20. Dead?

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"Ich..bin nicht....wie mein Va...ter.", sagte er schwer atmend.
"Hör auf zu sprechen, du bist verletzt.", sagte Jieun panisch. Wo war denn auch Gray geblieben? Jaebum schüttelte den Kopf. "Ich ...werde dich...nicht...verkaufen.", sagte er. Jieun stockte für einen Moment. Wieso sagte er sowas? Sie schluckte schwer.
"Glaub mir... das.", sagte er mit Not und Mühe. Sie starrte ihn bloß mit traurigen Augen an. Sie wollte ihm so gerne glauben, doch seine bisherigen Taten stützten seine Worte nicht. Ihr Blick wich dem seinen aus und sie schaute nach unten.
"Bitte", hörte sie ihn sagen. Er drückte ihre Hand und ihr Blick richtete sich auf sein Gesicht. Sein schmerzverzerrtes Gesicht erinnerte sie an ihre Mutter. Seine Augen waren aufrichtig und traurig. Sie konnte nicht anders außer zu nicken. Er öffnete seinen Mund doch sie drückte ihren Zeigefinger auf seine Lippen.
"Wehe du redest mir noch ein Wort. Du bist verletzt.", sagte sie zu ihm. Er nahm ihre Hand und legte sie auf das Bett. Dann drehte er sich in ihre Richtung.
"Ich muss....das tun, wenn nicht dann.....ich......Dan..ke.", keuchte er und gab ihr ein schmerzverzerrtes Lächeln. Jieun wusste nicht, was sie sagen sollte. Es war wie in einem Traum. Sie hatte diese Worte nicht erwartet. Sie waren voller Aufrichtigkeit und doch wirkten sie nicht echt. Es war, als würde sie in einem langen Traum gefangen sitzen, von dem sie nicht erwachen konnte.

Jaebum hustete und und sein Gesicht verzerrte sich plötzlich. Er fing an schwer zu atmen und seine Hand wanderte zu seinem Bauch. Jieun legte seine Hand zur Seite und zog sein Hemd hoch. Er hatte eine tiefe Schnittwunde am Bauch, welche ununterbrochen blutete. Sein Hustanfall hatte wohl den Blutfluss verstärkt. Ihre Hand fing an zu zittern, als sie seine Wunde bluten sah.
"Gray, verdammt, wo bist du?!", schrie sie. Es konnte doch nicht so lange dauern, einen Kasten vom Tisch zu heben! Sie versuchte sich zu beruhigen, doch er griff nach ihrer Hand und drückte sie vor Schmerz. Ihre Atem wurde schwerer. Sie hielt seine Hand fest und war den Tränen nahe. Er schaute ihr verzweifelt in die Augen und versuchte seinen Schmerz mit einem Lächeln zu unterdrücken.
"Halte durch..bitte..wir schaffen das schon.", sagte sie mit einer heißeren Stimme. Ihr steckte ein Kloß im Hals. Sie befreite ihre Hand und zog ihr Cardigan aus, welchen sie dann zu einem Bündel zusammenknüllte und Jaebum entgegen hielt. "Beiß da drauf. Ich werde die Blutung jetzt stoppen, Gray braucht zu lange."

Er war schon völlig verschwitzt und schien ohnehin nicht viel wahrzunehmen. Er biss hinein und Jieun schaute zur Tür. Wo war er bloß? Sollte sie nachshauen? Nein, dafür war nicht die Zeit! Sie nahm ihr Oberteil und riss den Stoff auseinander. Ihr Oberteil verwandelte sich in ein komisches Crop top. Sie nahm den Stoff und ging auf die Wunde zu.
"Es wird jetzt etwas wehtun. Bitte halte durch.", sagte sie und stopfte die Wunde mit dem Stoff. Seine Finger krallten sich an sein Bett und er schrie schmerzhaft. Ihr Cardigan fiel zur Seite. Jieun drückte die Wunde zu, doch es schien nicht die einzige zu sein. Er hatte eine weitere am Arm, die nicht aufhörte zu bluten. Sie zerriss sein Hemd, um besser an die Wunden zu kommen. Verzweifelt versuchte sie mit ihrem Cardigan, den Arm abzubinden. Er atmete immer schwerer und als sie seinen Namen rief, reagierte er nicht mehr. Er schien wie in Trance zu sein. Der Schmerz verblendete seine anderen Sinne.

"Jaebum....Jaebum! Hörst du mich? Bleib bei mir!", schrie sie. Er schien sie nicht zu hören. "Bitte, versuche durchzuhalten. Jaebum!". Sie drückte fester, um die Blutung zu stoppen, doch sie brauchte beide Hände, um eine Blutung zu stoppen. Stattdessen war sie damit beschäftigt, beide Blutungen zu stoppen. Er reagierte nicht mehr auf ihre Rufe und seine Atmung konnte sie auch nicht mehr richtig hören. Sie fing an zu schwitzen und kniff die Augen zusammen.

Gray kam in den Raum gerannt.
"Es tut mir leid...es kam ein Proble.." "Wo warst du verdammt!", schrie sie ihn an doch ihre Stimme versagte. Gray schaute schockiert von ihr zu Jaebum.
"Was ist mit...Jay?", sagte er nur und verstummte. Sie nahm ihm den Kasten ab und versuchte ihn zu öffnen, doch ihre Finger zitterten so stark, dass sie es nach mehreren Malen trotzdem nicht schaffte. Gray kam ihr zur Hilfe und öffnete ihn für sie. Sie warf alle Dinge raus und nahm das Schmerzmittel.
"Iss das....", sagte sie zu Jabeum und drückte eine Tablette zwischen seine Lippen. Er reagierte nicht. Seine Augenlieder schlossen sich langsam. Jieun ließ die Tablette fallen und ohrfeigte ihn.
"Nein, bleib bei mir. Du darfst nicht...Hey!" Panisch schüttelte sie ihn hin und her, so dass seine Augen sich wieder ein wenig öffneten. Sie spürte seine Hand auf ihrem Arm. Ein Zeichen, dass er sie noch hören konnte? Sie wusste es nicht, doch es war auf jeden Fall ein Zeichen dafür, dass er noch etwas wahrnahm. Sie nahm die flüssigen Schmerzmittel und gab ihm diese. Es floss zum Teil an den Mundwinkeln herunter, doch er schien noch zu trinken. Dann schnappte sie sich die Verbandssachen und schüttete das Desinfektionsmittel auf die Wunden. Jaebum zuckte nur etwas zusammen doch es beruhigte sie etwas. Er reagierte noch. Sie goss die Flüssigkeit großzügig über die Wunden, so dass die Flasche schneller leer war als erhofft. "Mist!", sagte sie zu sich selbst. Sie drehte sich zu Gray und befahl ihm, einen starken Alkohol von der Küche zu besorgen. Er rannte sofort los und Jieun verband solange die desinfizierten Wunden. Das würde nicht lange halten, aber fürs erste sollte es helfen.

Gray kam diesmal schneller und reichte ihr den Alkohol. "Wir haben ein Problem. Die Reporter stehen anscheinend vor dem Haus. Sie müssen es bemerkt haben. Irgendjemand muss sich darum kümmern", sagte er leise. Sie goss den Alkohol über die Wunde doch Jaebum reagierte nicht. Sie vestand es nicht. Das müsste doch viel schmerzhafter sein. Abgesehen davon, konnte sie seinen Atem nicht hören. Ihre Augen brannten, als sie versuchte seinen Puls zu finden. Sie spürte ihn nicht. Seine Augen, die kaum noch offen waren, sahen ins Nichts. Panisch nahm sie sein Handy, dass auf dem Tisch lag und schaltete die Taschenlampe an. Sie wedelte damit vor seinen Augen, doch seine Pupillen reagierten nicht.
"Jaebum-ah....Jaebum...kannst du mich hören?". Ihre Tränen fielen auf sein Gesicht. Wieso sie weinte? Sie wusste es nicht.
"Er atmet nicht! Gray, er atmet nicht! Was machen wir jetzt?", sie schaute ihn mit verheulten Augen an. Gray konnte sich nicht rühren. Er schaute immer wieder zu Jieun, die verzweifelt versuchte seinen Puls zu finden.

Ihre Sicht war verschwommen. Die Tränen wollten einfach nicht aufhören zu fließen und ihr Herz pochte wie wild. Sie drückte immerzu auf seine Brust doch es brachte nichts. Trotzdem wollte sie nicht aufgeben. Sie durfte nicht aufgeben! Schnell zog sie Gray zu Jaebum und befahl ihm weiter auf seine Brust zu drücken. Dann bückte sie sich über sein Gesicht und holte tief Luft. Sie legte ihre Lippen auf seine und versuchte ihn zu beatmen. Immer und immer wieder. Jieun und Gray hatten keine einzige Pause eingelegt. Sie pustete und pustete. Ihr wurde schwindelig doch sie hörte nicht auf. Ihr Hals war trocken und kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Doch selbst nach gefühlten zehn Minuten, schien er keine Reaktion zu zeigen.

"Park Jaebum! Reiß dich zusammen, das kannst du mir nicht antun! Steh auf, verdammt, ich bitte dich!", schrie sie. Gray hörte plötzlich auf sein Brustbein zu drücken. Seine Hände zitterten, als er aufstand und ein paar Schritte zurückging. Jieun schrie ihn an: "Nicht aufhören! Gray!". Doch Gray bewegte sich nicht vom Fleck. Er hielt eine Hand gegen seine Stirn.

"Er...ist....tot", sagte er immer und immer wieder.

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Broken Doll [German]Where stories live. Discover now