Kapitel 77 - In ewiger Liebe

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~Dachte sie wirklich, das machte irgendetwas besser?~

Dracos POV:
Draco konnte nicht glauben, was er da hörte. Auch wenn er nicht verstanden hatte weshalb Granger mit ihm Schluss machte, sie hatte es getan. Er konnte nichts anderes als ihr hübsches Gesicht anzustarren. Leicht schüttelte er den Kopf. "Granger... d..du bist gerade ziemlich aufgewühlt und das kann ich voll verstehen, aber..." "Nichts aber", unterbrach sie ihn mit bebender Stimme. Trauer, gemischt mit Wut brodelte in ihm hoch. Er wollte dagegen ankämpfen, doch es kochte einfach alles über. "Ich hätte es gleich wissen müssen, als ich George und dich zusammen gesehen habe", zischte er, bevor er sich umdrehte und aus der Tür eilte. Er hoffte, dass Granger ihm hinterher rief, doch außer ihrem herzzerreißendem Schluchzen blieb sie ruhig. Unregelmäßig atmend lehnte sich Draco gegen die Wand. Tränen verschwommen seine Sicht. Warum? Er gab einen wilden Schrei von sich und schlug mit der Faust gegen die Wand, was mit einem stechenden Schmerz in seinen Fingerknochen bezahlt wurde. Langsam sank er hinunter. Er fühlte sich schrecklich. Dass er Granger etwas mit George vorgeworfen hatte zerriss ihm beinahe. Es war so unfair gewesen, ihr das vorzuwerfen, es ging er schlecht genug, doch seine Gefühle waren einfach übergekocht. Natürlich glaubte er das nicht, aber er hatte ihr wehtun wollen, so wie sie es gerade bei ihm getan hatte. Draco war am Ende. Er hasste seinen Vater, er hasste ihn so sehr. Wie konnte er das tun? Wie konnte er seinen Mädchen so sehr wehtun? Ach nein, Granger ist nicht mehr mein Mädchen... Er hatte Granger verloren. Seine Granger... Er wollte zurück gehen, sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gut würde. Aber es war nichts gut. Sie würde ihn nur wieder wegschicken. Ihre Eltern waren tot, kaltblütig ermordet von seinem Vater. Er hatte alles zerstört. Ich hasse ihn!! Einen weiteren Moment verharrte er dort und kämpfte gegen seine Tränen. Draco du bist ein Mann, keine Memme! Hör auf zu flennen. Doch er schaffte es einfach nicht auf sich selbst zu hören. Granger sollte sein peinliches Rumgeheule nicht mitbekommen. Sie hatte gerade ihre Eltern verloren, das war ja wohl bei weitem schlimmer. Er wollte sich garnicht vorstellen, wie es für ihn wäre seine Mutter zu verlieren. Und seinem Vater.. ja, dem wünschte er den Tod. Der verdammte Bastard hatte es verdient zu sterben. Draco machte einen abfälligen Laut. Klar, jetzt konnte er das so einfach sagen, aber wenn es einmal so weit wäre, dann würde auch er trauern. Lucius war sein Vater und das würde er auch immer bleiben. Familie zu verlieren war immer schwer, egal unter welchen Umständen. Trotzdem änderte diese Tatsache nichts daran, dass er seinen Tod verdient hatte. Und wie er das tat!

Hermines PPV:
Wie ferngesteuert ging Hermine durch die Flure. Jedes Gespräch verstummte, sobald sie an den herumstehenden Schülern vorbei ging. Unsicher sah sie umher. Das leise Getuschel und die mitleidigen Blicke brachten sie beinahe um. Natürlich hatte die ganze Schule innerhalb weniger Stunden davon Wind bekommen. Hermine wollte nichts lieber, als sich in ihrem Schlafsaal einzusperren aber stattdessen musste sie diese Blicke ertragen, diese elendige Aufmerksamkeit. Man könnte fast meinen, sie hätten ewig nichts gehabt, worüber sie sich das Maul zerreißen konnten. "Meine Patin Pansy hat mir erzählt, dass Draco und diese Hermine nicht mehr zusammen sind", flüsterte die Slytherin Schülerin Brooklyn Whitmore, währene sie sich eine hellweiße Strähne hinters Ohr strich. Hermine schluckte schwer, während sie gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfte. Hermine senkte den Blick und beschleunigte ihren Schritt. Sie verdrängte die anderen, so gut es eben möglich war.
Endlich erreichte sie den Gryffindor Gemeinschaftsraum. Sogar die fette Dame verlangte kein Passwort. Sie sah traurig zu Boden und öffnete einfach die Tür, was eine unglaubliche Wut in ihr auslöste. Warum konnten sich nicht einfach alle komplett normal verhalten? Dachten sie wirklich, das machte irgendetwas besser? Nein, machte es nicht! Im Gegenteil. Jeder Kommentar, jeder Blick erinnerte Hermine erneut an das Geschehene. Sie wollte Ruhe, normal behandelt werden und alleine sein. War das zu viel verlangt? Ja, war es. Im Gemeinschaftsraum warteten bereits Harry, Ron und Ginny auf sie. Sofort sprang Ginny auf, doch Hermine würdigte sie keines Blickes. Sie wollte kein "Es Tut mir Leid" oder "Kann ich irgendetwas tun?" hören. Das machte ihre Eltern auch nicht wieder lebendig. Wortlos rannte sie die Treppe hinauf und ließ die Tür ihres Schlafsaales energisch ins Schloss fallen. Die Mischung aus Wut und unsäglicher Trauer machten sie fertig. Sie wollte einfach nur bei jemandem sein, der ihr zuhörte, egal was sie auch sagen würde. An dessen Schulter sie sich ausheulen könnte. Sie wollte bei jemandem sein, der sie zu nichts drängte, der nicht von ihr verlangte darüber zu reden. Und vorallem brauchte sie jemanden, der ihr kein Mitleid schenkte. Sie war drauf und dran, Draco zu suchen und sich nie wieder aus seinem Arm zu lösen, nie wieder seine Wärme zu missen und nie wieder seinen Geruch aus der Nase zu verlieren. Doch es war vorbei. Und ihr Verstand sagte ihr, dass es richtig so war, wobei ihr Herz verblutete. Mit aufgequollenen Augen ließ sie sich auf ihr Bett fallen und starrte an die weiße Decke. Schon bald überwältigte sie eine riesige Müdigkeit und ihre Augen klappten langsam zu. Hätte nie gedacht dass weinen so anstrengend wäre...

Hermine fiel in einen tiefen, dunklen und vorallem traumlosen Schlaf, voller Kälte, Angst und Trauer.

Am nächsten Tag zog es Hermine vor nicht zum Unterricht zu gehen. Glücklicherweise sprach sie Ginny nicht auf das neue Tabu-Thema an. Das konnte sie wirklich nicht gebrauchen. Sie wollte es verdrängen, so gut es nunmal eben ging. Heute war Dienstag also Quidditch-Training für Ron, Ginny und Harry. Und das war auch gut so. Nach dem sie eine Nacht über das Geschehene geschlafen hatte, begann sie es langsam so richtig zu begreifen. Ihre Eltern waren tot. Für immer. Und sie hatte sich nicht einmal verabschieden können. Nachdem Hermine sich während der Unterrichtszeit in die Küche geschlichen hatte um etwas zu essen, ohne direkt von allen Seiten bemitleidet zu werden, machte sie es sich auf ihrem Bett bequem. Sie nahm eine Rolle Pergament, ihre Lieblingsschreibfeder und ihr Tintenfass zur Hand. Es mochte altmodisch klingen, doch Hermine wollte einen Brief an ihre Eltern schreiben. Schließlich würde es eine Beerdigung geben und ihr kleiner Brief sollte mit ihnen in die Erde gelassen werden. Um die Beerdigung musste sie sich auch noch kümmern... sie hatte keine anderen Verwandten mehr, alles musste sie organisieren. Nur wann? Sie musste sich doch um die Schule kümmern und gleichzeitig fürchtete sie immer, dass es einen weiteren Angriff geben würde. Sie hatte da so ein ganz übles Gefühl. Hermine seufzte und versuchte all die tristen Gedanken loszuwerden, um sich ihre Gefühle von der Seele schreiben zu können.

Liebe Mum, Lieber Dad.
Es tut mir Leid. Alles tut mir Leid. Ich hätte viel öfter zuhause sein müssen, hätte euch viel öfter besuchen sollen. Doch ich hab es aufgeschoben. Habe mir immer gesagt das mach ich einfach nächste Woche. Es tut mir leid, dass ich nicht die Tochter war, die ihr verdient habt. Ich bereue jede vergeudete Sekunde. Jede einzige.
Ihr seid wegen mir gestorben, wegen Draco und mir und das zerbricht mir das Herz. Ihr hattet das nicht verdient.
Ich hoffe ihr seid jetzt an einem besseren Ort und ich bete dafür, dass ihr mich nicht vergesst. Ich vermisse euch so sehr! Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen, ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder.
Ich liebe euch, das hab ich immer getan.
In ewiger Liebe
Eure Hermine

Hermine ließ die Feder sinken. Tränen hatten sich in ihren Augen gesammelt. So viel hatte sie noch nie in ihrem Leben geheult. Langsam fing es an, dass sie sich leer, fast schon wie ausgekotzt, fühlte. Plötzlich klopfte es an der Tür und Hermine schreckte hoch. Schnell wischte sie sich die Tränen weg und schob das Pergament unter ihr kopfkissen. Sie weinte nicht gerne vor anderen. "Ja?", meinte sie und unterdrückte das leichte zittern in ihrer Stimme. Langsam öffnete sich die Tür und Harry schob sich hinein. Hermine starrte ihn verwirrt an. "Hast du kein Training?", wollte sie verblüfft wissen. Harry zuckte gleichgültig mit den Schulter und setzte sich neben sie. "Du gehst vor." Schnell schüttelte Hermine den Kopf. "Nein nein! Geh schon, ich komme klar", meinte sie hastig und schenkte ihrem besten Freund ein gezwungenes Lächeln. Harrys anklagender Blick schien sie zu durchbohren und sofort schwand das aufgesetzte Lächeln aus ihrem Gesicht. "Hermine, hör auf alle Leute von dir wegzustoßen, die dir helfen wollen", meinte er ruhig. "Ich brauche keine Hilfe", murmelte sie und starrte auf ihre Hände. Unruhig spielte sie mit ihren Fingern. In welche Richtung würde dieses Gespräch wohl gehen? "Hermine hör auf damit!", meinte Harry energisch und rüttelte leicht an ihrer Schulter. "Hör auf das in dich hinein zu fressen, das geht nicht gut. Nimm dir die Zeit die du brauchst, aber schotte dich nicht ab. Irgendwann musst du darüber reden." Hermine schwieg. Mochte sein, dass er recht hatte, aber nicht jetzt. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht mit Harry. Noch nicht. Vorsichtig legte Harry seine Arme um sie und Hermine lehnte ihren Kopf dankbar an seine Schulter. "Eine geliebte Person zu verlieren ist nie einfach, Hermine. Ich denke mal das wissen wir alle nur zu gut. Aber du darfst dir nicht die Schuld geben." Hermine seufzte und eine Träne kullerte ihre Wange hinunter. Sie hätte so viel dazu zu sagen, aber Harry würde das wohl kaum verstehen. Keiner könnte das, außer vielleicht Draco oder Narcissa. "Danke Harry", flüsterte sie mit brüchiger Stimme.
"Dafür sind Freunde da."

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Eine gaaaanz kleine Frage an euch: Wollt ihr gerne größenteils aus Hermines Sicht oder findet ihr es ganz gut so, wenn es auch öfters mal etwas aus Dracos, Helens, Brunos und Lucius' Sicht geschrieben ist?

Habt einen gaaanz schönen Tag, morgen ist schließlich schon Freitaaaag😍🤗😄

I hate you.  (Draco & Hermine) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt