Teil 1

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"Hast du Feuer?", ich sah in deine wunderschönen, blauen Augen.
Dein Blick glitt über meinen Körper und blieb dann zu lang an meinen Lippen hängen: "Du rauchst zu viel." Du zogst dein Feuerzeug aus deiner Jackentasche und reichtest es mir.
"Du kannst mich mal", lachte ich und zündete meine Zigarette an.
"Ich dich auch Elli, ich dich auch."
Ich rollte mit den Augen: "Du bist ein alter Romantiker, Jack. Wie aus so einem kitschigen Roman, den man gleich nach zwei Seiten wieder beiseite legt." Ein Lächeln umspielte deine Lippen und ich hatte schon wieder nur Augen für deinen perfekt geformten Mund.
"Wo starrst du denn die ganze Zeit hin?", du sahst mich mit deinem, ich-weiß-genau-was-du-jetzt-denkst-Blick an und verdammt, du kanntest mich zu gut.
"Nicht hier in aller Öffentlichkeit", flüsterte ich und stand auf, bevor du es dir anders überlegen konntest.
"Warum nicht?" Konnte jemand ihm mal sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht schlagen?
"Weil ich dich nicht mal mag", ich lief los, um noch vor dir aus dem Park rauszukommen.
"Du lügst", du kamst neben mich.
Ich begann hysterisch zu lachen: "Stimmt, ich kann dich kein bisschen leiden." Meine Schritte wurden zügiger, ich sollte nicht hier sein.

Ich hätte dich wegschicken sollen, gleich am ersten Tag. Dein Körper, dein Gesicht, deine Art zu lächeln, ich hatte von Anfang an gewusst, dass du Ärger bedeuten würdest. Trotzdem hatte ich mich auf dich eingelassen, ich fühlte mich förmlich zu dir hingezogen, aber nicht so wie in Twilight, unsere Geschichte würde kein happy end haben. Mehr so wie eine Sucht, du warst meine persönliche Droge, und verdammt nochmal, ich hasste dich dafür nicht ohne dich zu können.

"Du lügst immer noch, du magst mich sehr wohl", deine Hände umschlossen meine Hüften und ich vergaß für einen Moment zu atmen. Ich drehte mich um und wollte dir gerade sagen, dass du mich loslassen solltest, doch da war es schon zu spät. Deine Lippen streiften meine und ich hatte keine Chance mehr. Ich konnte mich nur noch hingeben, denn etwas anderes hättest du nicht zugelassen, hätte ich nicht gewollt.

Ich hasste diese Filme in denen von Schmetterlingen im Bauch erzählt wurde, das klang immer so lächerlich. Doch was du in mir auslöstest waren weder Schmetterlinge, noch ein warmes Kribbeln im Bauch. Ich hatte keine Ahnung was du mit mir anstelltest, doch mein Körper spielte verrückt, jede einzelne Faser fühlte sich machtlos, machtlos dir zu widerstehen. Ob ich es versucht hatte? Nein, es wäre sinnlos gewesen.

Unsere Lippen lösten sich voneinander und ich wusste, dass ich lächelte, obwohl ich es nicht wollte.
"So viel dazu, dass du mich nicht leiden kannst", du gingst einfach weiter, mit den Händen in den Hosentaschen maschiertest du davon. Frühs um sechs mitten in einem Park ließt du mich alleine stehen. Ich schüttelte den Kopf und zog wieder an meiner Zigarette, ich konnte dich nicht ausstehen.

Manchmal frage ich mich, ob es für dich ein Spiel war. Wenn ja, warst du der beste Schauspieler auf dieser ganzen weiten Welt und ich das naivste Mädchen aus einer Geschichte, die sich nur um Badboys drehte. Ich weiß nicht, ob du es ernst meintest, was davon echt war, doch eines konnte ich dir versprechen, für mich war es echt, bis zum letzten Atemzug.

"Jack, du Arsch", rief ich dir nach und du drehtest dich tatsächlich um, allerdings nicht ohne idiotisch zu grinsen.
"Elli, meine Blume, was gibt es denn für einen Anlass mich so zu beleidigen?"
Ich zeigte dir den Stinkefinger: "So bekommst du niemals eine ab."
"Brauche ich auch nicht mehr, Schatz."
"Geh einfach!", ich beobachtete den Rauch der Zigarette und wie er immer wieder verblasste.
"Ich kann noch nicht gehen", du warst auf dem Weg zurück zu mir. Ich rauchte uninteressiert weiter, dann standest du vor mir. Ich sah zu dir hoch, ich hatte mich immer so klein neben dir gefühlt. "Gib es zurück!", du murmeltest es mehr, als deutlich zu sprechen.
Ich runzelte die Stirn: "Was?"
"Mein Feuerzeug."

Dafür hätte ich dich am liebsten geschlagen. Du wusstest genau, dass Rauchen meine Sucht war, dass es ohne nicht ging und trotzdem verlangtest du immer wieder, dass ich aufhörte. Doch da war es so wie mit dir Jack, es war meine persönliche Sucht und ich wollte nicht damit aufhören, wahrscheinlich hätte ich es auch nicht gekonnt.

Ich klemmte die Kippe zwischen meine Lippen und suchte in meinen Jackentaschen nach deinem scheiß Feuerzeug.
"Hier", ich schmiss es dir auf den Boden und dann begannst du zu lachen.
"Du bist echt süß, wenn du genervt bist."
"Schön", ich wandte mich zum Gehen.
"Ach Elli, einer muss doch aufpassen, dass du nicht zur Kettenraucherin mutierst."
"Das muss niemand, und ganz sicher nicht du."
"Morgen um fünf wieder an unserer Bank?", fragtest du.
"Wenn es mir passt." Wir liefen in unterschiedliche Richtungen, doch dein Lachen hallte noch Stunden lang in meinem Kopf nach.

Die Wahrheit ist, ich wäre immer gekommen, egal an welchem Ort du mich treffen wolltest, egal wann und egal mit wem. Solange du da warst, war alles gut, konnte ich alles vergessen. Als du bei mir warst, konnte ich an die Unsterblichkeit glauben, an unsere unvorstellbare, wunderschöne Ewigkeit.

Einsam fällt Sterben leichterWhere stories live. Discover now