Teil 26

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"Auf welchen Namen darf ich die Suite buchen?"
"Kont."

Warum sagtest du deinen echten Namen?

Er nickte: "Das macht dann 300 Euro im Vorraus."

So, das war's mit der Luxussuite. Übernachten wir eben wieder unter dem Sternenhimmel, doch du hattest an alles gedacht, und dafür bewunderte ich dich wieder einmal.

"Das tut mir jetzt aufrichtig leid, aber am Flughafen wurden unsere Koffer verlegt und ebenso unsere Kreditkarten, die dort drinnen waren." Wer hatte seine Kreditkarte im Koffer?
Der Mann aber nickte aufrichtig: "Wir kontaktieren Sie natürlich sofort, wenn das Gepäck eingetroffen ist. Dann bezahlen Sie einfach morgen." Er reichte uns die Karte und sagte uns, wie wir auf dem schnellsten Weg nach oben gelangten.

Sie ließen uns in den Klamotten einfach so in die Suite, ohne Vorauszahlung? Das gab es doch nur bei Promis, oder? Allerdings mussten sich diese auch keine Ausreden einfallen lassen. Irgendwas kam mir komisch vor, allerdings hatte sich noch nicht herausgestellt was.

Als ich bemerkte, dass ich noch die Tüte mit meinem Kleid in der Hand hielt, versteckte ich sie schnell hinter meinem Rücken, sonst würde er ja noch Verdacht schöpfen.
"Komm, Schatz", du reichtest mir deine Hand und ich ergriff sie mit einem seltsamen Gefühl. Wir liefen direkt auf einen vergoldeten Aufzug zu, in dem schon ein Mann wartete und uns fragte, in welches Stockwerk wir müssten. Du reichtest ihm nur die Karte und er betätigte einen Knopf, damit wir nach oben kommen.
"Das ist der Wahnsinn", flüsterte ich, nachdem wir aus dem Aufzug gegangen waren.
"Wo warst du denn sonst im Urlaub?", fragtest du.
"Nirgends."
"Du warst noch nie im Urlaub?"
Ich zuckte nur mit den Schultern: "Ich wollte nie mitfahren."

Wieder eine Lüge.

"Dann wird es jetzt aber mal Zeit dafür." Wir liefen auf einem roten Teppich mit irgendwelchen besonderen Mustern und ich wusste einfach nicht, wo ich hinschauen sollte.
Als du dann plötzlich stehen bliebst, rannte ich in dich hinein: "Ups."
Du begannst lauthals loszulachen: "Nicht so stürmisch, kleine Blume."
Ich hustete: "Ja, ja. Jetzt mach auf, du Arsch." Du öffnetest die Tür mithilfe der Karte. Ein riesiger Gang erstreckte sich vor uns und ein riesiger Spiegel hing an der Wand. Die Fliesen glitzerten, an der Garderobe hätten Jacken von einer ganzen Fußballmannschaft Platz gefunden und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Überall war alles überfüllt mit gold und wunderschönen Pflanzen. "Sowas nennt man also normal, wenn man ein Star ist?", fragte ich.
"Stars würden sich mit dieser Suite nicht zufrieden geben."
"Kennst du dich da etwa so gut aus?"
Du zucktest nur mit den Schultern: "Ein wenig."
"Spuck es aus, Kont. Was verheimlichst du mir?"

Du setztest wieder dein neutrales Gesicht auf und ich versuchte daraus abzulesen, ob du mir antworten würdest. Was war denn so schlimm daran, seiner Freundin eine Frage über sich zu beantworten? Eigentlich warst du und dein Leben ein einziges Rätsel für mich.

Nach einem langem Moment der Stille seufztest du: "Ich wurde früher oft in solche Hotels geschleppt."
"Du bist also reich?"
Du schütteltest den Kopf: "Meine Eltern sind das, aber ich habe mich von Ihnen abgeschottet."
"Wie meinst du das?"
"Das ist doch nicht so wichtig", murmeltest du und ich merkte, dass du bei diesem Thema dicht machen würdest, also beließ ich es dabei.
"Ich komme darauf nochmal zurück."
"Hoffentlich nicht im nüchternen Zustand", lachtest du und reichtest mir die Hand.
"Ich kann auch ohne deine Unterstützung eintreten", sagte ich und ging auf den nächsten Raum zu.
"Sicher, dass du nicht vor Schock umfällst?"
"Arsch."
"Ich dich auch, Elli."

Und wenn ich schon gedacht hatte, dass der Eingangsbereich umwerfend war, wurde dieser noch einmal übertroffen.

Vorhänge, Sofas, ein riesiger Flachbildfernseher, etliche Pflanzen, Getränke, Schokolade und Verzierungen, so weit das Auge reichen konnte.
"Können wir hier einziehen?", ich lachte wie ein kleines Mädchen, das gerade ein Kuscheltier geschenkt bekommen hatte. Ich lief in die anderen Räume und betrachtete alles genau, ich fand keinen Raum, der auch nur annähernd billig aussehen könnte.
"Sieh mal, Elli."
"Was denn?"
"Die haben gewusst, dass wir kommen." Ich sah zu dir und mein Blick fiel direkt auf den Schrank voller Alkohol.
"Perfekt." Ich ging zu dem riesigen Bett und ließ mich in die weichen Kissen fallen: "So eins brauche ich auch."
Du standst lächelnd am Rande des Bettes: "Man könnte meinen, du gehörst hierher." Ich schmiss ein Kissen nach dir und du wichst lachend aus: "Zielen musst du noch üben, kleine Blume." Jetzt warf ich mehrere Kissen und eins traf dich direkt im Gesicht.
"Ha!", triumphierte ich.
"Na warte", du sammeltest die Kissen auf und warfst dich mit ihnen auf mich.
"Aua, Jack", schrie ich, doch du bewegtest dich kein bisschen. "Geh runter von mir, du Idiot", zischte ich, aber ich konnte nicht aufhören zu lachen.
"Ach, das ist aber äußerst gemütlich so", du machtest es dir jetzt erst recht bequem. Ich versuchte aus dem Bett zu kommen, aber ich schaffte es nicht und dann hatte ich wieder einen Hustanfall. Du ließt natürlich sofort von mir ab und ich richtete mich auf. Du sahst mich traurig an: "Tut mir leid, Elli."
Als ich mich wieder beruhigt hatte, sah ich dich entsetzt an: "Sag das nie wieder."

Ich wollte niemals, dass du mich aufgrund meiner Krankheit anders behandelst, Jack. Hätte es einen Weg gegeben, dann hätte ich dir am liebsten nie davon erzählt, aber wie sollte man Lungenkrebs im letzten Stadium verstecken? Ich sah dein leichtes Lächeln und meine Güte, ich verliebte mich immer wieder auf's Neue in dich.

Einsam fällt Sterben leichterWhere stories live. Discover now