Kapitel 43 - Der erste Schnee

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~Die beiden wären schon irgendwie ein schönes Paar.~

Helens POV:
Begeistert stand Helen am Fenster und drückte ihre Nase fest an die kalte Scheibe. Es schneite! Trotz der anbrechenden Dunkelheit konnte sie eine dünne Schneeschicht sehen, die den Boden bedeckte. Schnee zu dieser Zeit war sehr ungewöhnlich. Fasziniert beobachtete sie, wie die Flocken zu Boden rieselten. Helen liebte Schnee! Es war einfach wunderschön! Die Welt sah aus, als wäre sie mit einer Schicht Puderzucker überzogen. Der Schnee knarrte immer so schön unter den Füßen und Helen hatte es immer geliebt mit ihrem Bruder Schneeballschlachten zu machen.

Helen zögerte. Sollte sie zum Ravenclaw Turm laufen und ihn fragen? Es würde bestimmt spaß machen! Dann schüttelte sie jedoch den Kopf. Nein! Sie würde sich doch lächerlich machen, wenn sie da aufkreuzte und nach einer Schneeballschlacht fragte. Die anderen mussten sie ja für ein Kleinkind halten! Dennoch hatte sie das verlangen hinaus zu gehen. Schnell warf sie sich ihren Gryffindor Schal um und zog sich ihre dicke Jacke an. Sie konnte es kaum erwarten in den Schnee hinaus zu kommen!!

Helen wusste, dass es bestimmt nicht so ganz erlaubt war sich in die Ländereien hinaus zu schleichen, vorallem um diese Uhrzeit. Ihr Drang war jedoch größer. Freudensprünge machend lief sie hinaus in die verschneite, unberührte Weite und hielt nahe eines kleineren Baumes an. Sie wollte sich gerade in den Schnee fallen lassen und einen Schneeengel machen, wie zuhause immer, als sie plötzlich Schritte hörte. Panik stieg in ihr auf. Ohje! Wenn mich hier jemand sieht bin ich erledigt!
Sie drückte sich so fest es ging an den Baumstamm und hoffte, dass sie von dem Schatten verschluckt wurde.

Die Schritte kamen näher und Helen hielt die Luft an. Einfach weitergehen..! Plötzlich stoppte die Person und Helen rechnete mit dem schlimmsten. Im gleichen Monent hätte sie sich am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen. Das war der Nachteil an Schnee: Fußabdrücke! Plötzlich ertönte eine Stimme: "Hallo?! Ist hier jemand?", schallte es unfreundlich. Erleichtert atmete Helen aus und trat aus ihrem Versteck. "Draco!", rief sie erfreut. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten. Ehe sie sich versah hatte Draco sie am Arm gepackt und hinter ein paar Büsche gezogen. "Aua! Das hat wehgetan!", protestierte sie und sah ihren Cousin grimmig an.

Helen konnte ihn nicht mehr einschätzen! Sie wollte ihren Draco zurück, der immer mit ihr gespielt hatte. Stattdessen erinnerte er sie immer öfter an Lucius. Aber wie war er denn wirklich? Helen schüttelte leicht den Kopf. Sie wurde aus ihm nicht mehr schlau.

Draco verdrehte die Augen und sah sie dann ernst an. "Du willst dich auch gerne freiwillig in Probleme bringen", meinte er grimmig und rümpfte die Nase. "Typisch Gryffindor." Helen wollte gerade protestieren, doch Draco ließ sie nicht zu Wort kommen. Er kniete sich vor sie und legte seine Hände auf ihre Schultern. "Wenn dich hier draußen wer entdeckt hätte wärst du schon auf dem Weg zurück nach Hause." Helen seufzte. "Zuhause..", murmelte sie und starrte in die Ferne. War sie einfach zu sensibel oder war es normal, dass sie Heimweh bekam? Hatten das die anderen 1.Klässler auch noch?
Es war, als hätte ihr Cousin ihre Gedanken gelesen. Plötzlich zog er sich seine Jacke aus, sodass er nur noch im Hemd war. Er setze sich auf die Jacke drauf und deutete neben sich. Zögernd setzte sich Helen zu ihm. Eine Weile schwiegen sie und Helen beobachtete die Schneeflocken die durch die Luft sausten. "Heimweh?", wollte Draco wissen, sah sie jedoch nicht an. Seine Stimme war weich und mitfühlend, so ganz anders, als wie er sich sonst immer gab. Ein wenig überrumpelt nickte sie. War das so offensichtlich? "Als ich in der 1.Klasse war hatte ich auch ein wenig Heimweh." Er sah sie ernst an. "Sag das bloß niemandem! Ich bin erledigt, wenn andere das wissen!" Helen nickte und wurde stolz. Sie teilte nach so langer Zeit endlich wieder ein Geheimnis mit ihrem Cousin! Sie fühlte sich in diesem Moment wieder mit ihm verbunden, es war Jahre her, dass es das letzte mal so gewesen ist. Ihr war, als würde Draco sie verstehen.

Eine Weile herrschte Schweigen. "Du Helen... Wie gehts Granger so?", meinte Draco plötzlich so beiläufig wie möglich, Helen konnte jedoch erkennen dass er sich verkrampfte. So beiläufig war es also doch nicht... "Gut...", erwiderte sie vielsagend betrachtete ihn vom Kopf bis zu den Fußspitzen. Weshalb interessierte er sich für Hermine? Erneut hätte sich Helen am liebsten geschlagen. Der Herbstball, natürlich! Die beiden tanzten ja zusammen. "Weißt du, ob sie und Weaselby wieder was miteinander haben?" Spätestens da wurde Helen misstrauisch. Angst stieg in ihr auf. Er würde doch keinen Mist bauen... oder doch? "Was hast du vor, Draco?", fragte sie kleinlaut. In solchen Momenten hatte sie wirklich Angst vor ihm. Er war unberechenbar!
Ihr Cousin sah sie überrascht an. "Vertraust du mir nicht?" Helen schüttelte langsam den Kopf. "Nicht mehr", flüsterte sie leise. Draco sah sie entgeistert und verletzt an, bevor er seinen Blick wieder in die Ferne richtete. "Du kannst mir aber vertrauen, Helen", meinte er, ohne ihr einen Blick zu schenken. Helen schluckte. Konnte sie das? Draco seufzte. "Und ich beweise es dir. Ich erzähl dir jetzt ein Geheimnis, du bist die einzigste die es dann weiß." Helen sah ihn neugierig an. Draco hatte Geheimnisse? Schnell nickte sie. Sie wollte es unbedingt wissen!

Draco holte tief Luft. "Weißt du, du bist die einzige vor der ich das zugeben würde, aber ich glaube ich mag Granger, sehr gerne sogar." Helen konnte Draco ansehen, dass es ihm schwer fiel das zu sagen. Sein Vater beeinflusste ihn eindeutig sehr stark. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihn mit offenen Mund anzustarren. "Hermine?", brachte sie heraus und um die tausend Gedanken rasten durch ihren Kopf. Draco nickte leicht und mied ihren Blick. War Draco ernsthaft in Hermine verliebt??! Er hatte sie doch immer fertig gemacht, über sie gelästert und nach seinen Richtwerten müsste er sie weiterhin hassen, schließlich war sie muggelstämmig. "Wow!", war das einzige was Helen hervor bringen konnte. Sie musste sich ihren Cousin mit Hermine vorstellen und irgendwie gefiel ihr dieses Bild. Egal wie viel Mist Draco auch baute, er war ihr Cousin und, wenn sich Helen das nicht einbildete, besserte er sich. Zumindest ein wenig. Wegen Hermine? Sie musste schmunzeln. Die beiden wären schon irgendwie ein schönes Paar.

"Sags ihr", meinte sie einfach und sah Draco herausfordernd an. Dieser erwiderte ihren Blick entgeistert. "Bist du bescheuert? Ich blamier mich doch zu Tode!"
"Sonst ist es dir doch auch egal was andere denken!"
Draco zögerte und strich sich angespannt durch die Haare. "Ich kann das nicht machen, Helen", meinte er bestimmt und starrte erneut in die Ferne. Es steckte tatsächlich noch etwas Gutes in ihm, Lucius hatte das noch nicht ganz zerstört. Und Hermine würde diesem Teil in ihm gut tun. Helen selbst würde auch alles dafür tun, dass er wieder wie damals werden würde.
"Irgendwann wird sie sich verlieben und dann hast du deine Chance vertan", meinte sie gleichgültig und grinste wohlwollend, als Draco erstarrte. Unsicher sah er sie an. Schließlich seufzte er.
"Vielleicht.. Aber noch kann ich es ihr nicht sagen."

Nach langen Momenten der Stille legte Draco zögernd den Arm um ihre Schultern und Helen ließ es zu. Sie hatte ihren Draco vermisst. Er war ihre Vertrauensperson gewesen als sie noch klein gewesen war. "Warum kannst du nicht so sein wie damals?", hauchte sie und lehnte den Kopf an seine Schulter. Sie spürte, wie er schwer schluckte. "Das ist alles nicht so einfach... Vielleicht irgendwann wieder..."

Helen versank in ihren Gedanken und genoss die Vertrautheit zwischen ihnen. Sie fühlte sich auf einmal wieder so mit ihm verbunden. Er war eher wie ein Bruder für sie, war er immer gewesen. Und das würde er auch immer bleiben, egal was er auch anstellte.

I hate you.  (Draco & Hermine) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt