Kapitel 7 - Die Paten

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~Das waren diese Momente, die man nie vergessen würde, an die man sich noch erinnerte, wenn man mal alt und grau in einem Schaukelstuhl sitzen würde und über das Leben nachdachte.~

Hermines POV:
Hermine lief unruhig durch den Gemeinschaftsraum, während Ginny versuchte sie zu beruhigen. "Ich sag ja wir hätten es ihr nicht sagen sollen!", schimpfte Ron und warf seiner Schwester und Harry finstere Blicke zu. Hermine verdrehte die Augen über den einwand ihres Freundes und dachte angestrengt nach. Natürlich war es richtig gewesen, sif zu informieren. Es ging sie ja auch irgendwie etwas an. Helen war in Gefahr, vielleicht nicht so groß wie sie damals, als sie jedes Jahr fast gestorben wären, aber es würde ihr auf jeden Fall schaden, so viel stand fest. Hermine wusste, dass sie sich nicht so viele Sorgen um eine Malfoy machen sollte, aber immerhin konnte die kleine Blondine ja nichts für ihre Abstammung. Niemand konnte etwas dafür, woher oder aus welchem Umfeld er kam und es war einfach nicht fair, Menschen nur darauf zu reduzieren oder nur ihr Hogwarts Haus zu beachten und zu klassifizieren. Auch wenn das Haus viel über jemanden aussagte, reduziert werden konnte man darauf nicht. Es gab auch feige Gryffindors wie Peter Pettigrew und nette Slytherins wie Slughorn. Aber Helen war eine Gryffindor und alleine das reichte schon als Grund, um sie zu beschützen vor was auch immer kommen möge. Das Hogwarts Haus war eine Art Familie und es war eine unausgesprochene Pflicht sich zu unterstützen und in Notlagen zu helfen. Zusätzlich waren Crabbe und Zabini unberechenbar und keiner legte sich gerne mit ihnen an. Sie waren klug in Pläne aushecken, auch wenn man es Crabbe absolut nicht ansah. Hermine stockte kurz. Ob Draco wohl mit ihnen unter einer Decke steckte? Könnte er sich wirklich gegen seine eigene Familie stellen, nur, weil Helen im falschen Haus gelandet war? "Was können wir tun um ihr zu helfen?", dachte Hermine laut, während sie noch immer auf und ab lief. "Garnichts", mischte sich Harry erneut in das Gespräch ein. Er war aus dem Sessel aufgestanden und kam zwei Schritte auf Hermine zu. Diese vergaß weiter herum zu laufen. "Sie kann nichts dafür dass sie...", setzte sie zur erneuten Verteidigung ihres Standpunktes über das Malfoy-Abstammen an, doch Harry unterbrach sie. "Es geht nicht darum, dass sie eine Malfoy ist", begann er. "Hermine, überleg doch mal. Crabbe und Zabini werden sie schon nicht töten. Wir drei", er zeigte nacheinander auf Hermine, Ron und ihn selbst, "haben auch so einige Herausforderungen, Angriffe und Beleidigungen überstanden und ich denke, es hat uns gut getan und zu denen gemacht, die wir heute sind. Da muss jetzt auch Helen durch, wie jeder andere auch und ich denke, es wird auch ihr im Nachhinein gut tun." Hermine musste zugeben, dass Harry nicht gerade Unrecht hatte, auch wenn ihr diese Tatsache nicht wirklich gefiel. Dennoch gab es einen Haken an der Sache. "Sie wird es aber schwerer haben, weil ihr Name von Menschen wie... Lucius beschmutzt wurde." Zuerst hatte sie Draco sagen wollen, doch irgendwie war ihr nicht wohl bei dem Gedanken gewesen, ihn als Beispiel für die böse Magie dieser Familie zu nehmen. Weshalb wusste sie nicht so genau. Ob es seine teilweise netten Worte vorhin gewesen waren? Diesen Gedanken verwarf sie jedoch schnell wieder. Malfoy ist nicht nett! Er hat mich schon wieder beleidigt und er wird es leider immer tun.
Ron zuckte mit den Schultern. "Und wenn schon. Wir hatten es auch schwerer. Du, weil du muggelstämmig bist. Ich, weil meine Familie nicht so viel Geld hat und Harry weil er der Auserwählte war." Hermine musste sich eingestehen dass er Recht hatte. Dennoch wurde sie dieses ungutes Gefühl in der Magengegend nicht los. Die vier Freunde redeten alle noch eine Weile, während das Feuer langsam vor ihnen herunterbrannte, bevor sie sich letztendlich in ihre Schlafräume zurück zogen.

Ein Klopfen weckte Hermine. Sie sah sich um, doch Ginny schlief noch. Es klopfte erneut. "Ginny? Hermine? Seid ihr wach?" Es war Neville. Schlagartig fiel ihr ein, dass sie ja mit ihm hatte reden wollen. Sie sprang aus dem Bett und öffnete müde und nur mit einem Nachthemd bekleidet die Tür. "Neville! Was ist los? Sind wir zu spät?" Ihr Blick wanderte durchs Zimmer, auf der Suche nach einer Uhr. Neville grinste. "Nein, keine Sorge. MC Gonagall schickt mich..." setzte er an, doch Hermine unterbrach ihn. "Ich habe dir noch gar nicht gratuliert, herzlichen Glückwunsch zum Vertrauensschüler!", strahlte sie. Neville strahlte ebenfalls und der Stolz auf diesen Titel war ihm ganz eindeutig anzusehen. "Danke Hermine, wirklich! Ehhm.. jedenfalls ist heute in den ersten beide Stunden für alle 1.- und 7.Klässler ein Treffen in der großen Halle." Mit einem bedauerndem Seitenblick auf ihren Stundenplan, in dem Astronomie in den ersten beiden Stunden vorgesehen war, nickte Hermine. "Gut, wir werden da sein", stimmte sie zu und schloss die Tür, während Neville seinen Rundgang forsetzte. Hermine rüttelte an Ginnys Schultern. "Ginny. Ginny! Hey du alte Schlafmütze, aufstehen!", lachte sie und zog ihrer Freundin die Bettdecke weg. Diese kniff grummelnd die Augen zusammen. "Hermine! Deine gute Laune morgens ist echt fürchterlich", knurrte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Während sich Hermine umzog, schoss ihr der Gedanke vom Vortag erneut durch den Kopf und wollte sie irgendwie nicht mehr loslassen. "Du Ginny?" "Hhm?", kam es als Antwort. "Denkst du, Draco weiß, dass Crabbe und Zabini etwas gegen Helen planen?" Ginny seufzte und setzte sich auf. "Hermine. Bitte mach dir nicht so viele Sorgen! Sie ist ein taffes Mädchen und außerdem geht es dich sowieso nichts an. Lass es besser auf sich beruhen, bevor du auch in Schwierigkeiten gerätst." Hermine verdrückte sich eine Antwort, es hatte gerade sowieso keinen Sinn zu diskutieren. Irgendwie war Helen Malfoy unter ihren Freunden wie zu einem Tabu-Thema geworden, aber da war das letzte Wort noch nicht gesprochen! Sie warf einen Blick in den Spiegel und stellte überrascht fest, dass tatsächlich alle weggeätzten, roten Hautstellen wieder normal aussahen und nichts auf ihren gestrigen Unfall schließen ließ. Prüfend betrachtete sie ihre Hand - ebenfalls kein Unterschied zu vorher. "Madame Pomfrey ist wirklich klasse!", rief Hermine begeistert aus und Ginny nickte zustimmend. Sie betrachtete ihr Outfit im Spiegel. Hermine hatte sich für einen schwarzen Rock und eine kurzärmlige, weiße Bluse entschieden, um die sie nun ihre Hauskrawatte band. Zusätzlich trug sie passende Turnschuhe und kurze weiße Socken. Nur noch die Haare kämmen... fertig! "Treffen wir uns wieder beim Frühstück?", rief sie Ginny zu. Diese nickte nur verschlafen und ließ sich zurück in ihr Bett fallen. Lachend trabte Hermine in den Gemeinschaftsraum. Zu ihrer Überraschung stand dort bereits Ron. Er grinste, als er sie sah. "Gut siehst du aus!", bemerkte er zur Begrüßung und Hermine drehte sich einmal um die eigene Achse, sodass ihr Rock um sie herum flatterte. "Gut geschlafen?", fragten sie gleichzeitig und Hermine musste lachen. Er nahm ihre Hände in seine, die doch so viel größer waren ihre eigenen, und zog sie etwas näher an sich heran, nur, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben. Hermine musste lächeln. "Womit hab ich alter Glückspilz dich bloß verdient", flüsterte Ron und lachte. "Das ist ja wirklich rührend", kam Harrys Stimme dazu, "aber könnte sich das Traumpaar mal lösen, damit wir heute noch Frühstücken können?" Alle drei sahen sich an und wie auf ein stummes Kommanda, fingen sie an zu lachen. Das waren diese Momente, die man nie vergessen würde, an die man sich noch erinnern würde, wenn man mal alt und grau in einem Schaukelstuhl sitzen würde und über das Leben nachdachte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in die große Halle. "Was denkt ihr, was MC Gonagall von uns möchte?", sprach Harry aus was, wie Hermine vermutete, sie alle beschäftigte. Ron zuckte mit den Schultern und auch sie selbst war ratlos. "Vielleicht...", setzte Hermine vorsichtig an doch Harry brachte sie seufzend zum Schweigen. "Nein Hermine, es geht bestimmt nicht um Helen Malfoy", erwiderte er laut, offensichtlich genervt von den ständig wiederkehrenden Diskusionen. "Es dreht sich nicht alles nur um sie, wie du vielleicht noch nicht bemerkt hast!" Hermine betrachtete ihre Füße. Sie wusste doch selbst nicht, weshalb sich ihre Gedanken immer in Richtung Malfoy richteten. Was war es, was ihre Aufmerksamkeit immer dorthin zog? Und, was noch viel wichtiger war; waren ihre Gedankengänge gerechtfertigt?

Eine Weile später saßen alle 1.- und 7.Klässler in der großen Halle und sahen erwartungsvoll zu Professor MC Gonagall hoch. Ja, es schien wirklich niemand so wirklich zu wissen, was auf sie zukam. Diese wartete geduldig und mit ihrem typisch strengen Blick, bis vollkommene Ruhe einkehrte. Sie war die Einzige anwesende Lehrerin und Hermine war fasziniert, dass ihr alle ohne Gegenwehr 'gehorchten'. "Ich möchte eine neue Tradition in Hogwarts einrichten", setzte die Schulleiterin an. Gemurmel machte sich breit. Hermine sah, dass Harry die Hände zu Fäusten geballt hatte. "Harry, beruhig dich", murmelte Ginny. Hermine konnte seinen Ärger nachvollziehen. Sie mochte die Schule ebenfalls so wie sie war und ohne irgendwelche neuen Regeln und Traditionen. Neuerungen, würden Hogwarts verändern und es somit nicht mehr zu dem Ort machen, der ihnen allen ein Zuhause war. Plötzlich beugte sich Neville zu ihnen rüber. "Ist ne echt gute Idee", flüsterte er und zwinkerte aufmunternd. Als es wieder ruhig wurde fuhr MC Gonagall fort: "Ich möchte dass jeder 1.Klässler einen 7.Klässler als Paten bekommt", verkündete sie. "Jeder 7.Klässler darf sich freiwillig melden, mit Ausnahme der Vertrauensschülern. Die Aufgabe der Paten besteht darin den 1.Klässlern bei Problemen zu helfen und ihnen ein offenes Ohr zu schenken, wenn immer sie danach streben", erklärte MC Gonagall. "Ich rufe jetzt immer den Namen eines 1.Klässlers auf und alle seine Hauskameraden dürfen sich für ihn als Pate melden. Am Ende ist es der 1.Klässler, der sich seinen Paten aussucht." Erneut machte sich ein Lärm breit. "Meldet ihr euch?", wollte Ron wissen. Harry schüttelte den Kopf. "Ich will mich lieber auf mich selbst konzentrieren", erklärte er knapp. Ginny hingegen war absolut Feuer und Flamme. Sie schien es gar nicht abwarten zu können, endlich Pate zu werden. Ron schien ebenfalls begeistert von der Idee zu sein, doch Hermine war sich nicht sicher. Sie hätte schon Lust Pate zu sein, aber sie wollte sich dieses Jahr besonders in der Schule reinhängen und sah so keine Chance auf eine Patenschaft. MC Gonagall begann erneut die Namen auf ihrer Liste vorzulesen, einer nach dem anderen, wie sie es bereits bei der Hauseinteilung getan hatte, nur diesmal nahm sie ebenfalls den Blutstatus in ihre Kurzvorstellung mit auf. Weshalb, das konnte sich Hermine nicht erklären. Vielleicht, damit kein muggelstämmiger zu einem Schlammbluthasser kam? Einer nach dem anderen bekam einen Paten zugeteilt und das strahlende Lächeln der jungen Hexen und Zauberer war einfach rührend. Hermine zählte sieben Gryffindor 1.Klässler und sie seufzte. Es waren echt nicht viele Schüler dieses Jahr in Hogwarts. Viele Hexen und Zauberer hatten beschlossen sich erstmal von dem Krieg zu erholen und ihre Kinder nicht nach Hogwarts zu schicken. Zusätzlich waren viele weitere bei der Schlacht um Hogwarts gefallen.
Die erste Gryffindor Schülerin war Alice Carter, der Seamus als Pate zugeordnet wurde. Hermine musste bei Ginnys enttäuschtem Gesichtsausdruck grinsen. "Angel Brown, Reinblut, Gryffindor", erschallte Professor MC Gonagalls klare Stimme. Das Mädchen mit den gold braunen Locken, dass Hermine bereits bei der Hauseinteilung aufgefallen war, erhob sich. Erst jetzt wurde ihr mit Schrecken klar, wie ähnlich sie Lavender Brown sah und sie wechselte einen schnellen Blick mit Ron. Auch wenn sie, seit sie mit Ron zusammen gewesen war, immer eifersüchtig auf Lavender gewesen war, hatte sie ihren Tod in der Schlacht um Hogwarts zutiefst bedauert. "Ist sie mit Lavender verwand?", wollte sie von Ron wissen. "Denk schon", antwortete dieser knapp. Hermine wusste, dass Ron nicht gerne auf seine Ex-Freundin angesprochen wurde. Es erfüllte sie wirklich mit stolz, sich seine Freundin nennen zu dürfen.
Angel wählte Ginny als Patin, die danach natürlich wie ein Honigkuchenpferd strahlte. Ansonsten passte Hermine bei der 'Zeremonie' nicht wirklich auf. Immer wenn es um einen Gryffindor Schüler ging, dann natürlich. Aber ansonsten drifteten ihre Gedanken ab und blieben irgendwie immer bei den Malfoys hängen. Sie bekam mit, dass Ron der Pate von einem muggelstämmigen, blond gelockten Jungen mit dem Namen Jake Smith wurde. Außerdem stellte sie unter Schrecken fest, dass Blaise Zabini ebenfalls Pate wurde, genauso wie Pansy Parkinson. Die armen 1.Klässler... Doch bevor sie sich noch weiter darüber aufregen konnte, wurde es spannend. "Helen Malfoy!", rief Professor MC Gonagall und die blonde Hexe richtete sich auf. Hermine konnte in ihren Gesicht Nervösität sehen und sie begann ihr die Daumen zu drücken. Professor MC Gonagall verkündete: "Helen Malfoy, Gryffindor, Halbblut."

I hate you.  (Draco & Hermine) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt