Kapitel 96 - Revolution der Gedanken

1.5K 68 33
                                    

~Einen festen Freund wie Draco zu haben war wohl das Lebensziel jedes Mädchens~

Helens POV:
Wo könnte man einen Samstag schon besser verbringen, als im Krankenflügel? Genau, überall! Es gab wirklich nichts schlimmeres. Der Krankenflügel war für Helen ohnehin ein schlimmer Ort. Die kahlen, hellen Wände... Der Schmerz und die Trauer, die sich hier schon abgespielt hatten, waren förmlich zu riechen. Wie viele Menschen wohl nicht mehr lebend hier raus gekommen waren?
Dankbar kuschelte sie sich in die Decke, die Hermine ihr gerade über legte. Ihr Blick wanderte zu Draco, der teilnahmslos an eine Wand gelehnt stand und mit verschränkten Armen in der Gegend umher starrte. Er war verärgert, das war wohl nicht zu übersehen und Schuldbewusstsein machte sich in ihr breit. Wenn Hermine, Professor Miller und er nicht gekommen wären, dann wären sie erfroren oder spätestens in ein paar Tagen verhungert. Sie bemerkte, das Hermine ihrem Blick folgte. Sie beugte sich ein wenig vor und flüsterte: "Egal wie sehr er gleich an die Decke gehen wird. Im Endeffekt hat er sich nur Sorgen gemacht." Helen lächelte schwach. Das passte zu ihm. Mit einer kleinen Standpauke könnte er seine Sorge gut verdecken. Das war typisch Draco. So war er damals schon gewesen, als sie noch klein waren. Ihr Blick wanderte weiter. Isabella lächelte sie leicht an. Auf ihrem Kratzer an der Augenbraue klebte ein schickes weißes Pflaster. Sie schien glücklich zu sein. Glücklich, dass sie gerettet wurden. Doch Helen konnte sich weder freuen, noch konnte sie Isabellas positive Stimmung nachvollziehen. Müsste ihr Herz nicht eigentlich ebenfalls gebrochen sein? War es nicht sie, die sich in Bruno verliebt hatte? Wie konnte ihr dieser Kuss so wenig ausmachen?
Helen wusste, dass Brian und ihr Bruder in zwei Krankenbetten nebeneinander lagen, doch sie wagte es trotz riesiger Neugierde nicht hinzusehen.
Hielten sie gerade Händchen? Sahen sie sich tief in die Augen? Oder lagen sie einfach ruhig nebeneinander, ohne irgendetwas zu sagen oder zu tun?
"Ganz egal wo ihr vier gesteckt habt; ihr bleibt solange hier und wärmt euch auf, bis es euch besser geht. Dann könnt ihr gehen", verkündete Madame Pomfrey und wandte sich dann Hermine zu. "Miss Granger? Halten sie ein Auge auf die vier." Helen beobachtete, wie ihre Patin pflichtbewusst nickte, während Pomfrey den Raum verließ. Schon in dem Moment, in der die Tür ins Schloss fiel schien Draco aus seiner Starre zu erwachen. Mit schnellen, energischen Schritten kam er auf Helens Bett zu und baute sich vor ihr auf. Seine Augen schienen förmlich Funken zu sprühen und Helen musste schlucken. Die Art und Weise, wie er dort stand, war ziemlich bedrohlich... doch der Draco den sie so lieb hatte war zurück und deshalb wusste sie, dass sie keine Angst haben müsste. Draco würde ihr nie etwas tun.
"Was soll der Scheiß?", rief er und Helen konnte Isabella am anderen Ende des Raumes zusammenzucken sehen. "Hast du ne Ahnung wie gefährlich das war?", meinte er in einem etwas ruhigeren Ton doch noch immer zitterte seine Stimme vor Wut. "Schlimm genug dass ihr das alleine durchgezogen habt, aber wieso, bei Merlins Bart, habt ihr niemandem Bescheid gesagt? Ich versteh schon, dass du es mir nicht erzählen willst, Helen, aber wenigstens Granger!" Helen sah weg. Wenn sie so darüber nachdachte, war das wirklich das dümmste gewesen, was sie hätte tun können. Je länger Draco sprach, desto besorgter und enttäuschter klang er. "Wenn ich nicht die schlauste Freundin auf diesem Planeten hätte, dann wärt ihr alle vier gestorben." Sofort musste Helen grinsen. Auch wenn dafür wohl gerade nicht der beste Moment war; die Art und Weise wie er über Hermine sprach war einfach nur wundervoll. Einen Freund wie Draco zu haben war wohl das Lebensziel eines jeden Mädchens.
"Das ist nicht lustig, Helen!", blaffte Draco nun und Helen sah schuldbewusst auf. Die Entrüstung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
"Denn während du auf eine Leichtsinnige Aktion gegangen bist, hab ich mir verdammte Sorgen um dich gemacht", meinte er leise, bevor er sich umdrehte und davon eilte. Helen sah lange auf den Fleck, wo er verschwunden war. Und in diesem Moment versprach sie Draco und sich selbst auch, dass sie irgendwann im hohen Alter sterben würde und nicht durch irgendein Abenteuer. Und am Ende würde sie die jenige sein, die um Draco trauern würde, wenn er als alter Mann versterben würde, während sie selbst noch hier unten verweilte.

I hate you.  (Draco & Hermine) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt