35. Schreck

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Sie lief aus dem Raum und rannten auf ihr Zimmer. Dort nahm sie ihren Koffer aus dem Schrank und nahm noch einzelne Sachen, die sie ausgepackt hatte, um sie zurück in den Koffer zu packen. Da sie nie wirklich ausgepackt hatte, war nicht wirklich viel zu tun. Sie warf die einzelnen Sachen voller Wut in den Koffer und verschloss ihn. Als sie den Koffer nahm sah sie, dass noch eines Ihrer Parfüms auf dem Tisch lag. Sie nahm es und warf es gegen die Wand. Es krachte an ihr Regal und ihre Puppen fielen alle auf den Boden. Sie sackte auf den Boden und fing an zu weinen. Ihre Psyche war völlig am Ende und Ihr Fassade völlig zerstört. Sie hatte ihre Grenze endgültig erreicht. Wieso musste das alles nur mit ihr passieren? Wieso war das Leben so unfair? Es war nicht gerecht. Sie war doch immer brav gewesen. Voller Wut und Trauer schaute sie zum Himmel und schrie: "Was habe ich dir nur getan? Wieso tust du mir das an?"
Sie hörte draußen ein Krachen und zuckte zusammen. Bevor Jaebum sie in diesem Zustand sehen konnte, musste sie verschwinden. Sie raffte sich zusammen und stellte sich auf ihre Beine. Mit Mühen schleifte sie sich nach draußen und rannte los. Hauptsache weit weg von diesem Haus. Wohin wusste sie jedoch nicht. Sie hatte ja kein zu Hause mehr. Vor Verzweiflung liefen ihr weitere Tränen die Wangen herunter.

Nachdem sie stundenlang herumgeirrt war, wusste sie nicht mehr weiter. Sie setzte sich auf eine Bank und starrte ins Leere. Busse fuhren an ihr vorbei doch sie stieg nicht ein. Wohin wollte sie überhaupt? Die Welt schien an ihr vorbei zu Rauschen. Menschen stiegen ein und aus. Sie sah ihre Reflexion in einem der Fenster des Busses. Am liebsten hätte sie es zerstört. Sie erkannte sich selbst nicht mehr. Ihre Haare waren zerzaust, die Augen angeschwollen und rot unterlaufen. Ihr Mascara war verschmiert. Die Menschen fingen an sie zu bemerken, weshalb sie aufstand und in irgendeine Richtung weglief. Ihre Gedanken hingen noch immer bei Jaebum. Sie wünschte sich, dass sie die Fähigkeit hätte die Zeit zurück drehen zu können. Dann hätte sie niemals auf ihn gehört. Sie hätte sich nicht von ihm getrennt. All das wäre dann nicht passiert.

Als sie vor der Haustür stand, schaute sie auf. Sie war automatisch zu Ahjumma gelaufen. Vielleicht war das gar keine so schlechte Idee. Schließlich war sie die einzige, die sie verstand. Sie klopfte an die Tür. Es öffnete niemand. Sie klopfte noch einmal und hörte ein Quietschen. Mit ihrer Hand drückte sie gegen die Tür. Sie war offen. Jieun lief hinein und rief nach Ahjumma. Es kam keine Antwort. Als sie nochmal nach ihr rief, vernahm sie ein Geräusch aus dem Schlafzimmer.
"Ahjumma? Ich bins Jieun. Ich komme rein, ok?", sagte sie und lief zum Schlafzimmer. Sie wollte den Henkel gerade nach unten drücken, als Ahjumma sie selbst öffnete.
"Oh..Jieun. W-was machst du hier?", sagte sie. Sie schaute sie an und lächelte.
"Ich... ich wollte dich um einen Gefallen bitten.", sagte Jieun. Sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte.
"Jetzt ist kein guter Zeitpunkt Jieun, geh nach Hause.", sagte Ahjumma.
Jieun schrak vor ihren Worten zurück. Sie hörte sich anders an als sonst.
"Alles ok? Du hörst-"
"Ja mir geht's gut. Verschwinde Jieun!", sagte sie harsch.
Was war nur mit allen los? Wieso verbannte Ahjumma sie jetzt auch? Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr. Doch wenigstens Ahjumma musste ihr zuhören. Sie drückte gegen die Tür.
Die Tür öffnete sich quietschend und dahinter offenbarte sich ihr etwas, was sie am liebsten wohl nicht gesehen hätte.
Jieun ging einen Schritt zurück und fing an zu schreien.

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Broken Doll [German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt