23. Verschwörerisches Herz

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Schweißgebadet stand sie auf. Hatte sie geträumt? Es schien alles so klar zu sein, als wäre es wirklich passiert. Sie war in ihrem Zimmer. Was war passiert? Kopfschmerzen übermannten sie und sie riss die Nadel von ihrem Arm um das Fenster zu öffnen. Auf dem Bettisch lag ein Glas Wasser und eine Tablette. Sie nahm sie und trank das Wasser in wenigen Schlücken runter.

Jaebum. Die Erinnerungen kamen auf sie hereingestürmt. Sie lief aus ihrem Zimmer und steuerte direkt auf Jaebums zu. Vor der Tür zögerte sie einen Moment. Sollte sie die Tür öffnen? Einerseits war da ihre Neugier, die sie motivierte, andererseits ihre Angst, dass ihm was passiert sein könnte. Sie entschied sich letztendlich die Tür zu öffnen. Als sie eintrat hörte sie das Piepen der Maschine. Sie lief auf das Bett zu, in dem Jaebum stillschweigend lag. Für einige Minuten starrte sie ihn nur an. Die Erinnerungen schienen surreal. Wieso hatte sie das getan? Sie setzte sich auf die Bettkante und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Sie konnte sich dieses Gefühl nicht erklären, dass er ihr gab.

"Miss Lee, Gott sei dank habe ich sie gefunden. Was machen Sie denn hier? Sie müssen sich ausruhen."
Jieun erschrak, als sie die Stimme der Krankenschwester hörte, die plötzlich am Türrahmen stand. Sie schaute zu ihr zurück und nahm ihre Unsicherheit wahr. Jieun erinnerte sich schwammig an ihre Aktion, die sie unter Einfluss der Medikamente getan hatte.
"Sie können näher kommen, die Wirkung der Medikamente hat nachgelassen.", sagte sie und fasste sich an ihren Hals, da sie einen Schmerz empfand als sie ihn drehte. Ach ja...sie hatte sich das Messer in den Hals gedrückt. Jieun drückte die Augen zusammen. Das war so gar nicht ihre Art. Die Schwester nahm sie am Arm und fragte, ob alles ok sei.

Sie spürte ihre Angst und das Desinteresse, dass in ihrer Stimme mitschwang, als sie nach ihrem Wohlbefinden gefragt wurde. Es scherte sie eigentlich gar nicht. Sie wollten alle nur ihren Job machen. Und nach der Aktion mit dem Messer wurde sie wahrscheinlich schon als verrückt abgestempelt.
"Mir geht es gut. Lassen sie mich den Dr sehen. Da das schlimmste überwunden ist, können Sie jetzt gehen. Um den Rest kümmere ich mich.", sagte sie und lief zur Tür. Am Türrahmen blieb sie stehen und schaute zurück. Mit einem Blick deutete sie die Schwester darauf hin, ihr den Weg zu zeigen.

Dr Miller saß im Wohnzimmer und erledigte seinen üblichen Papierkram nach der Visite. Er war so vertieft in seine Arbeit, dass er gar nicht bemerkte, wie sich Jieun gegenüber auf das Sofa setzte. Sie wartete bis er das letzte Blatt erledigt hatte. Als er dieses auf den Stapel legte bemerkte er ihre Anwesenheit.
"Miss Lee. Sollten sie sich nicht noch etwas ausruhen?", sagte er und lief zum Tisch, um ein Glas mit Wasser zu füllen.
"Mir geht es schon wieder besser Dr, Danke der Nachfrage. Wie geht es ihm?", fragte Jieun und verschränkte ihre Arme. Dr Miller lief wieder zurück und reichte ihr das Glas. Sie nahm es dankend an.
"Nun, er ist aus der kritischen Phase raus. Das einzige, was fehlt ist, dass er aufwacht. Wann das passiert, kann ich jedoch nicht garantieren. Wir müssen nun abwarten. Es liegt an ihm, ob er aufwachen will oder nicht."
Jieun hatte zwar schon eines ähnliches Resultat erwartet doch es war trotzdem schockierend.
"Ist es...ist es ok, wenn ich den Rest übernehme? Ich würde mich auch wohler fühlen, wenn ich nicht umgeben bin von so vielen Ärzten."
Der Dr schaute sie an und seufzte.
"Du solltest dich nicht so stark an ihn binden. Er wird nicht das selbe für dich empfinden, wie du für ihn. Ihr seid zu verschieden.", sagte er nach einer Pause. Damit brachte er sie kurz aus der Fassung. Jieun wusste erst nicht, wie sie darauf antworten.
"Darum geht es doch gar ni.."
"Doch darum geht es. Sieh es ein. Du hast schon Gefühle entwickelt. Dein Instinkt hat schon für dich gesprochen... naja, ich belasse es dabei. Wir gehen fürs erste. Du musst nicht viel tun. Wechsel die Infusion, wenn nötig und behalte ihn im Auge. Falls etwas ungewöhnliches passiert, kontaktiere mich sofort. Für die nächsten Tage werde ich im Krankenhaus in der Nähe arbeiten."
Mit diesen Worten stopfte er seine Papiere in die Aktentasche und lief mit seinen Kollegen zur Tür. Bevor er die Tür schloss rief er ihr noch zu: "Du weißt doch sicherlich noch, wie man die Infusion austauscht oder?"
Jieun bejahte und der Dr verschwand hinter der Tür.
Draußen zündete er sich eine Zigarette an.
"War das die richtige Entscheidung?", fragte er sich während er zum Auto lief.

Jieun lief wieder zurück zu Jaebums Zimmer und setzte sich dort auf die Couch. Sie lehnte ihren Kopf zurück und schloss die Augen. Dr Millers Worte hallten durch ihren Kopf.
Das entspricht nicht der Wahrheit, dachte sie sich. Es konnte nicht wahr sein.
Sie empfand rein gar nichts für ihn. Jieun setzte sich zu ihm und schaute auf sein Gesicht.
Rein gar nichts....oder? Vielleicht sollte sie es einfach ausprobieren.
Langsam bückte sie sich zu ihm runter.

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Broken Doll [German]Where stories live. Discover now