Kapitel 83 - Der erste Schritt zur Besserung

1.8K 77 13
                                    

~Wie schaffte er es, immer im richtigen Momemt da zu sein??~

Hermines POV:
Wie jeden morgen, wachte Hermine mit dieser Leere auf. Ihre Gedanken waren leer, ihr Herz war leer und sie fühlte nichts. Der traumlose Schlaf zog an ihr vorbei und sie rieb sich über die Augen. Das Bett neben ihr war leer, wie jeden Morgen. Auf ihrem Nachttisch stand das Bild ihrer Eltern und sie gab ihnen einen Kuss, wie jeden Morgen. Seufzend richtete sie sich auf und blinzelte durch die Sonne, die schwach durchs Fenster schien und den Schnee draußen zum schmilzen brachte. Welchen Tag haben wir heute? Wie viel Uhr mag es wohl sein? Samstag. Es war Wochenende. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf Hermines Gesicht. Nicht, dass es einen Unterschied für sie machte. Zur Schule gegangen wäre sie eh nicht, dafür war sie noch nicht bereit. Die Blicke taten noch zu sehr weh. Für sie änderte sich nichts... aber für Draco. Er war den ganzen Tag da, was dann wiederrum doch etwas für sie änderte.
Die letzten paar Tage hatte sie an ihm geklebt wie eine Klette. Sie hatte es einfach gebraucht bei ihm zu sein. Wenn immer er sie in seinen Armen hielt konnte sie den immernoch so sehr schmerzenden Verlust gut ausblenden. Seine liebevollen Küsse machten sie glücklich und die Tatsache, dass auch ohne Worte alles zwischen ihnen gesagt war, machte einfach alles perfekt. Sicherlich musste ihn ihre Anhänglichkeit nerven, doch er beschwerte sich nicht. Noch nicht. Er hielt ihre Stimmungsschwankungen aus. Er war perfekt.
Eilig zog sich Hermine seinen Slytherin Pullover und eine enge schwarze Leggings an. Sie betrachtete sich unzufrieden. Ihre Haare waren struppig und sie band sie kurzerhand zu einem hohen Dutt zusammen. Unsicher strich sie sich über die Wangenknochen, die erstaunlich sichtbar waren. Wann war sie so dünn geworden? Ratlos zuckte sie mit Schultern. War ja auch egal. Schlecht sah es nicht aus. Ich werd einfach Draco suchen gehen!

Gesagt getan. Etwa 10 Minuten später klopfte sie an Dracos Zimmertür. Ein genervtes Stöhnen war zu hören und Hermine schreckte kurz zurück. Sie musste eindeutig etwas weniger Zeit mit ihm verbringen. Ihre Freunde waren schließlich auch noch da, obwohl Hermine sie größenteils ignorierte. "Herein", rief Draco energisch und Hermine drehte langsam den Türknauf. Leise schob sie sich hinein und schloss die Tür. "Hey", murmelte sie und lächelte unsicher. Draco zog sie zur Begrüßung in eine lange Umarmung. "Gut geschlafen?", sprach er in ihre Haare. Hermine kicherte leicht, schüttelte jedoch den Kopf. "Wie immer." Draco nickte bloß wissend und gab sie frei. Langsam setzte er sich auf die Bettkante seines breiten Bettes und bedeutete Hermine, neben ihm Platz zu nehmen. Zögernd tat sie, wie ihr 'befohlen'. Draco nahm ihre Hände in seine. Sie waren warm, ganz im Gegenteil zu ihren eigenen. "Du Granger... I..ich glaube.. wir müssen mal reden", druckste er herum. Hermine schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Das hieß nichts Gutes. Draco sah sie nicht an und Panik stieg in Hermine an. "Du kannst mir alles sagen, Draco!", hauchte sie und spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen. Eigentlich wollte sie garnicht weinen, aber sie war einfach viel zu emotional zur Zeit. Draco seufzte und sah ihr dann direkt in die Augen. "Wir sollten uns nicht mehr so oft sehen", meinte er mit fester Stimme. Schlagartig war es, als würde ein rotes Tuch vor Hermines Augen gespannt, was ihr die Sicht benebelte und sie nicht mehr klar denken ließ. Wutanfall. Scheiß Stimmungsschwankungen. Schlagartig zog sie ihre Hände weg und sprang auf. "Sag doch einfach dass du nichts mehr von mir willst. Dass ich dir nicht mehr gut genug bin. Mach doch gleich mit mir Schluss und spiel mir nicht vor, dass alles gut wäre!", kreischte sie und ein Schluchzen stieg aus ihrer Kehle aus. Seufzend stand Draco auf. Mitgefühl lag in seinen Augen und er kam besänftigend auf sie zu. Doch selbst seine verständnissvolle Art konnte ihren Wutschleier nicht durchdringen. "Granger ich meinte doch nur...", begann er, doch Hermine wollte ihm nicht zuhören. Ohne ein weiteres Wort stürmte sie hinaus. Ihre Füße trugen sie durch den Slytherin Gemeinschaftsraum, wo Pansys zufriedener Blick ihre Wut nur noch mehr bestärkte, quer durch das ganze Schloss, durch die Ländereien und bis hin nach Hogsmeade.
Am Ende fand sie sich alleine im drei Besen vor ihrem Butterbier sitzend. Ihre Tränen waren längst getrocknet, ihre Wut schon lange verzogen. Schlechtes Gewissen plagte sie so unglaublich dolle. Am liebsten wollte sie nie wieder nach Hogwarts zurück, nie wieder Draco in die Augen sehen. Sie war so ungerecht gewesen! Er war doch so toll, so verständnisvoll... und was machte sie? Sie ließ sich von ihren verdammten Stimmungsschwankungen leiten. Sie musste dagegen ankämpfen, so wie Draco es tat. Zutiefst am Boden zerstört nahm Hermine einen großen Schluck von ihrem Butterbier. Sie war so eine schlechte Freundin! Wie konnte Draco sie überhaupt lieben? Er war zu gut für sie!
Gerade als sich erneut Tränen in ihren Augen zu bemerken machten, öffnete sich die Tür und er kam herein. Das konnte doch nicht wahr sein! Wie schaffte er es, immer im richtigen Moment da zu sein?? Ohne irgendetwas zu sagen, ohne einen Vorwurf, ohne irgendeine Frage setzte er sich auf die Holzbank dicht neben sie und nahm sie wortlos in den Arm. Hermine schloss die Augen und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. Er tat so viel für sie! Hermine musste ihm dringend etwas zurück geben. Irgendwann.

Dracos POV:
Es dauerte seine Zeit, bis sie aufgehört hatte zu weinen. Er musste einfach das Gespräch suchen. Er wollte das zwischen ihnen klären. Jetzt! Draco war nicht sauer auf sie, das könnte er nie. Ihnen beiden ging es ganz und gar nicht gut, doch Granger brauchte nicht wissen, dass sie nicht die einzige war. Dass es ihr gut ging war wichtiger. Sie hatte Schlimmeres erlebt. Sie mussten beide zusammen halten und Draco musste ihr Zeit geben und dann würde es bergauf für sie gehen. "Nach der Beerdigung wird es dir leichter fallen", versprach er einfühlsam. Sie sagte nichts, dennoch half es ihr, das konnte Draco einfach sehen. Irgendwann traute er sich auszusprechen, was ihm auf dem Herzen lag. "Granger... ich meinte eben nur, dass wir nicht jede freie Sekunde miteinander verbringen. Gerne können wir uns jeden Tag sehen, ich will auch keinen Tag ohne dich, wenn ich ehrlich bin", gestand er und lachte nervös, während er sich am Hinterkopf kratzte. Granger nickte verständnissvoll. "Ach ich weiß doch und ich werd mir beste Mühe geben!", meinte sie schnell, doch Draco schüttelte leicht den Kopf und legte seine Hand an ihre Wange. "Wenn du das brauchst, dann sehen wir uns öfter. Aber ich denke wenn wir uns zu oft sehen..." "... schadet das unserer Beziehung", beendete sie seinen Satz und beide mussten grinsen. Draco zog sie näher an sich heran und küsste sie zärtlich auf den Mund. Sofort durchströmte ein Glücksgefühl seinen ganzen Körper und er konnte nicht anders, als gegen ihre Lippen zu lächeln. Granger... was machst du bloß mit mir?? Ganz einfach. Sie machte ihn glücklich und schenkte ihm bedingungslose Liebe. Er wollte sie nicht mehr loslassen. Nein, er wollte sie in seinem Arm halten und auf sie aufpassen. Sie brauchte ihn und er brauchte sie. Wir sind perfekt zusammen, weil sie perfekt für mich ist.

Hermines POV:
Im Gegensatz zu den vorigen Tagen kehrte Hermine heute schon am Nachmittag in den Gryffindor Turm zurück. Als sie grinsend den Gemeinschaftsraum betrat, erblickte sie ihre Freunde, die zusammen saßen und augenblicklich verstummten, als sie Hermine erblickten. Ihre Blicke waren nervös, beinahe schon scheu, als hätten sie Angst, dass ein falscher Blick sie dazu bewegen würde wegzulaufen. Auch Hermines Miene versteifte sich. Sie war wirklich so unfair zu ihren Freunden gewesen. Das musste sie ändern. Und heute war der Tag, an dem sie gegen diese verdammte Trauer ankämpfen würde. Unsicher lächelnd setzte sie sich zu ihnen. Ginny und Ron tauschten fassungslose Blicke, während Harry zufrieden lächelnd nickte. "Es tut mir Leid, dass ich so fies zu euch war!", platzte es aus Hermine heraus. "Es tut mir so unendlich leid!" Zu ihrer Verwunderung war es Ron, der antwortete. "Brauch dir nicht leid zu tun. Wir verstehen das schon." Doch Hermine schüttelte abwehrend den Kopf. Nein, sie wollte nicht, dass Rücksicht auf die Umstände genommen wurde. "Ich war euch in letzter Zeit eine richtig schlechte Freundin. Und das möchte ich gerne ändern." Ginny grinste sie an. "Na dann, Willkommen zurück!" Hermine strahlte über das ganze Gesicht. Ihre Freunde waren wirklich nicht sauer! "Gibt es irgendetwas Neues?", wollte sie wissen. Harry schüttelte den Kopf, worauf er jedoch einen finsteren Blick von Ginny erntete. "Morgen sollen sich alle Paten zu einer Besprechung treffen", erklärte sie. Hermine zog eine Augenbraue hoch. "Wieso?" Ginny zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, irgendeine Besprechung." Sie zögerte für einen Moment. "Du musst nicht hin, wenn..." "Ich gehe hin", schnitt ihr Hermine das Wort ab. Der erste Schritt zur Besserung. Sie strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht. Einfach würde es sicher nicht werden, aber da musste sie nun einmal durch.

An diesem Abend lag Hermine noch lange wach in ihrem Bett und starrte an die Decke. Worum ging es in diesem Treffen bloß? Machten irgendwelche 1.Klässler Probleme? Helen vielleicht? Hermine konnte sich schon die überraschten Blicke der anderen 7.Klässler vorstellen, wenn sie dort auftauchen würde. Sie war so selten im Schloss zu sehen gewesen, dass die meisten vergessen haben mussten, dass sie überhaupt existierte. Ein paar Gesprächen über ihre Eltern würde sie leider nicht aus dem Weg gehen können, aber das gehörte dazu. Seid ihr stolz auf mich? Tue ich das Richtige? Sie schloss die Augen und begann sich zu entspannen. Langsam wurde sie in einen Schlaf gezogen, der von schönen Träumen durchwachsen war und Hermine war sich sicher, dass es ein Zeichen war..

I hate you.  (Draco & Hermine) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt