Teil 16

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Also habe ich wirklich eine Arschbombe gemacht, was Melanie zum jubeln und dich zum lachen brachte. Ich lächelte, es war gar nicht so schlimm gewesen und meine Unterwäsche hatte ich auch nicht verloren. Jetzt sprangst du ebenfalls und wärst fast auf mir gelandet.
"Nochmal, nochmal!", schrie Melanie.
Du lachtest: "Das nächste Mal, wenn wir uns wieder sehen." Ich musste husten und schwamm an den Rand. Du sagtest noch irgendwas zu dem Mädchen, das ich nicht verstehen konnte, dann kicherte sie und ging in Richtung der Umkleiden. "Alles in Ordnung, Elli?"
"Ja, nur ein Hustenanfall."

Nur ein Hustenanfall, es war immerhin nur Krebs, Jack. Eine Krankheit an der ich sterben würde, eine Krankheit die uns trennen würde.

"Wir legen uns da vorne auf eine Liege", du deutetest auf einen freien Platz. Ich nickte nur und du halfst mir aus dem Becken zu kommen. Keiner sagte etwas, aber trotzdem spürte ich die Blicke auf uns. Die Liegen waren viel breiter als ich und da ich sowieso nicht gerade dick war, kam ich mir vor wie ein kleines, zerbrechliches Etwas. Ich hasste das. Ich hätte gerne ein Handtuch gehabt, da es jetzt ziemlich kalt wurde.
"Wir sollten nächstes Mal besser planen", ich fror.
Du sahst mich von deiner Liege aus an: "Ist dir kalt?"
Ich lachte: "Ist das so offensichtlich?"
"Ich würde ja jetzt etwas sagen, aber ich glaube dann hasst du mich", du grinstest.
"Ich hasse dich auch so."
"Wenn du mehr Muskeln hättest, würdest du nicht frieren."
"Och Jack", ich drehte mich weg, sodass mein Blick auf das Becken gerichtet war.
"Soll ich dich aufwärmen?" Ich ignorierte dich. Als ich dann auf einmal deinen nassen Körper an mir spürte, schreckte ich hoch.
"Das ist eine Liege für eine Person", ich sah dich an.

Wie du neben mir lagst, dein Grinsen, dein Blick Jack, was hast du nur immer wieder mit mir angestellt?

"Stell dich nicht so an, Elli. Lehn dich zurück und schließ die Augen." Ich sah dich misstrauisch an, aber tat es dennoch.

Ich glaube ich bin dann mit meinem Kopf an deinem Oberkörper eingeschlafen. Ich hatte mich so gut mit dir gefühlt. Ich fühlte mich sicher und geborgen bei dir, sodass ich gar nicht mehr an die Zukunft dachte. Ich danke dir für diese Momente Jack, ich habe sie geliebt.

Ich öffnete meine Augen und schaute um mich. Lag ich gerade wirklich in einem Schwimmbad? Doch dann fiel mir alles wieder ein, ich richtete mich langsam auf und sah zu dir. Du warst auch eingeschlafen, ich lächelte. Die Halle war mittlerweile voller geworden, aber niemand beachtete uns, wahrscheinlich weil sie uns während dem Schlafen beobachtet hatten. Ich versuchte vorsichtig aufzustehen, damit ich dich nicht weckte, doch ich versagte.
"Wo gehst du hin, Elli?", du riebst dir verschlafen die Augen, Gott war das süß.
"Ich wollte dich nicht wecken."
"Zu spät", du lächeltest zu mir hoch und setztest dich dann auf.
"Ich gehe nur kurz auf die Toilette", ich zeigte zu den Umkleiden.
Dein Grinsen kehrte zurück: "Sicher, dass ich nicht mitkommen soll?"
"Du bist so ein Idiot, Jack", ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Ich stand auf und fand die Toilette auch relativ schnell und ich musste wieder festellen, dass wir nächstes Mal planen sollten, da der Boden wirklich widerlich war und ich keine Badeschuhe hatte.

Nächstes Mal? Ich habe gerade an die Zukunft gedacht, ich habe daran gedacht wie wir nochmal ein Schwimmbad zusammen besuchten, doch das würde nie wieder passieren. Was dachte ich? Ich hatte den Gedanken bald tot zu sein einfach beiseite geschoben, aber ich sollte ihn nicht vergessen, ich durfte nicht vergessen wer ich war und was ich vor mir hatte, ich musste auf Abstand gehen. Wir waren uns viel zu nahe gekommen, Jack. Ich wollte nicht, dass du mit solchen Erinnerungen an mich denkst, du solltest nämlich eigentlich überhaupt nicht an mich denken, das wäre besser gewesen, für mich und dich.

Ich betrachtete mich im Spiegel, ich würde dir jetzt nicht die perfekte Beziehung vorspielen, denn diese hatten wir nicht, diese würden wir niemals haben können. Ich betrat die Schwimmhalle und du lagst immer noch auf der Liege, doch als du mich ansahst begannst du zu lächeln.
"Können wir gehen, ich will eine rauchen", ich stellte mich vor dich.
Dein Lächeln erstarb und wurde durch einen enttäuschten Blick ausgetauscht: "Ja."
Du hast mir leid getan, Jack. Ich hatte viel zu kalt gewirkt und trotzdem hatte ich so viel gefühlt: "Ich will vorher noch duschen."
"Ich auch", murmeltest du und ich hätte schwören können, dass du geblinzelt hast, als würdest du anfangen zu weinen, aber du sahst mich dennoch an und lächeltest. Deine Bemerkung darüber, dass wir zusammen duschen könnten, hast du mir erspart.

Ich glaube ich habe dich damals wirklich verletzt Jack, und das tut mir so furchtbar leid. Aber konntest du meine Denkweise nicht verstehen? Ich wollte dich auf Abstand halten, um den Abschied leichter zu machen und das, obwohl Abschiede nie leicht waren, endgültige Abschiede. Sie nahmen immer etwas mit, das man nie wieder bekommen würde.

Einsam fällt Sterben leichterWhere stories live. Discover now