36. Kidnapped

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Jieun ging einen Schritt zurück und fing an zu schreien. Jemand mit einer schwarzen Maske hatte eine Waffe auf Ahjumma gerichtet.
"Du hättest auf mich hören sollen Jieun-ah.", sagte sie. Jieun versuchte wegzurennen. Sie wurde von zwei weiteren Männern gepackt und in einen schwarzen Van geworfen. Es war der perfekte Entführungsort. Jieun konnte so laut schreien wie sie wollte, doch in den Bergen würde sie niemand hören. Die Fensterscheiben des Vans waren getönt. Ihre Arme und Beine waren gefesselt. Sie versuchte sich zu wehren, doch einer der Männer drückte ihr ein Tuch ins Gesicht und sie fiel in Ohnmacht.

Das Licht brannte in ihren Augen. Sie blinzelte, um sich an das Licht zu gewöhnen.
"Sie wacht auf.", hörte sie jemanden sagen. Ihr Kopf dröhnte und ihre Sicht war leicht verschwommen. Wo war sie? Ihr wurde ein Eimer kaltes Wasser ins Gesicht geworfen und sie riss ihre Augen vor Schock weit auf. Wassertropfen liefen ihr Gesicht runter und sie versuchte die Umrisse klarer zu sehen. Allmählich wurde die Person sichtbar. Eine....Frau?! Sie schaute unsicher auf das wütende Gesicht der Frau. Wer war sie und wieso hatte sie sie entführt?
"Endlich bist du auch aufgestanden. Dein Mittagsschlaf ging mir schon auf den Sack, kleine!"
Ihr Gesicht glich das einer Puppe. Sie war eine makellose Schönheit.
"Wer bist du und was willst du von mir?", fragte Jieun fest. Sie wusste, dass sie in solchen Situationen keine Angst zeigen durfte. Das würde diese Täter nur noch mehr zu ihren Taten anstacheln. Sie versuchte sich einen Blick über die Lage zu verschaffen. Ahjumma und sie waren beide an einen Stuhl gebunden.
"Eigentlich warst du nicht Teil des Plans. Wir wollte am Anfang nur die Alte nehmen. Aber dein Auftritt kam uns gelegen. Jetzt kannst du uns zu ihm führen.", sagte die Frau und lief auf Jieun zu. Sie hob ihr Kinn an und lief Ihre Gesichtslinien entlang.
"Dieses Gesicht....du...ja, es ist perfekt.", sagte sie und grinste. Für einen Moment schien sie über etwas nachzudenken, doch dann kam ihr anscheinend ein anderer Gedanke, der sie zum Lachen brachte. Sie drückte Jieuns Gesicht zur Seite und lief kichernd zum Ausgang.
"Dich hebe ich mir zum Schluss auf. Erst muss ich die eigentliche Arbeit erledigen.", sagte sie und verschwand hinter der Stahltür.
Jieun schaute zu Ahjumma.
"Ahjumma? Alles in Ordnung?"
Sie nickte schwach. Es schien als hätte sie geweint.
"Mach dir keine Sorgen. Wir schaffen das schon."
Das war einfacher gesagt als getan. Sie schaute auf ihre Beine. Sie waren mit Isolierband an den Stuhl geklebt. Also müssten ihre Arme mit dem selben Material gefesselt sein. Sie schaute in den Raum. Er war so gut wie leer. Außer der Stahltür schien es auch keinen Ausweg zu geben. Doch erst einmal müssten sie die Fesseln loswerden.
"Jieun-ah. Ich verstehe nicht, was diese Menschen von uns wollen. Sie kamen einfach und haben mir eine Waffe an den Kopf gelegt."
Sie sah verzweifelt aus.
"Mach dir keine Sorgen Ahjumma. Wenn ich mich mit etwas auskenne, dann sind es solche Situationen. Wir werden schon rauskommen.", sagte Jieun und nickte ihr zu.
"Bist du dir sicher? Wir müssen jemanden finden, der uns..."
"Ahjumma, vertrau mir. In solchen Situationen können wir nicht darauf vertrauen, dass uns jemand rettet. Wir müssen selbst handeln, wenn wir überleben müssen. So etwas wie Helden gibt es nicht."
Genau...so etwas wie Helden gab es nicht. Deshalb...ging es immer darum, sich selbst zu retten. Das war die menschliche Natur. Sie waren alle irgendwo Egoisten. Das weckt Erinnerungen, dachte sie sich. Nicht zwangsläufig gute. Am liebsten hätte sie diese vergessen. Sie drückte ihren Kopf nach hinten, um auch die Dinge hinter ihrem Rücken zu sehen. Ein Lüftungsschacht! Das könnte ihre Rettung sein.

"Zum Glück haben die Isolierband verwendet...", murmelte sie.
Die werden mich hier nicht festhalten.
Sie wusste nicht, wie lange Ahjumma das aushalten würde. Sie könnten jetzt versuchen auszubrechen, doch die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder gefangen werden würden war zu hoch. Es war sicherer, ein paar Tage abzuwarten, um die Routine der Überwachung und die Pausen zu analysieren. Sie war sich sicher, dass sie nicht sofort umgebracht werden würden. Sie würden auch nicht lebensgefährlich verletzt werden. Soweit sie richtig gehört hatte, waren sie nur Geiseln, die jemanden anlocken sollten. Das würde ihnen einige Tage verschaffen. Andererseits waren das nur Annahmen. Sie konnten also nicht sicher sein. Abgesehen davon, könnte sie die Folter durchhalten....doch Ahjumma. Sie wusste nicht, ob Ahjumma es aushalten würde.

"Wir kommen hier raus oder? Jieun-ah?"
Sie schaute zu Ahjumma und nickte ihr mit einem beruhigenden Blick zu.
Sie hatte ihr zwar beruhigend zugenickt doch Jieun wusste etwas, dass Ahjumma nicht wusste.
Was sollte sie jetzt bloß machen? Sie musste eine Entscheidung treffen aber welche?

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Broken Doll [German]Where stories live. Discover now