sie betrachtete. Was war das? So vertraut....
Er legte sie zu Ahjumma und strich ihr ein Haar aus dem Gesicht. Als er aufstehen wollte, fasste sie ihm am Arm. Er schaute zu ihr und sie gab ihm ihren Holzpfahl. "Pass auf dich auf.", flüsterte sie. Er schaute auf ihre Hand und schloss sie wieder. Dann nickte er und stand auf. Jieun schaute auf ihre Waffe in ihrer Hand. Stimmt...er brauchte so etwas bestimmt nicht. Sie schaute ihm zu, wie er zwei der Männer angriff, die auf ihn losgingen. Ahjumma lag schwer atmend auf der Seite. Der dritte Mann wollte ihn von hinten angreifen. Jieun wollte ihn warnen doch er war mit den anderen beiden beschäftigt. Er würde es nicht schaffen. Sie rannte also auf ihn zu und stach dem dritten Mann in den Bauch. Dieser fiel mit einem Schrei runter. Er krümmte sich und zog dann sein Messer hervor. Damit fuchtelte er vor Jieuns Nase herum. Sie ging einen Schritt zurück und er ergriff sie an den Haaren und zog sie auf den Boden. Ihr entwisch ein Schrei als die Person mit voller Kraft auf sie fiel. Er drückte ihre Arme nach unten und sie erkannte das dreckige Lächeln unter seiner Maske. Sie schloss die Augen und schrie. Im nächsten Moment landete er mit einem Kick auf den Boden. Ihr Wachfreund hatte die anderen beiden erledigt und kümmerte sich nun um ihren Übeltäter. Er trat mit voller Wucht auf ihn ein und drückte auf die Wunde ein, die Jieun bei ihm hinterlassen hatte. Sie ging nur voller Angst zurück als sie den bewegungsunfähigen Mann auf dem Boden sah. Er bewegte sich nicht mehr und trotzdem trat ihr Freund auf ihn ein. Sie rannte auf ihn zu und hielt ihn von hinten fest. "Hör auf, er ist doch schon am Ende. Hör bitte auf.", schrie sie. Er drehte sich um und hielt ihre Hände fest. Ihre Blicke trafen sich und sie schaute ängstlich weg. Seine Hände lösten sich um ihre Gelänke, er ging einen Schritt zurück und schaute zur Seite. Sie ging zu Ahjumma und nahm ihren Arm. Er hielt ihre Hand fest und legte sie zur Seite. Dann nahm er Ahjumma wieder auf seinen Rücken und lief voran.

Sie kamen letztlich in einen großen Saal, der im Gegensatz zu den anderen Räumen durch den Kerzenleuchter hell beleuchtet war. Der Raum war auch mit Fenstern ausgestattet. Es war also schon Abend. Ihr Zeitgefühl kam langsam zurück. Sie rannten zur Tür und er schaute zu Jieun. Mit einer Kopfbewegung zeigte er auf die Tür. Sie ging auf diese zu und versuchte sie zu öffnen. Sie zog ein paar mal an der Tür. Vielleicht drückte sie in die falsche Richtung. Sie drückte also nach außen doch es passierte trotzdem nichts.
"Die Tür geht nicht auf. Bist du dir sicher, dass das der Ausgang ist?", fragte sie.
Er nickte und legte Ahjumma gegen die Wand. Er drückte mit aller Kraft gegen die Tür. Als sie nicht aufging, stieß er mit aller Kraft dagegen und versuchte alle anderen Möglichkeiten. Doch da war nichts. Sie ging nicht auf. Er ging zurück und hielt eine seiner Hände an den Kopf. Jieun schaute nur und stützte sich gegen die Wand. Sie ließ ihren Kopf nach hinten und schaute auf die Decke. Anscheinend war der richtige Ausgang nun auch verschlossen.

Ahjumma fing wieder an zu husten und krümmte sich. Jieun wollte ihr zur Hilfe kommen doch sie krümmte sich und hielt ihre Hand vor.
"Mir geht es gut. Bleib bitte dort.", sagte sie hustend. Das war nicht ihre Art. Jieun ging auf sie zu und hob ihren Kopf an. Vor Schreck ging sie nach hinten.
"Seit wann?", bekam Jieun nur aus ihrem Mund.
Der Wachmann sah Ahjumma auch und rannte auf sie zu. Ihm entwischte ein Laut und Jieun schaute ihn an. Sie hatte das Gefühl, die Stimme irgendwo schon einmal gehört zu haben. Doch den Gedanken verdrängte sie und widmete sich wieder Ahjumma. Aus ihrem Mund lief Blut.
"Ich habe schon vorher Blut gehustet doch ich wollte dir keine Sorgen bereiten, Jieun-ah. Ich wollte dir nicht noch mehr im Weg stehen.", sagte Ahjumma und krümmte sich vor Schmerz. Jieun atmete schwer aus.
"Ahjumma! Du hättest mir das sagen sollen. Wie konnte das pa..."
Sie stoppte mitten im Satz. Er schaute sie an. Sie erinnerte sich zurück an ihre Vermutung. Es gab sogar Hinweise.
"Ahjumma...du hast...in dem Essen..war da Gift drin? Deshalb...sie wollten, dass ich es auch esse. Deshalb hat sich alles wiederholt. Dann hast du sie getroffen oder? Was wollten sie und wer war es?"
Jieun lief zu Ahjumma und hielt sie an den Schultern. Sie konnte kaum aufrecht bleiben. Ihr lief die ganze Zeit kalter Schweiß über die Stirn. Sie hörte alles sehr langsam.
"Sie wollten, dass du auch von dem Essen...isst.  Das war die Gegen..leistung für das...Gegengift. Ich wollte...nicht, dass du es isst. Glaub mir das.", sagte sie.
Jieun ging sich durch die Haare. Sie konnte es nicht glauben, dass ihr so etwas entgangen war. Sie drehte sich um drückte ihre Augen zu, damit ihre Tränen nicht hochkamen. Diese Schweine!
"Ich werde es nicht mehr lange aushalten, also hör mir zu Jieun-ah. Du musst meinem Sohn etwas mitteilen.", sagte Ahjumma.
Jieun drehte sich um und schüttelte den Kopf.
"Nein werde ich nicht, denn du wirst es hier rausschaffen. Ganz bestimmt!", sagte sie mit zittriger Stimme.
"Hör mir einfach zu. Ich weiß, dass ich es nicht schaffen werde. Ich bin schon alt und habe mein Leben gelebt. Mit dem Alter lernt man einiges. Ich weiß, dass mein Ende in Sicht ist, das spüre ich. Mein Sohn...ich hätte ihn gerne wieder gesehen. In meinem Zimmer liegt ein Bild von ihm. Finde ihn und sag ihm, dass ich ihn liebe und das es mir wirklich leid tut, dass ich nie für ihn da sein konnte, als er mich gebraucht hat."
Jieun fielen die Tränen aus den Augen als sie nickte. Sie schaute zu Ahjumma die trotz ihrer starken Schmerzen lächelte.

"Nein...Eomma...es tut mir leid", sagte der Mann in der Wachuniform. Jieuns Augen weiteten sich.
Diese Stimme....

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Broken Doll [German]Where stories live. Discover now